"Kollektive Selbstverteidigung": F/A-18E Super Hornet schießt syrische Suchoi Su-22 ab

SU-22. Foto: Airwolfhound from Hertfordshire, UK. Lizenz: CC BY-SA 2.0

Iranische Revolutionsgarden verkünden Racheraketenangriff für IS-Anschlag in Teheran

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In Syrien wurde gestern Abend im Umland der umkämpften IS-Quasi-Hauptstadt ar-Rakka ein Suchoi-Su-22-Kampfjet der syrischen Luftwaffe abgeschossen - und zwar nicht von Raketen der salafistischen Terrororganisation, sondern von einer F/A-18E Super Hornet der von den USA angeführten "Internationalen Allianz gegen den Islamischen Staat", der unter anderem Deutschland, Frankreich, die Türkei und Saudi-Arabien angehören.

Die Anti-IS-Koalition bestätigte den zuerst von der syrischen Nachrichtenagentur SANA gemeldeten Abschuss und begründete ihn mit dem Vorwurf, dass die Maschine um 18 Uhr 43 "in der Nähe" von Kämpfern der mit ihr verbündeten kurdisch geführten SDF-Milizen Bomben abgeworfen habe. Außerdem hätten Truppen, die auf Seiten der syrischen Regierung kämpften, vorher Kurdenmilizkämpfer aus der arabischen Ortschaft Dscha'Din verjagt, wobei mehrere davon verletzt worden seien. "In Übereinstimmung mit den Regeln des Engagements und der kollektiven Selbstverteidigung der Koalitionspartnerkräfte" sei die SU-22 deshalb "sofort von einer US F/A-18E Super Hornet abgeschossen" wurden. SANA zufolge hatte die syrische Maschine allerdings nicht kurdische, sondern IS-Stellungen in der Ortschaft Resafa bombardiert.

Lawrow fordert USA auf, die "territoriale Unversehrtheit Syriens zu respektieren"

Weiter heißt es in der Stellungnahme der Koalition, auch wenn das Ziel des Bündnisses der IS sei, werde man "nicht zögern, die Koalition oder Partnerkräfte vor jeder Bedrohung zu verteidigen". Man habe sich aber "mit Russland in Verbindung gesetzt", damit der Konflikt nicht eskaliere. Der russische Außenminister Sergej Lawrow mahnte die USA anschließend, sich an die UN-Resolution UNSC 2254 zu halten, die "territoriale Unversehrtheit Syriens zu respektieren" und "von einseitigen Aktionen abzusehen". Alle Aktionen müssten mit den "legitimen Autoritäten" koordiniert werden, und zwar "besonders dann, wenn es um die Besetzung bestimmter Gebiete in Syrien geht - einschließlich solcher Gebiete, die Fragen hinsichtlich der wahren Intentionen jener aufwerfen können, die die Besetzung durchführen." Damit spielt der russische Außenminister sowohl auf Vorwürfe an, dass es der Koalition vor allem darum gehen könnte, die syrische Regierung zu stürzen, als auch auf solche, dass das oberste Ziel der kurdischen Milizen ein möglichst großer kurdischer Staat im Norden Syriens ist.

Der Abschuss der SU-22 ist der erste eines syrischen Kampfflugzeugs durch die USA, aber nicht die erste Konfrontation zwischen ihrer Koalition und der syrischen Armee: Am 8. Juni wurde eine unbemannte Kampfdrohne abgeschossen, am 6. Juni und am 18. Mai gab es Luftschläge gegen eine Militärbasis in der südsyrischen Ortschaft al-Tanf, im April zerstörten Tomahawk-Raketen Teile des Luftwaffenstützpunkts Shayrat und im September kamen bei ein Luftangriff mehr als 60 syrische Soldaten ums Leben.

"Rache" für den Teheraner Doppelanschlag vom 7. Juni

Tatsächlich den IS griffen dagegen gestern Abend die iranischen Revolutionsgarden an, die von der iranischen Provinz Kermanschah aus Mittelstreckenraketen auf Stellungen in der gut zur Hälfte von der Terrororganisation beherrschen Wüstenstadt Deir ez-Zor abfeuerten. Die Raketen waren nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim die "Rache" für den Teheraner Doppelanschlag vom 7. Juni, bei denen im Parlament und am Mausoleum des schiitischen Ajatollahs Khomeini 18 Zivilisten ums Leben kamen und weitere 42 teilweise schwer verletzt wurden. Wie sehr der Angriff auf Deir ez-Zor den IS schwächte, ist allerdings offen - auch wenn die Revolutionsgarden (ohne Belege) von einer "großen Zahl" zerstörter Waffen und "in die Hölle geschickter Takfiristen" sprechen. Vorher hatte der Iran zwar Freiwillige in den syrischen Bürgerkrieg entsandt, aber keine Angriffe von seinem eigenen Territorium aus gestartet.

Al-Qaida-Angriff auf Hotel ihn Mali

Al-Qaida, die IS-Konkurrenzgruppe, die in Syrien unter dem Namen Fatah asch-Scham firmiert und die Provinz Idlib beherrscht, hat währenddessen in der malischen Hauptstadt ein Hotel angegriffen und dabei mindestens zwei Menschen getötet, aber auch vier Terroristen eingebüßt. Einer der Angreifer konnte dem malischen Sicherheitsministerium nach untertauchen, soll aber verletzt sein. 36 Zivilisten, die sich in dem Hotel aufhielten, überlebten durch das schnelle Eingreifen einer Anti-Terror-Einheit aus malischen, amerikanischen, französischen und UN-Spezialkräften, die das Gebäude sofort umzingelten. Ausländische Einheiten befinden sich in Mali seit dem Stopp der Machtübernahme durch Dschihadisten 2012 im Lande, konnten die Terroristen bislang aber nicht vollständig besiegen - vor allem im sehr trockenen Norden, wo Tuareg und Araber leben.