Erklärvideos für die Zuschauer: BR mit eigener "Anti-Fake-News-Einheit"

Bayerischer Rundfunk will gegen Propaganda vorgehen - Vorbereitung in "Bootcamp"

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Nun also auch der Bayerische Rundfunk (BR): Nachdem bereits die Tagesschau einen "Faktenfinder" (Von Fakten sprechen und dabei vermuten) installiert hat, zieht "Bayern" nach und will mit einem eigenen Team "Social Listening and Verification" so genannten Fake News den Wind aus den Segeln nehmen.

"Falschnachrichten? Gerüchte? Halbwahrheiten? Fake? Wollen wir enttarnen. Und journalistisch gegenhalten", heißt es in einem aktuellen Beitrag des BR. Das Zwei-Mann-Team, das angeführt wird vom Social-Media-Beauftragten des BR, Stefan Primbs , habe in einer mehrwöchigen Aufbau- und Testphase ein "Bootcamp" durchlaufen, um sich auf die Arbeit vorzubereiten.

Dabei habe auch Marcus da Gloria, der Pressesprecher der Münchner Polizei, das BR-Team besucht, um über seine Erfahrungen im Hinblick auf Fake News und soziale Medien im Zusammenhang mit dem Amoklauf in München im vergangenen Jahr zu berichten.

Christian Nitsche, der Chefredakteur des BR, sagte zu dem neuen Projekt, wenn Menschen sich nicht mehr verlässlich informieren könnten, sei dies eine Gefährdung für die Demokratie. Qualitätsmedien müssten sich den "Verbreitern gezielter Falschnachrichten" mit ihrer Recherchekraft entgegenstellen. "Es kann nicht sein, dass wir Propagandisten das Internet überlassen. Der Preis wären irrationale Konflikte, die eine Gesellschaft aufwühlen und spalten können", so Nitsche.

BR24-Nutzer kennen schon eine Form, mit der wir bei BR24 'Fake News' und Halbwahrheiten enttarnen und erklären, wie es wirklich ist, den '#factfox'. Ein von einem jungen Startup mit BR24 entwickeltes, preisgekröntes Tool, das bei BR24 schon eingesetzt wird, um aufzuräumen mit falschen Behauptungen. Andere Formate werden folgen.

Bayerischer Rundfunk

Über Erklärvideos will der BR nun aufzeigen, welche Mechanismen bei Propaganda und Falschmedlungen in sozialen Netzwerken zum tragen kommen. Deutlich wird: Der BR fokusiert bislang nur auf "Fake News", "Propaganda" und "Falschmeldungen", die sich im Internet finden bzw. durch soziale Medien verbreitet werden. Falschmeldungen, Propaganda (man denke etwa an die "Brutkastenlüge") und eine fragwürdige Berichterstattung, die sich mitunter auch bei den Leitmedien finden lässt, scheinen nicht auf dem Radar der "BR-Faktenfinder" zu sein.

Neben Zuspruch ("eine hervorragende Idee. Alles Gute für so ein wichtiges Projekt") findet sich auch reichlich Kritik im Forum zu dem BR-Artikel, der das Projekt vorstellt. So greift etwa ein Leser die Aussage des BR-Chefredakteurs aus ("Der Preis wären irrationale Konflikte, die eine Gesellschaft aufwühlen und spalten können") und kommentiert: "So wie das bei militärischen Aktionen schon länger der Fall ist. Es regt sich fast niemand mehr darüber auf, dass die Bundeswehr in 'kriegsähnliche Konflikte' geschickt wird. Wir haben uns daran gewöhnt, dass das hohe Ideal der 'reinen Verteidigungsarmee' völlig über den Haufen geworfen wurde." Unter dem Kommentar findet sich eine redaktionelle Anmerkung: "Dieser Kommentar wurde von der BR-Redaktion entsprechend unseren Kommentar-Richtlinien bearbeitet."