Fracker siegen über OPEC

Die Förderbegrenzung konnte den Ölpreis nicht nachhaltig steigern, weshalb Saudi-Arabien und Russland für eine Verlängerung eintreten

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Es zeichnete sich schon im März deutlich ab, dass der Traum der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) nicht aufgehen würde, die mit einer Begrenzung der Ölförderung die niedrigen Ölpreise deutlich nach oben treiben wollte. Es kommt weder zu einer Verknappung, noch zu steigenden Ölpreisen. Die kurzfristigen spekulativen Preisanstiege, die sich aus den OPEC-Ankündigungen ergeben hatten, sind längst Geschichte. Das wird die OPEC-Sitzung am 25. Mai bestimmen, wo über weitere Maßnahmen beraten werden soll.

Schon im März war der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI wieder deutlich unter die Marke von 50 US-Dollar gefallen. Er konnte sich auf dem Niveau zwar zunächst stabilisieren, doch zum vergangenen Wochenende sackte der Preis für ein Barrel WTI sogar unter die Marke von 44 Dollar ab. Im März konnte sich der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent zwar noch über der Marke von 50 Dollar halten, doch auch er ging bald in die Knie. Er fiel zwischenzeitlich sogar fast unter die Marke von 45 Dollar.

Dass sich die Preise nun wieder stabilisieren und ein Barrel Brent wieder fast 50 Dollar kostet, hängt damit zusammen, dass die OPEC (vertreten von Saudi-Arabien) und Russland sich auf eine Verlängerung der aktuellen Fördergrenzen einigen wollen. Entsprechende Stellungnahmen gab es am Montag, wonach die bisher geltende Förderbegrenzung sogar über das Jahr 2017 hinaus verlängert werden könnte. Der saudische Ölminister Khalid al Falih hatte sich zuversichtlich gezeigt, dass die jetzige Vereinbarung in die zweite Jahreshälfte verlängert werde und "möglicherweise darüber hinaus", sagte er. Kurz danach hatte der russische Energieminister Alexander Nowak bestätigt, dass über mehrere Szenarien debattiert werde und dass auch er glaube, die Verlängerung könne "für eine längere Zeit" helfen, ein Gleichgewicht am Ölmarkt schneller zu erreichen.

Damit wird weiter die Hoffnung bemüht, dass der Verbrauch von Öl weltweit deutlich zunimmt, um darüber das Überangebot abbauen zu können. Dabei rechnet die Internationale Energie-Agentur (IEA) zunächst damit, dass die globale Ölnachfrage das zweite Jahr in Folge langsamer wachsen wird und auch die bisherige Prognose noch zu optimistisch sein könnte. Auch deshalb konnten die Hoffnungen der OPEC bisher nicht erfüllt werden.

Letztlich wurde mit der Förderbegrenzung (vor allem von Saudi-Arabien) aber eingeräumt, dass die Strategie gescheitert ist, mit der lange versucht wurde, der Fracking-Konkurrenz in Nordamerika den Garaus zu machen. Vor allem die Fracker reiben sich dort aber die Hände, denn die OPEC hat mit ihrer Politik dafür gesorgt, dass sich die Preise von den Tiefstständen um 30 Dollar zum Jahreswechsel 2015/16 wieder etwas erholt haben, womit aber das Fracking wieder rentabel wurde.

Fracking-Produktion hat sich erholt

Obwohl die Preise sehr niedrig waren, hatte sich die US-Produktion schon im vergangenen Sommer bei 8,4 Millionen Barrel pro Tag stabilisiert. Die umstrittene Technik war über den Preisdruck verbessert worden, womit auch die Kosten deutlich gesenkt worden sind. Die Fracking-Bohrlöcher liefern nun mehr Öl als früher und bleiben länger aktiv. Brauchte die Fracking-Industrie einst noch einen Ölpreis von 60 bis 100 Dollar, um ihre oft teuren Kredite bedienen zu können und Gewinn zu machen, sind sie mit den derzeitigen Ölpreisen meist rentabel.

In Nordamerika wurde die Produktion längst wieder ausgeweitet. Inzwischen werden in den USA fast 9,3 Millionen Barrel täglich gefördert und das Land ist wieder auf dem Weg, Saudi-Arabien vom zweiten Platz der Ölförderer zu verdrängen. Seit vergangenem Sommer ist das ein Zuwachs um 900.000 Barrel. Die USA sind schon fast wieder am Förderrekord aus dem Frühjahr 2015 angelangt. Die Fracker haben sich als dynamisch gezeigt, damit konnte die Produktion fast um die Menge ausgeweitet werden, um die die OPEC und Russland ihre Förderung beschränkt haben. Auch deshalb ist kaum zu erwarten, dass eine Verlängerung der Förderbegrenzung die Preise real steigen lässt.

Konflikt zwischen Iran und Saudi-Arabien

Ob es überhaupt zu einem neuen Abkommen und einer Förderbegrenzung kommt, ist keineswegs sicher. Denn den Saudis gefällt nicht, dass es bei der Produktion von Russland schon vom Spitzenplatz verdrängt wurde. Zudem ist die OPEC gespalten, da Saudi-Arabien auch den Iran in Schach halten will. Das Land hatte ohnehin Sonderrechte bei der Ölförderung durchgesetzt, weil er wieder zur Ölförderung zurückkehren will, die das Land vor den Sanktionen hatte. Den Saudis gefällt es auch nicht, dass der schiitische Iran wieder zur Regionalmacht in Konkurrenz zu den sunnitischen Saudis aufsteigt.

Zuletzt wurden sogar wieder kriegerische Töne laut. Iran drohte den Saudis mit totaler Vernichtung, da der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman damit gedroht hat, den Kampf um den Jemen in den Iran tragen zu wollen. Der Kronprinz, der auch Verteidigungsminister ist, sagte: "Wir werden nicht warten, bis die Schlacht nach Saudi-Arabien kommt, sondern daran arbeiten, dass die Schlacht im Iran, statt in Saudi-Arabien stattfindet." Daraufhin antwortete Teheran entsprechend scharf. Sollten die Saudis "etwas Unverschämtes tun", dann würde der Iran in Saudi-Arabien "nichts unberührt lassen, abgesehen von Mekka und Medina", drohte der iranische Verteidigungsminister Hossein Dehqan.