Containerschiff war bei Kollision mit dem US-Zerstörer auf Autopilot

USS Fitzgerald auf der Rückfahrt nach Yokosuka nach der Kollision. Bild: US Navy

Neben dem Versagen des digitalen Autopiloten ist ungeklärt, warum vom US-Zerstörer das Containerschiff nicht registriert wurde

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Am 17. Juni kollidierte der Zerstörers "USS Fitzgerald" südwestlich von Yokosuka mit dem unter philippinischer Flagge fahrenden, 220 Meter langen Containerschiff "ACX Crystal". Das Kriegsschiff wurde auf einer Seite stark beschädigt, große Mengen Wasser traten in das Schiff ein. Die meisten Soldaten schliefen, so auch die sieben, die zunächst als vermisst galten und später tot geborgen wurden. Personal des Containerschiffes wurde nicht verletzt. Durch den Unfall wurde offenbar auch das Kommunikationssystem des Zerstörers ausgeschaltet, so dass Kommunikation im Schiff und nach außen nur über Satellitentelefone möglich war.

Es wurden keine Hinweise darauf gefunden, dass die Kollision absichtlich herbeigeführt wurde. Wie sich nun herausstellt, fuhr das Containerschiff vermutlich mit einem digitalen Autopiloten, der das Schiff lenkte. Es bestünde allerdings die Möglichkeit, dass der digitale Autopilot gehackt worden sein könnte, um das Schiff in den Zerstörer zu fahren.

Als weitaus wahrscheinlicher gilt allerdings, dass es beim Autopiloten eine Panne gab oder dass die Warnsignale, sofern es welche gab, von der Mannschaft an Bord des autonom fahrenden Containerschiffs überhört wurden. Die Kollision hatte sich um 1:30 lokaler Zeit ereignet, die Crew des Containerschiffs meldete sie aber erst eine Stunde später. Womöglich, so die Untersucher des Vorfalls, hatten sie von der Kollision erst einmal gar nichts mitbekommen und war niemand auf der Brücke des "Geisterschiffs".

Der Schaden am US-Zerstörer. Bild: US Navy

Nach den Daten des Automatic Identification System (AIS) hatte das Schiff um 1:32 um 90 Grad gedreht und die Geschwindigkeit ein wenig reduziert, um dann wieder nach links zu wenden und den vorherigen Kurs 15 Minuten lang fortzusetzen. Dann drehte das Schiff, verlangsamte die Geschwindigkeit und fuhr zurück zum US-Zerstörer. Nach 30 Minuten wurde erst einmal die Küstenwache verständigt.

Was auch immer die Ursache war, so wird der schwere Unfall auf hoher See für die mit viel Druck betriebene Einführung autonomer Fahrzeuge auf Land, im Wasser und in der Luft ein Warnsignal sein. Schon bei den Unfällen, bei denen die Fahrer den Autopiloten von Tesla eingeschaltet hatten, wurde klar, dass Pannen geschehen können. Die AIS-Kursdaten des US-Zerstörers sind allerdings geheim, was einen Unfall begünstigt haben könnte.

Unabhängig aber davon, dass der Autopilot des Containerschiffs den Zerstörer nicht bemerkte und auch nicht die Kollision registrierte, sondern offenbar nur das Schiff von einem Hindernis befreite, um weiterzufahren, ist höchst verwunderlich, warum auch vom Zerstörer, ausgerüstet mit dem Aegis-Radarsystem, dem AN/SPS-64-Radar, einem kommerziellen Radar und anderen Sensoren, das Containerschiff nicht registriert wurde. Küstenwache und Navy untersuchen derzeit den Vorfall, einen Bericht könnte es erst in Monaten geben. Auch die Japaner erhielten den Datenrecorder der "ACX Crystal" zur Auswertung.

Warum keines der Systeme, mit denen sich nähernde Schiffe und U-Boote erkannt werden sollen, auf das Containerschiff reagierte und auch die Besatzung auf der Brücke nicht, ist bislang eine ungelöste Frage. Das Containerschiff hätte an den AIS-Lokalisierungsdaten eigentlich erkannt werden müssen.

Im Konflikt mit Nordkorea hatte US-Präsident Donald Trump seine "Armada" auffahren lassen. Der Vorfall dürfte für das Pentagon beunruhigend sein. Zudem ist am Mittwoch ein Test mit dem Raketenabwehrsystem gescheitert, den die amerikanische Missile Defense Agency zusammen mit dem japanischen Verteidigungsministerium durchführte. Gemeinsam entwickeln die beiden Länder die Abfangraketen für den Abschuss von Mittelstreckenraketen, über die Nordkorea verfügt. Für den Test wurde eine Mittelstreckenrakete von dem Stützpunkt auf Kauai, Hawaii, abgefeuert, der Zerstörer USS John Paul Jones verfolgte die Rakete und schoss eine Abfangraketen ab, die ihr Ziel verfehlte.