Hitzewelle: The Real Thing

Bild: Nasa

Brütende Hitze im Südwesten der USA. Hitzewellen nehmen insbesondere in ohnehin schon sehr heißen Regionen des Planeten zu

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Während in Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin die ersten der angekündigten schweren Gewitter niedergehen, kann man vermutlich anderorts über hiesige Temperaturen von bis zu 38 Grad Celsius (im Südwesten) nur müde lächeln. Wenn denn nicht gerade das örtliche Stromnetz zusammengebrochen ist und man Interesse für Nachrichten aus Europa hat.

In der Stadt Phoenix im US-amerikanischen Bundesstaat Arizona Tageshöchsttemperaturen am Montag und Dienstag 48 und am Mittwoch 47 Grad Celsius. Die Wüste von Arizona erlebe derzeit die längst Hitzeperiode seit Beginn der Aufzeichnungen, schreibt der Pacific Standard. Den Menschen werde geraten, nicht ihre Haustiere auszuführen, da diese sich auf den Gehwegplatten oder dem Asphalt Verbrennungen zuziehen könnten. Zahlreiche Flüge nach Phoenix mussten gestrichen werden. Zumindest einige Flugzeuge sind nicht für derart hohe Temperaturen ausgelegt.

Wer meint, dass ihm Arizona zu heiß ist, sollte lieber nicht ins südirakische Basra reisen. Von dort wurde im letzten Jahr ein neuer Allzeitrekord berichtet. Am 23. Juli 2016 wurde in Basra eine Lufttemperatur von 53,9 Grad Celsius gemessen. Zur Zeit ist es dort zwar "nur" etwa 43 Grad Celsius heiß, aber extreme Sommertemperaturen sind in der Stadt unweit der Grenzen zu Kuwait und dem Iran eher die Regel als die Ausnahme. Statistisch ist im Juli inzwischen mit durchschnittlichen Tageshöchsttemperaturen von knapp 40 Grad Celsius zu rechnen. Ein Wert, der in den letzten 70 Jahren um rund sieben Grad Celsius zugenommen hat.

Die Zunahme bezieht sich übrigens nur auf die Maximalwerte im Juli, in den meisten anderen Monaten ist sie deutlich weniger oder überhaupt nicht ausgeprägt. Wie viel davon auf regionale Effekte, wie etwa das im Süden des Iraks erfolgte - Trockenlegen von Flussauen sowie deren Reaktivierung nach 2003 -, und wie viel auf globale Veränderungen zurückzuführen ist, ist der verlinkten Studie nicht zu entnehmen. Auch Entwässerung in den benachbarten iranischen Regionen könnte dabei eine Rolle gespielt haben.

Unstrittig und inzwischen durch diverse Studien gut belegt, ist hingegen, dass in einem wärmeren Klima die Hitzewellen zunehmen. 2013 gingen zum Beispiel Mitarbeiter des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung davon aus, dass sich weltweit extreme Hitzewellen bis 2040 vervierfachen werden.

Eine andere Studie kam im gleichen Jahr zu dem Ergebnis, dass inzwischen 80 Prozent aller neuen lokalen Rekorde in der mittleren Monatstemperatur durch den Klimawandel verursacht sind. Wie zuvor schon erwähnt hat der deutsche Wetterdienst für einige deutsche Metropolen die Häufung von Hitzeperioden seit den 1980er Jahren bereits nachgewiesen. Eine kürzlich veröffentlichte Studie US-amerikanischer Autoren zeigt, dass vor allem in den Tropen die Zahl lebensbedrohlicher Hitzeereignisse dramatisch zunehmen wird.