Trumps propagierte Wiederbelebung der Atomenergie erfährt Dämpfer

Aus einer Westinghouse-Werbebroschüre aus dem Jahr 2014.

Nach der Pleite von Westinghouse wird der Bau von zwei neuen Reaktoren eingestellt, zeitlich und finanziell waren sie aus dem Ruder gelaufen

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Ende Juni rief US-Präsident Donald Trump die "amerikanische Energiedominanz" aus, die natürlich global sein soll. Ein Kern der neuen Energiepolitik ist nicht nur eine Abkehr vom Umwelt- und Klimaschutz und eine Rückkehr zu fossilen Brennstoffen, sondern auch eine Wiederbelebung der Atomenergie.

"Wir werden unseren Atomenergiesektor wiederbeleben und ausbauen, über den ich so glücklich bin und der saubere, erneuerbare und emissionsfreie Energie produziert", kündigte Trump an. Man werde die gesamte Atomenergiepolitik überprüfen, "um neue Wege zur Revitalisierung dieser entscheidenden Energieressource zu finden". Dabei geht es auch darum, Russland und China in der zivilen, aber auch militärischen Nutzung überlegen zu bleiben.

Es gab aber bereits einen ersten Rückschlag, bevor Trump überhaupt die Wiederbelebung angehen konnte. Gestern erklärten die South Carolina Electric & Gas Company (SCE&G) und der staatliche Konzern Santee Cooper, dass sie den Bau von zwei Westinghouse AP1000-Druckwasserreaktor einstellen - und damit wie beim französischen EPR-Reaktor von Areva demonstrieren, dass Atomenergie mittlerweile neben den Risiken einfach zu teuer wird (AKW-Flamanville: Trotz großer Sicherheitsprobleme ans Netz?).

Jetzt befinden sich nur noch zwei Reaktoren ebenfalls von Westinghouse in Georgia im Bau, der mit ähnlichen Problemen konfrontiert ist, während einige alte AKW abgeschaltet werden, weil die Gaspreise durch das Fracking so niedrig sind und der Stromverbrauch als Folge besserer Energieeffizienz nicht mehr weiter ansteigt.

Kosten haben sich mehr als verdoppelt

Die Konzerne hatten in die beiden nicht einmal halbfertigen Reaktoren (Fotos) immerhin 9 Milliarden US-Dollar investiert. Eigentlich sollten die Reaktoren schon nächstes Jahr ans Netz, aber aufgrund zahlreicher Konstruktionsprobleme und Streitigkeiten mit den Aufsichtsbehörden war der Start auf frühestens 2021 verschoben worden. Dazu hätten sich nach Schätzungen die Kosten von den ursprünglichen 11,5 Milliarden auf 25 Milliarden mehr als verdoppelt. Das wurde Santee Cooper offensichtlich zu teuer, so dass der Konzern aus dem Projekt aussteigen wollte. Die Stromkunden mussten bereits einen Aufschlag von 18 Prozent für die Baukosten bezahlen, Santee Cooper hat während des Baus fünfmal die Strompreise erhöht. Angesichts der Schwierigkeiten zog SCE&G gleich nach.

Anlass war das im März eingeleitete Insolvenzverfahren von Westinghouse Electric Company (Toshiba). Die Reaktoren in South Carolina und Georgia waren Modellprojekte, die die "Renaissance der Atomenergie" in den USA nach einer 30jährigen Baupause einleiten und den Export der Technik anschieben sollte. Der AP1000 galt wegen seiner angeblich höheren Sicherheitsvorkehrungen als Reaktor der neuen Generation. Aber während des Baus der ersten Reaktoren der neuen Generation in South Carolina mussten Änderungen der Sicherheitsvorkehrungen ausgeführt und manche Komponenten erneuert werden.