Mir stinkt's, und ich weiß es genau

Neben der Spur

Endlich eine App, die mich vor dem Stinken warnt. Alles wird gut.

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Es gibt Wörter, die lernt man doch gerne. "Sumehara" ist auf Japanisch so etwas wie das neudeutsche Stinkmobbing. Also auf gut Deutsch: Belästigung von Kolleginnen und Kollegen durch übel riechenden Schweiß. Gut, das ist jetzt eher ein Phänomen, das eigentlich nur noch in Cubicle durchseuchten Unternehmen vorkommen kann, auch in Japan. Alle supermodernen Start-ups, die nur noch virtuell existieren und deshalb als Standard dezentrales Homeoffice eingeführt haben, kennen das jetzt nicht wirklich.

Aber für alle anderen: Sumehara-Alarm, es ist Sommer und Fritze Müller hat in der Kantine wieder dieses Knoblauchgericht reingeschoben, das ihn nicht wirklich in der Nachmittagshitze zu einem Sympathieträger macht. Aber vielleicht weiß das Fritze gar nicht, vielleicht denkt er, Frauen fallen wegen seiner unglaublichen Ausstrahlung vor ihm mit eingedrehten Augen in Ohnmacht. Kennt er so aus alten Beatlesfilmen, kann doch sein. Vielleicht hat es ihm noch niemand gesagt.

Abhilfe kommt jetzt aber mit einer App, die in Japan entwickelt sozusagen die Eigenwahrnehmung garantiert. Eigentlich sind es aber zwei Geräte, die man braucht, um etwas gegen das eigene Sumehara zu tun. Zum einen ist es schon ganz großartig, wenn man ein Smartphone für die Mobile App hat, die Alarm schlagen kann. Ganz entgegen diverser Gerüchte hat das iPhone auch in seiner Version 7 und der vermutlich bald auftauchenden Version 8 keinen eigenen Schweißsensor. Wozu auch, es wird zwar manchmal grottenheiß, aber man schwitzt dabei nicht. Und ein Android-Gerät besitzt vermutlich alleine schon wegen der Gesichtsform des Android-Roboters im Logo keine Nase.

Also haben die Macher der Anti-Sumehara-App in Japan kurz nachgedacht und einen – Tataaaa – Schweißsensor in ein Gerät gepackt, das man für 265.- USD zusammen mit der App erstehen kann. Ist ja eigentlich ein ganz fairer Preis, wenn man bedenkt, was einem an Sozialkontakten alles entgehen kann, wenn man sich seiner eigenen Schweißigkeit nicht bewusst sein sollte.

Allerdings, jetzt mal ans verschwitzte Herz gefasst: Wenn einer oder eine unter uns eine solche Schweißfahne vor sich her trägt, dass man schon meinen könnte, jemand habe sich den Scherz erlaubt und eine Nebelkanone im Büro montiert, dann schwitzt er oder sie vermutlich schon ein wenig länger im gleichen Wäschestück und stinkt vermutlich deshalb, weil er oder sie keinen Wäschewechsel-Sensor verfügbar hat.

Und vermutlich ist es denen, die ihre Wäsche so oft wechseln wie Donald Trump seine Lianenkrawatte, ziemlich und herzlich egal, ob ihre Umwelt das wahrnimmt oder nicht. Ganz Gemeine haben sicher eine diebische Freude nach dem Erwerb eines solchen Sensors damit, dass sie eigentlich schon durch ein langatmiges Surren in der Westentasche bestätigt bekommen:

"Ich stinke, und zwar ausgiebig. Gleich schaffe ich mir damit in der U-Bahn Platz oder kann im Meeting ganz hinten am Tisch sitzen, wo ich dann gleich einschlafen werde."

Lassen wir es also mit der Markteinführung in Europa. Vielleicht muss man hier erst einmal so etwas wie Sebuku für Schambehaftete einführen. Dann sehen wir weiter.