Nasa will Asteroidenabwehr testen

Nasa-Raumschiff auf dem Weg zur Kollision. Bild: Nasa

Der 160 Meter große Asteroid Didymos B soll durch den Aufprall eines kühlschrankgroßen Raumschiffs aus seiner Bahn geschubst werden

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Auf die Erde prasseln täglich Asteroiden. In der Regel sind so klein, dass sie in der Atmosphäre verglühen, nur wenige gelangen bis auf die Erde. Im Sonnensystem gibt es Hunderttausende von Asteroiden aller Größen. Der letzte Einschlag eines größeren Asteroiden mit einem vermuteten Durchmesser von 20m ereignete sich im Sommer 2013 bei der Stadt Tscheljabinsk im russischen Ural. Er brach in der Höhe von 30 km auseinander, die Druckwelle beschädigte noch Gebäude und Fenster in 90 km Entfernung, 1200 Menschen wurden verletzt.

Aber das Risiko besteht, dass Asteroiden, die Hunderte von Metern bis hin zu Hunderten von Kilometern groß sind, eines Tages auf die Erde einschlagen können. Da die Flugbahnen nicht genau genug bekannt sind und von anderen Himmelskörpern abgelenkt werden können, können auch von den beobachteten Asteroiden nur Risikowahrscheinlichkeiten für einen Einschlag berechnet werden.

Auch wenn die Asteroiden beobachtet werden und ESA sowie Nasa ein Frühwarnsystem eingerichtet haben, besteht weiter die Frage, was die Menschheit zur Abwehr und zur Vermeidung einer großen Katastrophe machen könnte. Zwar beschäftigen sich auch die Vereinten Nationen mit einer internationalen Asteroidenabwehr, aber eine globale Kooperation sieht derzeit wenig wahrscheinlich aus. Das hat auch den Grund, dass man so auch Satelliten des Gegners zerstören oder natürlich auch einen Asteroiden zum Sturz auf eine bestimmte Region auf der Erde schubsen könnte

Erwogen wurde, Satelliten mit Raketen aus der Bahn zu schieben, auch an Atomraketen wurde gedacht. Viele Ideen florierten, beispielsweise Laserkanonen auf einem Satelliten, das Anbringen eines großen Sonnensegels bzw. von Raketentriebwerken oder einen kleineren Asteroiden auf den gefährlichen einschlagen zu lassen. Wissenschaftler haben auch mal ausgerechnet, dass man einen Asteroiden durch ein größeres Weltraumfahrzug einfach durch die ausgeübte Schwerkraft ein klein wenig aus der Bahn bringen könnte. Dazu müsste man aber ziemlich lange Zeit haben. Die Nasa hat 2016 das Planetary Defense Coordination Office (PDCO) eingerichtet, um die von Asteroiden ausgehenden möglichen Bedrohungen zu beurteilen. Potenziell gefährliche Asteroiden und Kometen werden gesucht, verfolgt und das von ihnen ausgehende Risiko bewertet, um vor möglichen Gefahren zu warnen und die Abwehr mit der Regierung zu koordinieren.

So stellt sich die Nasa den Test vor.

Ende Juni hat die Nasa nun beschlossen, erstmals eine Technik zum Verschieben eines Asterioden zu testen. Das Projekt Double Asteroid Redirection Test (DART), bei dem die Nasa mit dem ohn Hopkins Applied Physics Laboratory kooperiert, ist als Demonstration gedacht. Ausgewählt wurde der Asteroid Didymos (Zwilling), der 2022 und 2024 der Erde relativ nahe kommt, d.h. bis auf eine Entfernung von 16 Millionen Kilometern. Er hat den Vorteil, dass es sich um ein binäres Asteroidensystem handelt, bei der der größere Didymos A mit einem Durchmesser von 780 Metern von einem kleineren, Didymos B, mit einem Durchmesser von 160 Metern umkreist wird.

ESA will zuschauen

Bei dem Test wird versucht, ob sich Didymos B ein klein wenig aus der Bahn lenken lässt, wenn ein etwa kühlschrankgroßes Raumschiff mit einer Geschwindigkeit von über 20.000 km/h auf ihm einschlägt. Nach dem Nasa-Wissenschaftler Tom Statler ist ein binäres Asteroidensystem perfekt für einen Test, weil dann die Folgen des Aufpralls an der Umlaufbahn des kleineren Asteroiden gut von der Erde aus gesehen werden könne, während sich die Flugbahn beider um die Sonne nicht verändert.

Erfolgreich wäre die Demonstration, wenn der kleinere Asteroid durch den kinetischen Aufprall einen zuerst noch winzigen Schubs erhalten würde, der dann die Umlaufbahn um den größeren verändert. Da allerdings auch noch kein Wissen darüber vorliegt, wie Asteroiden beschaffen sind, kann man aus dem Aufprall womöglich wichtige Erkenntnisse ziehen. Im Übrigen will die Europäische Weltraumbehörde ESA auch mit einem kleinen Raumschiff 2022 mit der Asteroid Impact Mission (AIM) Didymos erkunden und bei der Gelegenheit den Einschlag des amerikanischen Raumschiffs beobachten.

AIM will schon Monate vor der geplanten Kollision vor Ort sein. Bild: ESA - ScienceOffice.org

Selbst wenn DART die Technik erfolgreich demonstrieren würde, wäre dies nur ein Hinweis, dass sich mittelgroße Asteroiden, die regional Katastrophen auslösen können, möglicherweise so verschieben lassen, dass sie nicht mehr auf die Erde zusteuern. Die Nasa begründet dies auch damit, dass man bislang vermutlich 93 Prozent der Asteroiden, die größer als einen Kilometer sind, entdeckt habe. Mittelgroße Asteroiden gibt es hingegen haufenweise, viele seien noch nicht entdeckt, so dass hier die Wahrscheinlichkeit für einen Aufprall größer ist. Aber größere Asteroiden würden auch ganz andere Anstrengungen und Mittel erfordern.

Ein anderes Projekt ist die Asteroid Redirect Mission (ARM). Hier soll bereits bis 2020 ein Raumschiff mit einem solar-elektrischen Antrieb mit einem Roboterarm auf einem Asteroiden landen, einen tonnenschweren Felsbrocken mitnehmen und diesen auf eine stabile Flugbahn um den Mond bringen. Dort soll er dann um 2025 herum von Astronauten aufgesucht werden, die Proben zur Untersuchung mitnehmen. Dabei geht es primär darum, ob Asteroiden Rohstoffe zum Ausbeuten für die Erde oder für Missionen zu anderen Planeten enthalten. Man will aber auch damit die Möglichkeit einer Asteroidenabwehr demonstrieren.