RoboCup-Weltmeisterschaft: Vielversprechender Auftakt – trotz Pannen
In Nagoya sind die ersten Tore der RoboCup-WM gefallen – und schon die ersten Roboprobleme aufgetaucht.
"Gestern hat doch noch alles funktioniert." Diesen Moment der Ratlosigkeit, wenn der Roboter auf einmal ziellos übers Spielfeld tapst oder sich gar nicht mehr bewegt, erlebt wohl jedes Team früher oder später, das an einem Wettbewerb teilnimmt.
Zur RoboCup-Weltmeisterschaft in Nagoya erwischte es jetzt das Team Sweaty von der Hochschule Offenburg: Dessen humanoider Roboter, der in der Adult-Size-Klasse antritt, hatte im Vorrundenspiel gegen das iranische Team IRC (Islamic Azad University) auf einmal offensichtlich keinen Durchblick mehr, lief am Ball vorbei und war zu keiner sinnvollen Aktion imstande.
Die Teammitglieder vermuteten einen Softwarefehler, doch später stellte sich heraus, dass sich das Kamerakabel gelöst hatte. Immerhin hatte Sweaty gleich zu Beginn des Spiels ein Tor erzielt und kassierte nur einen Gegentreffer. Damit ist noch alles offen.
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Schwitzender Roboter
Ansonsten wäre so ein Rückschlag bitter, zählt doch die Wahrnehmung gerade zu den Stärken des Roboters. Mit Verfahren des Deep Learning seien hier erstaunliche Fortschritte erzielt worden, sagt Klaus Dorer, der für die Bildverarbeitung zuständig ist. Es ist nicht die einzige Besonderheit des Roboters, dessen "große Entwicklungstiefe" Teamkoordinator Ulrich Hochberg hervorhebt. Auch die Aktuatorik ist eine Eigenentwicklung: Die Motoren sitzen nicht, wie zumeist üblich, in den Gelenken, sondern darüber und bewegen die Gliedmaßen über Kolben, die geschoben und gezogen werden. Dadurch ist es leichter, nachgiebige und federnde Bewegungen zu erzeugen.
"In vielleicht zwei Jahren könnten wir versuchen, einen wirklich menschenähnlichen Gang zu realisieren", hofft Hochberg. Derzeit läuft Sweaty noch etwas steif, während das menschliche Gehen eher einem ständigen Fallen entspricht, was durch den jeweils nächsten Schritt immer wieder aufgefangen wird. Seinen Namen verdankt Sweaty übrigens dem Kniegelenk, dessen Motoren ständig überlastet und mit Wasser gekühlt werden – dieser Roboter "schwitzt" wirklich.
Und er könnte vielleicht auch die menschlichen Mitglieder der anderen Teams ins Schwitzen bringen. Sein Laufen auf dem Kunstrasen jedenfalls wirkt schnell und stabil. Wenn das mit dem Sehen wieder funktioniert, müsste einer der vorderen Plätze eigentlich erreichbar sein. Allerdings schläft die Konkurrenz auch nicht. Von den übrigen sieben Teams sollte Sweaty insbesondere NimbRo (Uni Bonn) im Kameraauge behalten. Deren Adult-Size-Roboter, eine vergrößerte Version der bewährten Teen-Size-Spieler, zeigte im Vorrundenspiel ein ausgesprochen robustes und zielgerichtetes Verhalten. Die Adult Size der Humanoid League, in der erstmals richtige Spiele (einer gegen einen) ausgetragen werden, könnte in diesem Jahr recht spannend werden.
Ewige Kontrahenten
Vielversprechend sah auch der Auftakt in der Middle Size League aus. Dort spielten schon früh am Morgen gleichzeitig auf verschiedenen Feldern die beiden ewigen Kontrahenten und mehrfachen Weltmeister Water (Beijing Information Science & Technology University) und Tech United (Eindhoven University of Technology) und beeindruckten mit gezielten Pässen, sicherer Ballannahme und gefährlichen Torschüssen. Wenn das am ersten Tag schon so gut läuft, besteht Hoffnung auf packende Finalspiele – zumal auch das erstmals in dieser Liga antretende Team RV-Infinity (Tokyo Polytechnic University) erstaunlich gut aussah.
21. Robocup-Weltmeisterschaft: Erster Wettkampftag (13 Bilder)
(Bild: heise online / Hans-Arthur Marsiske)
Ansonsten ist vom ersten Wettkampftag nie viel zu erwarten. Die meisten Teams haben wie bei Sweaty noch mit dem einen oder anderen Problem zu kämpfen und müssen ihre Roboter auf die Turnierumgebung feinjustieren. Es gibt neben den Wettkämpfen aber auch vieles andere zu sehen. Da ist zum einen die Amazon Robotics Challenge, die wie im vergangenen Jahr als eigenständiger Wettbewerb parallel zum RoboCup und in den gleichen Räumen ausgetragen wird. Hier geht es darum, verschiedene Gegenstände aus Kisten in Regale und umgekehrt zu befördern und auf diese Weise die Automatisierung der Lagerhaltung voranzutreiben. Vor allem aber gibt es jede Menge Messestände, an denen vor allem japanische Firmen ihre Produkte präsentieren und damit insbesondere Kinder ansprechen wollen. Zum Teil wird der RoboCup damit geradezu in den Hintergrund gedrängt. Insbesondere die Fußball- und On-Stage-Wettbewerbe des RoboCup Junior sind hinter all diesen Ausstellern nicht leicht zu finden. (anw)