Fremdenfeindlicher Bundeswehroffizier führte Doppelleben als syrischer Flüchtling

Festgenommen wurde auch ein Student aus Offenbach als Komplize, es sei ein Anschlag geplant gewesen

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Grelle Schlagzeilen am 27. April: Ein in Frankreich stationierter Bundeswehroffizier hat sich im Dezember 2015 bei der hessischen Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen als syrischer Flüchtling ausgegeben. Er stellte einen Asylantrag und verschaffte sich damit eine zweite Pseudoidentität. Anfang Februar wurde er in Wien vorübergehend festgenommen, als er eine auf einer Flughafentoilette versteckte Pistole an sich nahm. Die österreichischen Behörden eröffneten ein Verfahren wegen unerlaubten Waffenbesitzes, ließen ihn laufen und informierten das BKA.

Über die Fingerabdrücke kamen die Ermittler dem Mann auf die Schliche. Am 26.4. durchsuchten hessische, bayerische, österreichische und französische Beamte immerhin 16 Wohnungen und Diensträume der Bundeswehr in Deutschland, Österreich und Frankreich. Sie fanden Waffen, Sprengstoff und "Anhaltspunkte für ein fremdenfeindliches Motiv". Offensichtlich geht die Staatsanwaltschaft von einem rechtsextremen Hintergrund aus. Es bestehe der Verdacht, dass der Beschuldigte eine schwere staatsgefährdende Straftat geplant habe.

Zusammen mit dem Oberleutnant wurde ein Offenbacher Student festgenommen. Die Zahl der durchsuchten Objekte deutet darauf hin, dass es sich möglicherweise nicht nur um ein Duo, sondern um eine Gruppe handelt. Die Sicherheitsbehörden finden den Fall "kurios" und "außergewöhnlich". Der Soldat habe ein Doppelleben geführt, mal bei der Bundeswehr, mal in einer Flüchtlingsunterkunft. "Plante Oberleutnant Anschlag auf Flüchtlinge?" fragt die Bildzeitung. Eine andere Möglichkeit spricht die Bundestagsabgeordnete der Grünen, Irene Mihalic, an: "Es muss dringend geklärt werden, ob in der rechten Szene gezielt Anschläge geplant werden, um sie Geflüchteten in die Schuhe zu schieben".

Das wäre dann ein von Rechtsextremen verübter Anschlag, der aber so aussehen soll, als ob Nahostflüchtlinge die Täter seien. Im französischen/britischen/deutschen Wahlkampf wäre das die optimale Unterstützung für FN/UKIP/AfD. Auf solche Ideen kommt man in faschistischen Kreisen, insbesondere in Frankreich, wo der islamistische Terror immer wieder klammheimliche Freude beim Front National provoziert.

Freilich wird dürfte ein Bundeswehrsoldat mit biodeutscher Erbmasse und hessischem Sprachgut Mühe haben, sich als Obsthändler aus Damaskus auszugeben. Erinnert sei aber an den "Amoklauf" vom 22.7.16 in München, dessen Täter David S. einen iranischen Vater hatte. Seine rechtsextreme Gesinnung steht inzwischen außer Frage, wie der gerade dem bayrischen Landtag vorgelegte Untersuchungsbericht des bayerischen Innenministeriums zeigt. So jemand wäre wohl imstande, glaubhaft einen Syrer zu markieren.