Venezuela macht USA und Kolumbien für Angriff auf Kaserne verantwortlich

Bild: nicolasmaduro.org.ve

Attacke wurde von abtrünnigem Militär geleitet. Juan Caguaripano agiert seit 2014 im Untergrund. Wiederholte Aktionen von dissidenten Soldaten und Polizisten

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In Venezuela ist es zum wiederholten Mal seit Beginn der oppositionellen Proteste gegen die Regierung des linksgerichteten Präsidenten Nicolás Maduro Anfang April zu einem Angriff dissidenter Militärs gekommen.

Während westliche Medien schon von einem laufenden Putsch schrieben, wurde die Attacke auf den Militärstützpunkt Paramacay in der Stadt Valencia, rund 170 Kilometer westliche der Hauptstadt Caracas, am Sonntagmorgen offenbar rasch niedergeschlagen. Sieben Angreifer seien festgenommen worden, zehn weitere auf der Flucht, hieß es seitens der Armee und Regierung.

Präsident Maduro kündigte ein hartes Vorgehen gegen jedweden bewaffneten Aufstand an, vor allen aus den Reihen der Armee. Zugleich warf er den USA und dem benachbarten Kolumbien vor, hinter der Attacke zu stehen. Darauf weist die führende Rolle des im Jahr 2014 abgesetzten und flüchtigen Militärs Juan Caguaripano hin. Er soll schon damals gemeinsam mit drei Luftwaffengenerälen und einem Hauptmann a.D. der Nationalgarde einen Aufstand gegen die Regierung geplant haben und verfügt nach Ansicht der venezolanischen Armee über gute Kontakte nach Washington.

Beim Angriff auf den Stützpunkt der 41. Panzerbrigade sollen rund 20 Personen beteiligt gewesen sein, unter ihnen mehrere Zivilisten. Bei dem Feuergefecht kamen zwei der Angreifer ums Leben, einer wurde schwer verletzt. Die meisten der sieben Festgenommenen seien Soldaten, bei den übrigen handele es sich um "Söldner und Terroristen", sagte Maduro am Sonntag in seiner wöchentlichen Fernsehsendung Los Domingos con Maduro. Während der Angriff zurückgeschlagen werden konnte, drang ein Teil der Gruppe offenbar zum Waffenlager des Stützpunktes vor und entwendete einen Teil der Ausrüstung. Welche Waffen gestohlen wurden, gab die Armee nicht bekannt. Nach Auskunft der regierungskritischen Tageszeitung El Universal wurde aber der Schutz aller Kasernen im Land verstärkt.

Die Maßnahme weist darauf hin, dass die Regierung mit weiteren Angriffen rechnet. Tatsächlich hat es im Verlauf der oppositionellen Proteste gegen die Regierung zuletzt mehrere Attacken auf Militäreinrichtungen gegeben.

* Am 22. Juni griffen Demonstranten die Kaserne La Carlota nahe der Hauptstadt Caracas an. Nach Angaben regierungsnaher Medien versuchte einer der Angreifer, eine Granate auf den Stützpunkt zu werfen, er wurde daraufhin erschossen;


* Am 27. Juni attackierten mehrere abtrünnige Mitglieder der Sicherheitskräfte mit einem gekaperten Polizeihubschrauber das Gebäude des Obersten Gerichtshofes und das Innenministerium mit Granaten und Schusswaffen. Angeführt wurde der Doppelangriff von dem Polizisten Oscar Pérez, einem Hubschrauberpiloten und Mitglied einer Sondereinheit. Präsident Maduro sprach im staatlichen Fernsehsender VTV von einem "terroristischen Putschversuch".


* Im April dieses Jahres traten schon einmal Militärs vor die Kamera, um sich im Widerstand gegen die Regierung Maduro zu erklären;


* Caguaripano selbst war 2014 aus der Armee entlassen worden, nachdem er im Zuge einer Protestkampagne der Opposition mit dem Motto "La Salida" (Der Ausweg) zum Aufstand gegen die Regierung aufgerufen hatte. Das entsprechende Video wurde aus Miami, USA, verbreitet.

Nach der jüngsten Aktion abtrünniger Militärs versuchen beide Seiten, die Deutungshoheit zu bewahren. Im jüngsten Video sagt Caguaripano, er und seine Gefolgsleute befänden sich "in gemeinsamer Rebellion mit dem mutigen venezolanischen Volk gegen die mörderische Tyrannei von Nicolás Maduro". Es handele sich nicht um einen Putsch, sondern um einen zivil-militärischen Aufstand, so Caguaripano in offensichtlicher Anspielung auf den Chavismus, der sich von jeher als Allianz aus zivilen und militärischen Kräften versteht.

Präsident Maduro sprach am Sonntag von einem "terroristischen Angriff", der seinen Ursprung nicht in der Armee habe. Der Oberkommandierende der Armee, Generalmajor Jesús Suárez Chourio, ordnete die Aktion am Sonntagmorgen als "paramilitärische Attacke" ein. Wichtig war der Armee, die Einheit der bewaffneten Kräfte zu betonen.