Obama Amen

Barack Obama, September 2014. Bild: Johan Viirok/CC BY-2.0

10 Gründe, warum Friedensnobelpreisträger Barack Obama beim Evangelischen Kirchentag der richtige Redner ist

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Beim Evangelischen Kirchentag hätten viele einen Auftritt des vormaligen US-Präsidenten George W. Bush vorgezogen, der als Angehöriger der Evangelisch-Methodistischen Kirche und wiedergeborener Christ ein famoser Redner gewesen wäre. Auch Amtsinhaber Donald J. Trump, der in Tradition Martin Luthers "dem Volk aufs Maul geschaut" hatte und dann vielleicht auch einen 30-jährigen Krieg auslöst, wäre im Luther-Jahr ein perfekter Gast gewesen. Demgegenüber war Barack H. Obama nur dritte Wahl, da er 2008 aus der Trinity United Church of Christ in Chicago wegen dortiger Kritik an Hillary Clinton ausgetreten war und US-Kriege nicht mehr als Kreuzzüge bezeichnete.

Dennoch gibt es gute Gründe, den Friedensnobelpreisträger auf einer evangelischen Veranstaltung sprechen zu lassen:

1. Der Kniefall von Saigon

Als Obama bei seinem Staatsbesuch in Saigon einen Kranz für die Millionen von US-Truppen im Vietnamkrieg getöteter Menschen niederlegte, sank der Präsident vor Scham und Ergriffenheit spontan auf die Knie. Mit dieser Geste versöhnte er das Volk, das zu keinem Zeitpunkt an eine Bedrohung der USA auch nur dachte und nicht einmal Kissinger einen Attentäter schickte.

2. Lehren von Bagdad

Nachdem der damalige Private Bradley Manning hunderte Kriegsverbrechen der Besatzungstruppen im Irak aufgedeckt hatte, entließ Obama sämtliche beteiligten Militärs unehrenhaft. Die heutige Brigadegeneralin Chelsea Manning wird in den USA für ihren Mut als Nationalheldin verehrt.

3. Einstellung des Drohnenkriegs

Ebenfalls zu den Altlasten der Bush-Administration gehörte ein Drohnen-Programm, bei dem von der CIA ausgewählte Terrorverdächtige und deren Begleiter aus dem Hinterhalt massakriert wurden. Verfassungsrechtler Obama stellte dieses völkerrechtswidrige Mordprogramm sofort nach Amtsantritt ein, um Hass auf die USA und damit weiteren Terror abzuwenden.

4. Kürzung der Militär-Ausgaben

Nachdem Obama auch in Libyen die Demokratie herbeigebombt hatte, erkannte er, dass der absurd hohe Verteidigungsetat sinnvoller zum Erhalt von Leben als zum Töten eingesetzt werden kann. Zudem bewahrte der Präsident den Westen davor, sich in den Regionalkonflikt in der Ukraine hineinziehen zu lassen.

5. Anerkennung des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag

Schon 65 Jahre nach Gründung des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag ratifizierten die USA ihre Mitgliedschaft und erkannten damit das Völkerstrafrecht auch für sich als verbindlich an. Hierdurch setzte der Westen ein wichtiges Signal, das rücktrittswillige afrikanische Staaten sowie Russland politisch zum Verbleib zwang.

6. Begrenzung der Geheimdienstbefugnisse

Im Rahmen des Abhör-Skandals schloss Obama deutsche Lauschposten wie den Dagger Complex und nahm NSA und CIA an die kurze Leine. Auch seiner Außenministerin Hillary Clinton, die aus ihren Diplomaten Spione gemacht hatte, gab Obama den Laufpass.

7. Verschärfung der US-Waffengesetzte

Obama erkannte die jährlich 30.000 Todesopfer durch Schusswaffengebrauch als drängendes politisches Problem. Dieses gewichtete Obama ähnlich hoch wie die jährlich ca. 50 US-Terroropfer (die überwiegend von weißen Extremisten getötet werden).

8. Jemen-Intervention

Der Stratege im Weißen Haus verhinderte durch politischen Druck auf Saudi-Arabien und Einstellung von Waffenlieferungen einen sich abzeichnenden Krieg im Jemen.

9. Aussöhnung mit Nordkorea

Beim ersten Staatsbesuch eines US-Präsidenten in Pjöngjang entschuldigte sich Obama für die in den 1950er Jahren erfolgte Tötung von 20% der nordkoreanischen Bevölkerung und versicherte, dass Washington an Gründe für künftigen Massenmord heute strengere Kriterien anlege.

10. Schließung von Guantanamo Bay

Wie bereits im Wahlkampf 2008 versprochen, räumte Obama sofort nach Amtsantritt den US-Militärstützpunkt Guantanamo Bay.