Nach UN-Angaben sind die Kosten für Flüchtlingshilfe in Syrien erst zu einem Drittel gedeckt

Die Stadt Zabadani an der Grenze zum Libanon im Juni 2017. Bild: UN Migration Agency (IOM) 2017

Die Zahl der Rückkehrer steigt, aber in Syrien gibt es noch mehr als 6 Millionen Binnenflüchtlinge, in den Nachbarländern halten sich etwa auch 6 Millionen Syrer auf, die Hälfte davon Kinder

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In Syrien, wo der Islamische Staat weiterhin Territorien und Städte hält, aber auch zahlreiche andere bewaffnete Gruppen und Milizen gegeneinander und gegen die syrischen Truppen mit ihren Verbündeten kämpfen, kehrt keine Ruhe ein. In diesem Jahr wurden, wie die Internationale Flüchtlingsorganisation IOM schätzt, wieder mehr als 800.000 Menschen vertrieben, oft ein zweites oder drittes Mal. Im Land leben mehr als 6 Millionen Binnenflüchtlinge, fast die Hälfte sind Kinder.

Nach der UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR sind in Syrien weiterhin 13,5 Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen. 4,5 Millionen leben in schwer zugänglichen Gebieten, über 600.000 in besetzten Gebieten, davon etwa 100.000 in Raqqa. Die Versorgung der Menschen dort wird schwieriger. Nach der UNHCR behindern auch die Kurden im Nordosten des Landes Hilfstransporte. Aus dem Land sind 660.000 Menschen nach Jordanien geflohen, 240.000 in den Irak, 1,5 Millionen in den Libanon (1 Million haben sich registrieren lassen) und 3,4 Millionen in die Türkei (hier haben sich 3 Millionen registrieren lassen). Nach Europa kamen zwischen 2011 und Juni 2017 über 980.000 Syrer, vor allem nach Deutschland und Schweden.

UNCHR hält fest, dass von den benötigten Geldern zur Hilfe für syrische Flüchtlinge in Syrien und in der Region bislang nur 33 Prozent eingegangen sind (Stand 31. Juli). Für die syrischen Binnenflüchtlinge sind die geschätzten Kosten nur zu 24 Prozent abgedeckt, auch für die Flüchtlingshilfe im Irak oder in Ägypten wurde unwesentlich mehr gezahlt. Im Libanon hingegen sind die Kosten zu 34 Prozent gedeckt, in der Türkei zu 39 Prozent oder in Jordanien zu 47 Prozent.

Daran sieht man auch, welche Länder durch Flüchtlingshilfe gestützt werden sollen. Hauptgeldgeber sind die USA mit insgesamt 200 Millionen und Deutschland mit 162 Millionen US-Dollar, gefolgt von der EU mit 82 Millionen, Japan mit 20 Millionen und Norwegen mit 18 Millionen. Saudi-Arabien beteiligt sich nur mit 6,6 Millionen für Syrien und Jordanien. Die Deutschen stehen an der Spitze der privaten Spender, die IKEA-Stiftung gibt mit 4 Millionen am meisten. Die "Flüchtlingswelle" 2015 war auch eine Folge davon, dass das UNHCR zu wenig Gelder bekam und die Flüchtlinge in der Region kaum mehr versorgen konnte.

Über 600.000 Flüchtlinge kehrten in diesem Jahr in ihre Heimat zurück

Trotz der weiter verheerenden Situation kehren jedoch auch Geflüchtete wieder in ihre Heimat zurück. In der ersten Hälfte des Jahres waren es nach der IOM über 600.000 Syrer. Meist sind es Binnenflüchtlinge (84%), aber auch aus der Türkei kamen 16 Prozent wieder zurück. Vielen geht es darum, ihren Besitz zu schützen, ein Viertel sagt allerdings auch, dass sie wegen der besseren wirtschaftlichen Lage zurückkehren, oder weil die wirtschaftliche Situation dort, wohin sie geflohen sind, schlechter wurde (14 %). 11 Prozent gaben an, die Sicherheit habe sich verbessert. 97 Prozent zogen in ihre Häuser wieder ein. Die Lebensmittelversorgung ist für über 80 Prozent offenbar gewährleistet, aber wegen der zerstörten Infrastruktur ist der Zugang zu sauberem Wasser und zur medizinischen Versorgung nicht einmal für die Hälfte gewährleistet.

2016 ist die Hälfte aller Rückkehrer in die Provinz Aleppo gegangen. Das setzt sich 2017 fort, da fast 70 Prozent aller Rückkehrer auch dorthin gegangen sind, vor allem in die Stadt Aleppo, die letztes Jahr unter großem Protest aus dem Westen von der syrischen Armee eingenommen wurde. Auch nach Al Bab, das von der türkischen Armee mit den verbündeten Milizen eingenommen wurde, gingen viele Menschen zurück. Der IOM schreibt, dass die Zahl der Rückkehrer aus den Reihen der Binnenflüchtlinge zu steigen scheine. Es sind jetzt etwa ebenso viele während der ersten sechs Monate wie im gesamten Jahr 2016. Allerdings werden 10 Prozent erneut vertrieben und werden wieder zu Binnenflüchtlingen. Da die Rückkehr in der Regel spontan erfolgt, aber nicht notwendigerweise freiwillig und geschützt, stelle die Zahl der Rückkehrer noch keine dauerhaft Lösung dar.