Weltraumreisen machen krank

Krater im Erythraeum Chaos in der Mars-Region Margaritifer Terra. Bild: ESA/DLR/FU Berlin, CC BY-SA 3.0 IGO

Wissenschaftler weisen darauf hin, dass das Krebsrisiko durch eine längere Aussetzung an die kosmische Strahlung deutlich höher sein dürfte, als bislang angenommen

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Für Menschen, die zum Mars reisen oder sich länger im Weltraum aufhalten wollen, geht die größte gesundheitliche Gefährdung von der Strahlung aus. Auf der Erde sind wir durch die Atmosphäre geschützt, aber auch durch das Magnetfeld, das die gefährlichen Partikel noch von den Astronauten in der Internationalen Raumstation ISS abhält. Das Leben auf der Erde ist geschützt.

Verlässt man aber auch den Außenbereich des Raumschiffs Erde wird es bei einem längerem Aufenthalt gefährlich, wie zunehmend deutlich wird. So ist bekannt, dass das Krebsrisiko vermutlich anstiegen würde, zudem scheint die stärkere Aussetzung an die Strahlung kognitive Leistungen zu mindern oder gar zu Alzheimer-Effekten zu führen. Man würde womöglich auf den Mars fliegen und nicht mehr wissen, woher man kommt und was man dort will. Dazu kommen Herz-Kreislaufprobleme und der Abbau der Muskelmasse, Schlafstörungen und andere psychische Probleme durch die Isolation im Gefängnis eines Raumschiffs oder einer Raumstation.

Warnungen von Menschen wie Stephen Hawking, dass der Mensch den Weltraum besiedeln müsse, um zu überleben, erklären nicht wirklich, wie das Leben für die aussehen könnte, die vor der vom Menschen selbst verursachten Fragilität der Erde fliehen wollen, um sich irgendwo da draußen anzusiedeln, wo die Menschen neben Öde und Klaustrophobie vielfältige Risiken erwarten. Es sieht eigentlich zunehmend so aus, dass wir nicht in den Weltall auf andere Planeten unseres Sonnensystems oder anderer Sonnen auswandern können, weil unser Körper, angepasst auf das irdische Leben, dafür nicht geeignet ist.

Wissenschaftler der University of Nevada in Las Vegas machen jetzt in einem Bericht für die Scientific Reports darauf aufmerksam, dass das Krebsrisiko noch höher sein könnte als bislang angenommen. Die kosmische Strahlung mit den hoch ionisierten Atomen wirkt sehr unterschiedlich auf verschiedene Gewebe aus. Auch bei den Tests mit verschiedenen Mäuselinien unterscheiden sich die Folgen oft erheblich. Dazu können Folgen in der Umgebung von durch die Strahlung beschädigten Zellen entstehen, die von den üblichen Modellen zur Strahlenbelastung nicht berücksichtigt werden. Die Methode, "non targeted"-Gewebe nicht zu untersuchen, führt womöglich zu einer erheblichen Unterschätzung des Krebsrisikos. Abgesehen davon, dass sowieso das Strahlenrisiko für Menschen nicht bekannt ist, so lange sich nicht die ersten Versuchskaninchen längere Zeit im Weltraum aufgehalten haben.

So stellt man sich bei der Nasa den Anbau von Pflanzen auf dem Mars zur Versorgung der Astronauten vor (2015). Bild: Nasa

Auch Zellen in der Umgebung geschädigter Zellen können mutieren

Von kosmischer Strahlung geschädigte Zellen, in denen Mutationen geschehen, die zu Krebs führen können, senden Signale an benachbarte Zellen aus, die wiederum bewirken können, dass sich auch in den Zellkernen der noch gesunden Zellen Mutationen ereignen. Das könnte noch stärker Tumorbildungen und Krebs verursachen und das Krebsrisiko gegenüber herkömmlichen Annahmen mindestens verdoppeln. Auch Zellen (bystander cells), die nicht direkt von kosmischen Ionen durchquert werden, kriegen eine gewisse, wenn auch niedrige Strahlungsdosis ab. Berücksichtigt man diese Folgen, könnte sich nach Versuchen mit Mäusen schon nach 90 Tagen das Krebsrisiko mindestens verdoppeln. Wichtig sei, Experimente mit niedriger Strahlenbelastung für Organe durchzuführen, die vor allem für Krebs anfällig sind: Darm, Lunge, Magen, Leber oder Brüste.

Beim Flug des Rovers Mars Curiosity von der Erde zum Mars, wo er im August 2012 landete, wurde deutlich, dass die Strahlung, der er ausgesetzt war, tausendmal höher als auf der Erde war. Noch ist unklar, welche Folgen für den menschlichen Körper diese Strahlung über längere Zeit haben wird. Auch Versuche mit Mäusen, die bislang durchgeführt wurden, waren nicht lange genug, schließlich würde eine Reise zum Mars Jahre dauern, mehr als ein Jahr wären die Menschen beim Flug im Weltraum unvermeidbarer schwerer kosmischer Strahlung ausgesetzt. Nach den Wissenschaftlern sind die bislang entwickelten Möglichkeiten des Strahlenschutzes nur mäßig und können die Risiken nur geringfügig senken.

Die Wissenschaftler sagen, weitere Studien über die Krebsrisiken seien dringend vor bemannten Weltraummissionen notwendig. Moralisch sei nicht akzeptabel, Menschen Risiken auszusetzen, die nicht wirklich erkannt wurden. Das Strahlenrisiko war zwar bekannt für Weltraumflüge und den Aufenthalt etwa auf dem Mars, aber nicht das Ausmaß und damit nicht die erforderlichen Schutzmaßnahmen, die für längere Reisen und Aufenthalte auf Planeten wie den Mars zum Schutz der Gesundheit notwendig sind.