Knast für Fußball-Star Ronaldo?

Messi konnte die Haft noch umgehen, doch für den Star-Kicker von Real Madrid wird es langsam eng

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Die Uhr tickt immer lauter und die Zeit für Cristiano Ronaldo läuft ab, dem wegen massiver Steuerhinterziehung eine siebenjährige Haftstrafe in Spanien droht. Entweder er überweist innerhalb einer Woche bis zu 28 Millionen Euro an und verhandelt mit der Staatsanwaltschaft eine Strafminderung oder das Ende seiner Karriere könnte besiegelt sein.

Denn er hat nur zwei Monate nach seiner Anklage am 14. Juni Zeit, um zu einer Einigung zu kommen, wie sie einst der Star des FC Barcelona Lionel Messi gesucht hat. Der zeigte sich schnell als reuiger Sünder, zahlte seine Steuern nach und wurde schließlich nur zu einer Haftstrafe von 21 Monaten und einer Geldstrafe verurteilt, womit er einen Strafantritt herumkam.

Es geht bei Ronaldo um ganz ähnliche Vorwürfe. Doch der Umfang des Steuerbetrugs ist bei dem Portugiesen deutlich größer. Hatte Messi knapp 4,2 Millionen Euro an Steuern aus Bildrechten über ein verzweigtes Firmennetzwerk in Steuerparadiesen hinterzogen, soll Ronaldo zwischen 2011 und 2014 über drei Briefkastenfirmen auf den Virgin Islands Spanien um fast 15 Millionen Euro betrogen haben.

Dabei fiel er ohnehin weiter unter eine steuerliche Vorzugsbehandlung, die bei Messi nie zur Anwendung kam. Der Spitzenverdiener Ronaldo musste nur die Steuerlast von Mittelklasseverdienern von knapp 25% statt den Höchststeuersatz berappen, der etwa doppelt so hoch ist. In der Krise wurde die Ausnahme, die über das sogenannte Beckham-Gesetz für ausländische Spieler geschaffen worden war, zwar aufgehoben, doch das galt bis 2015 nur für neue Spieler.

Da Messi aber schon in Spanien lebte, als das Gesetz für die Anwerbung von Beckham bei Real Madrid extra geschaffen wurde, wurde der nicht begünstigt. Letztlich waren das aber ohnehin staatliche Subventionen für spanische Klubs, um ihnen Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Das galt besonders auch für den hoch verschuldeten Club Real Madrid, der besonders auf teure ausländische Kicker setzt. Die Vereine handeln üblicherweise Nettoverträge mit ihren Spielern aus, weshalb letztlich der Verein nur niedrigere Steuern für die Spieler wie Ronaldo zahlen musste.

Nach Ansicht von Experten, müsste Ronaldo nun mindestens in nur einer Woche 20 Millionen Euro an den Fiskus überweisen und sich als reuiger Steuerhinterzieher zeigen. Eigentlich, so schätzt die Vereinigung der Steuerprüfer Gestha, müssten es sogar mindestens 28 Millionen sein, rechnet man die nötige Strafzahlung hinzu. Doch auch die ist bei Reue verhandelbar. Klar ist aber, dass die Richter nur die Messi-Regelung nach Artikel 305 des Strafgesetzbuchs anwenden können, wenn er "vor Ablauf der zweimonatigen Frist seit der Anklage die Forderungen des Finanzamts begleicht und die Vergehen anerkennt." Zudem müsste er auch noch aktiv gegen seinen Berater Jorge Mendes aussagen, der die Steuervermeidungsmodelle auch noch für viele weitere Spieler aufgelegt hatte, die zum Teil schon nachgezahlt und ihre Schuld eingestanden haben.

Ob Ronaldo das tut, ist unklar. Bisher erklärt er weiter seine Unschuld. "Ich habe niemals etwas verborgen und auch niemals die Absicht gehabt, Steuern zu hinterziehen", sagte er bei seiner Vernehmung vergangene Woche. Er will den Finanzbehörden stets "alle Einnahmen" mitgeteilt haben. Sehr sicher wirkt er dabei nicht, einen Auftritt vor der Presse sagte er nach seiner Vernehmung ab, um peinlichen Nachfragen auszuweichen.

Einige Beobachter in Spanien meinen, dass Ronaldos Stolz verhindern werde, dass er einlenkt, um eine Haftstrafe zu vermeiden. Seine Argumente, nur das gemacht zu haben, was in Spanien –nach Angaben seines Beraters – normal war, sind mehr als dürftig. Es hilft ihm auch nicht viel, dass er schon als Kicker für Manchester United über eine ähnliche Firmenstruktur Steuern gespart haben will. Es ist in Spanien irrelevant, welche Steuergesetze vor vielen Jahren in einem anderen Land galten oder nicht. Schließlich sei Ronaldo auch in Spanien nicht weiter auf der linken Straßenseite wie in Manchester gefahren, kommentiert der Spezialist Juan Manuel de Toro die Schutzbehauptung, die nicht einmal korrekt sei, da Veränderungen an dem Steuersparmodell vorgenommen worden seien.


Und es hatte auch Messi nichts genutzt, zu behaupten, einfach alles ungelesen unterschrieben zu haben, was ihm sein Berater (sein Vater) vorgelegt hatte. Und Eingeweihte nehmen gerade Ronaldo nicht ab, die Vorgänge nicht gekannt zu haben. Insgesamt ist deshalb sehr wahrscheinlich, dass Ronaldo schnell die Millionen – von denen er ohnehin genug hat – noch überweist und plötzlich in diesen kommenden Tagen plötzlich doch noch auf reuigen Sünder macht. Glaubwürdig ist das dann allerdings nicht mehr und eigentlich sollte sich die Justiz entsprechend verhalten, was aber leider auch nicht zu erwarten ist.

Ronaldos Berater werden ihm flüstern, sich besser nicht auf das juristische Abenteuer einzulassen, dessen Ausgang vorhersehbar ist. Das Geld kann er dann wieder einspielen oder von Sponsoren kassieren. Allerdings muss auch er künftig nun höhere Steuern bezahlen. Doch auch die kann man wieder umgehen, wenn man in ein Land wechselt, das für Star-Kicker weiter großzügige Erleichterungen bietet.