Krisenprofiteur Prince: Afghanistan soll einen US-Vizekönig bekommen

Aus dem Bilderschatz der Britischen Ostindien-Kompanie Bild (ca.1760): Dip Chand / gemeinfrei

Der frühere Blackwater-Chef ist wieder gut im Geschäft. Möglicherweise auch mit dem Weißen Haus. Auch für Libyen hat er lukrative private Lösungsvorschläge

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Der Krieg in Afghanistan ist wie eine unheilbare Krankheit, die seltsame Fantasien fördert. Kommt nach der Superbombe ein Superplan zum Einsatz? Ein aktueller Artikel der New York Times bringt einen alten Bekannten zurück auf die Spielfläche, auf der es um Optionen in Afghanistan geht.

Der Mann heißt Erik Prince und dürfte manchem Leser noch als früherer Chef des berüchtigten privaten Söldner- bzw. Sicherheitsunternehmens Blackwater bekannt sein, das mit einer wilden Schießerei (17 Tote, 24 Verletzte) im Irak im Herbst 2007 weltweit bekannt wurde (siehe Gebt mir mein Auge zurück).

Blackwater wurde unter US-Präsident George W. Bush und seinem Vizepräsidenten Cheney groß. Das Sicherheitsunternehmen erhielt Regierungsaufträge in Milliardenhöhe. Es geriet aber geradezu magnetisch in Schlagzeilen, die der Privatarmee Verwicklungen in rechtlich unsaubere "Problemlösungen" im Irak und Afghanistan nachsagten (siehe Blackwater und die Killerkommandos der CIA). 2009 benannte Gründer Prince das Unternehmen um, 2010 verkaufte er es. Er war aus den Schlagzeilen.

Jetzt ist er wieder da. Wer im Januar die Kabinettsliste von Trump durchsah, war darauf vorbereitet. Als Erziehungsministerin nominierte der neue Präsident Betsy DeVos, die Schwester von Eric Prince. Später gab es vereinzelt Nachrichten darüber, dass Steve Bannon und Prince in gutem Kontakt stünden, und auch Kontakte zwischen Michael Flynn und Prince wurden erwähnt. Im April berichtete Bloomberg gar davon, dass der Ex-Blackwater-Chef dem "innersten Zirkel" von Präsident Trump mit seinen Einsichten und Ratschlägen zur Seite stand.

Der dunkle Prinz im Weißen Haus

Laut dem erwähnten aktuellen New York Times-Bericht soll sich Erik Prince im Weißen Haus für einen Afghanistan-Plan stark machen, der statt einer Erhöhung der US-Truppen für einen verstärkten Einsatz von Söldnern - "private contractors" - plädiert. Damit stellt er sich gegen die Aufstockungsvorhaben von Verteidigungsminister Mattis und des Nationalen Sicherheitsberaters McMaster.

Die US-Zeitung, die Trump bekanntlich gar nicht leiden kann, woraus sie kein Hehl macht, schreibt von einer "dramatischen Kluft", die sich in der Frage Afghanistan auftut, da Trump einen Hang dazu habe, sich mehr den Geschäftsleuten als den Militärs und den politischen Experten zuzuwenden. Würde Trump, wie die Zeitung spekuliert, tatsächlich den Ideen von Prince etwas abgewinnen, stellt sich die Frage, zu welchen Verrücktheiten Trump bereit ist. Vermutlich ist aber genau dies die politische Absicht des NYT-Artikels: Erneut zu zeigen, wie unseriös Trumps politischer Background ist.

Wie die USA vom Krieg in Afghanistan profitieren könnten

Prince macht seit Wochen auf allen Kanälen Werbung für einen wahrhaft abgefahrenen Plan zur Lösung des "Afghanistan-Problems". Sein "Mac Arthur-Modell", das er im Wall Street Journal und auf Fox vorstellte, sieht einen amerikanischen Vizekönig in Afghanistan vor.

Der sollte nach dem Vorbild des früheren britischen Vizekönigs in Indien und dem Oberbefehl des Generals Douglas Mac Arthur über die Besatzungstruppen in Japan nach dem 2. Weltkrieg sämtliche Befehlsgewalt der amerikanischen Truppen und ihrer Verbündeten in einer Person vereinigen. Zu den Befugnissen des US-Vizekönigs von Afghanistan würde auch die Budgethoheit gehören, außerdem wäre er verantwortlich für Verträge und für Politik. Er müsste sich nur dem US-Präsidenten vernatworten, dem er direkt berichtet. Damit wäre der Vizekönig auch das offizielle Gegenüber für die afghanische Regierung.

"Wir sollten mit dem Modell der britischen Ostindien-Kompanie kämpfen und alles billiger machen", so Prince in seinem Fernsehauftritt bei Tucker Carlson von Fox News. Die Autorität solle sich in einer Hand befinden, statt bei diversen unterschiedlichen Generälen, die teure Truppe soll soweit wie möglich durch private Söldner ersetzt werden. Der "low cost"-Ansatz wird dann schließlich noch mit dem Hinweis ergänzt, dass Afghanistan viele Bodenschätze habe, die zur Kostendeckung, und vielleicht gar für eine profitable Finanzierung, herangezogen werden können:

Es gibt dort Werte in Höhe von einer Billion Dollar im Boden, wertvolle Rohstoffe und dazu noch Erdgas- und Ölvorkommen im Wert von einer weiteren Billion.

Erik Prince

Der Plan, der aus der langwierigen Besatzung ein Geschäft machen will, zieht schon seit Mai seine Kreise in den Medien. Richtig ernstgenommen wird er nicht. Allerdings könnte der Verweis auf die hohen Kostenrechnung für den afghanischen Einsatz beim US-Präsidenten auf ein offenes Ohr stoßen, mutmaßt die New York Times. Möglich wäre, dass der Einsatz von privaten Söldnern wieder verstärkt wird. Darüber war zuletzt in den Berichten über Kriege kaum mehr die Rede.

Prince: Geschäftsfelder von den VAE bis nach Libyen

Prince selbst ist ernst zu nehmen. Der Sölner-und Sicherheitsunternehmer gehört zu den Kriegs-und Krisenprofiteuren. Seine Aktivitäten über diverse Firmen- und Firmenverbindungen erstrecken sich von den Vereinigten Emiraten, für das er angeblich private Truppen für den Jemen stellt, in den Sudan, in den Irak und nach Libyen, wo er laut Berichten im Auftrag der Vereinigten Emirate General Haftar unterstützen soll. Richtig wasserdicht nachgewiesen sind zumindest die Engagements, die ihn in rechtliche Schwierigkeiten bringen können, allerdings nicht immer. Prince kennt sich mit der Verschachtelung von Firmen gut aus.

Öffentlich präsentiert er einen alternativen Lösungsvorschlag nach dem anderen, immer spielt dabei die Privatisierung eine herausragende Rolle. So läuft seine Erfolgsformel für die Lösung des libyschen Problems mit den Migranten, die er in der Anfang des Jahres in der Financial Times veröffentlichte, darauf hinaus, dass man nur genügend bewaffnete private contractors für die Küstenwache einstellen sollte. Dazu fünf Basen für die Küstenwache und ein Modell der public-private partnership mit der EU und Libyen und das Problem wäre gelöst.