Arktis: Die USA rüsten auf

(Bild: Bild: USS Honolulu, Chief Yeoman Alphonso Braggs, US-Navy / gemeinfrei)

Der arktische Ozean wird für Schifffahrt und Ausbeutung zugänglich, ein Teil der Anrainer setzt eher auf militärische Macht als den Verhandlungsweg, wenn es um die Aufteilung der Ressourcen geht

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Die USA erwägen, hoch im Norden, auf dem arktischen Ozean, aufzurüsten. Konkret gibt es Pläne, sechs neue Eisbrecher anzuschaffen und mit Anti-Schiff-Lenkwaffen auszurüsten, berichtet das Internetmagazin Asia Times Online. Der Kommandant der US-Küstenwache Paul Zukunft habe vor einem Parlamentsausschuss den Kauf von drei schweren und drei mittleren Eisbrechern angekündigt, die mit Offensiv-Waffen bestückt werden sollen.

Als Begründung gab er dem Bericht zufolge an, das Russland zwei Fregatten baue, die durch das arktische Eis fahren können und mit Lenkwaffen ausgestattet werden sollen. Außerdem malt er ein Szenario aus, wonach das schwindende Eis mobile Bohrschiffe aus China anlocken könnte, die auf dem Festlandsockel nach Öl bohren könnten.

Seinen Chef, US-Präsident Donald Trump, scheinen solch Geschichten zu überzeugen. Jedenfalls finden sich in dessen Haushaltsentwurf bereits Mittel für den Erwerb der Eisbrecher, schreibt die Daily Press aus Virginia, offensichtlich auf Aufträge für die örtliche Werft hoffend.

Der Chef der Küstenwache spricht davon, dass es um die Verteidigung "souveräner Interessen" der USA gehe. Diese sind allerdings in der Arktis bisher nicht klar definiert. In verschiedenen Regionen gibt es praktisch zwischen allen dortigen Anrainern Konflikte über den Verlauf der Grenzen der Hoheitsgewässer.

Keine Verträge für die Nordwest-Passage

Die USA nehmen sich zudem das Recht heraus, unangemeldet mit Kriegsschiffen durch die Nordwest-Passage zwischen den kanadischen Inseln zu fahren. Bei dieser handele es sich um eine "internationale Wasserstraße", so die US-Position. Allerdings ist Kanada darüber anderer Ansicht, und bisher gibt es für die Nordwest-Passage anders als im Falle des Bosporus oder des Öresunds zwischen Dänemark und Schweden keine verbindlichen internationalen Verträge.

Völlig ungeklärt sind auch noch die Grenzen der ausschließlichen Wirtschaftszonen, deren wirtschaftliche Nutzung dem jeweiligen Anrainer vorbehalten ist. Diese können auf unterschiedliche Weise definiert werden: Durch eine 200-Meilen-Zone entlang der Küsten, durch den Rand des Kontinentalschelfs, das heißt, des Flachwasser an den Küsten, oder aber die Anrainer könnten, wie es in Nord- und Ostsee geschehen ist, das Meer einvernehmlich untereinander aufteilen.

Nichts von dem ist bisher geschehen und über die Lage der Schelfränder gibt es sehr unterschiedliche Auffassungen. Erschwerend kommt hinzu, dass die USA zu den wenigen Ländern gehört, die der UN-Seerechtskonvention bisher nicht beigetreten sind. Diese sieht für Streitigkeiten über Hoheitsrechte auf See einen Schlichtungsmechanismus vor, dem man sich in Washington offenbar ungern unterwerfen möchte. Eine Abneigung, die man mit der Türkei, Kolumbien und Venezuela teilt.

Derweil hat auf dem arktischen Ozean die Eisbedeckung ihr jährliches Maximum überschritten, das rekordverdächtig niedrig ausfiel, wie man sich hier überzeugen kann. Auch die Dicke des Eises ist viel geringer als noch in den 1990er Jahren zu dieser Zeit, weshalb erneut für den Spätsommer mit einem starken Rückgang des Eises zu rechnen ist.