BRICS: Gemeinsame Freihandelsstrategie?

BRICS-Gipfeltreffen 2016 in Indien. Bild: Kreml/CC BY-4.0

Chinesischer Handelsminister geißelt auf BRICS-Treffen Protektionismus. Ob Russland in der WTO mitzieht, bleibt abzuwarten

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In der chinesischen Küstenmetropole Shanghai treffen sich dieser Tage die Handelsminister der sogenannten BRICS-Staaten, wie die chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua berichtet. Der BRICS, einer losen Kooperation aufstrebenden Schwellenländer sowie Russlands, gehören neben diesem Brasilien, Indien, China und Südafrika an. Auf der Tagesordnung stehen diverse technische Fragen zur Erleichterung des Handels zwischen den Teilnehmern.

Derlei Treffen sind inzwischen nichts besonderes mehr. Die Minister der beteiligten Länder konferieren seit 2006 regelmäßig und ihre Volkswirtschaften sind inzwischen für ein Viertel der globalen Wirtschaftsleistung sowie die Hälfte des derzeitigen Wachstums verantwortlich.

Allerdings war ihre wirtschaftliche Entwicklung in den letzten Jahren recht unterschiedlich. Während China und Indien weiter kräftig wachsen, hatten Brasilien und Russland mit Rezessionen zu kämpfen. Auch in Südafrika schrumpfte die Wirtschaftsleistung im letzten Jahr, wobei dort die Krise derzeit noch anhält.

Andernorts gab es zuletzt auch den einen oder anderen Silberstreifen am Horizont. Der brasilianische Real und der russische Rubel zeigen eine leichte Erholung gegenüber dem US-Dollar und sowohl in Brasilien als auch in Russland wächst die Wirtschaft 2017 wieder ein wenig.

Es bleiben jedoch allerlei Unwägbarkeiten, die die Wirtschaft in den nächsten Monaten belasten könnten. Da wären etwa die Spannungen zwischen den NATO-Staaten und Russland oder die politische Instabilität Brasiliens, dessen Regierung nach der umstrittenen Amtsenthebung der Präsidentin Dilma Rousseff und den Korruptionsvorwürfen gegen den derzeitigen Amtsinhaber Michel Temer ein erhebliches Legitimationsdefizit hat. Auch die Spannungen zwischen Indien und China halten unvermindert an.

Nach einem Bericht der BRICS Post nutzte der chinesische Handelsminister Zhong Shan das Treffen in Shanghai, um eine Lanze für den Freihandel zu brechen und die seiner Ansicht nach wachsenden Tendenzen zu mehr Protektionismus anzuprangern. Mit letzterem dürfte vor allem die US-Politik gemeint sein.

Die versammelten Minister streben offensichtlich eine gemeinsame Strategie innerhalb der Welthandelsorganisation WTO an, die im Spätherbst im argentinischen Buenos Aires eine größere Verhandlungsrunde abhalten wird. Ob diese angesichts der doch recht unterschiedlichen außenwirtschaftlichen Interessen der fünf Länder und den sehr unterschiedlichen Produktivitätsniveaus ihrer Industrien weit tragen kann, ist allerdings fraglich. Brasilien und Russland müssten zum Beispiel ihre Industrie eigentlich ein wenig gegen ausländische Konkurrenz schützen und aufpäppeln, China ist hingegen auf dem besten Wege, zu einer der technologisch führenden Nationen zu werden.