China: Trump droht mit Strafzöllen

(Bild: Hafen Yangshan. Foto: Bigg(g)er / CC BY-SA 3.0 )

Der US-Präsident verkennt, dass die Volksrepublik längst dem Stadium des Technik-Kopierens entwachsen ist und er sich eher fragen sollte, wer als erster auf dem Mars landen wird

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US-Präsident Donald Trump ist gerade dabei, sich mal wieder so richtig zu verrennen. Am Montag hat er ein sogenanntes Artikel-301-Verfahren gegen China gestartet, wie unter anderem das Internet-Magazin Asia Times Online berichtet. Der US-Handelsminister wird damit angewiesen, etwaige Patentrechtsverletzung zu untersuchen und gegebenenfalls Strafzölle gegen chinesische Produkte zu verhängen. Das Verfahren kann sich ein Jahr hinziehen und ist vermutlich auch als Versuch zu verstehen, Druck gegenüber China aufzubauen.

Nun mag es sein, dass es solche Verletzung von US-Patenten in China noch gibt. Derlei kommt durch aus auch zwischen Industriestaaten noch vor und die betroffenen Unternehmen klären das für gewöhnlich vor Gericht, so wie es General Electric gerade mit dem dänischen Windkraftanlagenhersteller Vestas macht.

China hat jedenfalls inzwischen durchaus ein eigenes Patentrecht, und muss es auch haben, damit die rund acht Millionen Absolventen, die allein dieses Jahr die Hochschulen verlassen, sich in einem Umfeld harter Konkurrenz der Entwicklung neuer Produkte widmen können.

Längst einen, wenn nicht zwei Schritte weiter

Die Phase, in der China seine Industrialisierung vor allem durch das Kopieren fremder Produkte vorantrieb – wie es zuvor Japan und noch früher die USA und Deutschland gemacht hatten –, ist nämlich schon eine ganze Weile vorbei.

Längst ist die Volksrepublik einen, wenn nicht zwei Schritte weiter, ist Weltmarktführer in der Solarenergie und bei den PCs, bei Drohnen und beim Export von Eisenbahntechnik. China hat die schnellsten Rechner und wenn im nächsten Jahrzehnt die Internationale Raumstation aufgegeben werden muss, könnte China – eventuell neben Russland – die einzige Nation sein, die noch eine Station im Erdorbit unterhält.

Die Zahl seiner jährlichen Hochschulabsolventen ist derzeit doppelt so hoch wie die der USA und wird sicherlich noch weiter wachsen, und ja, es gehen immer noch viele Chinesen zur Ausbildung ins Ausland, doch das relativiert sich längst dadurch, dass sich inzwischen immerhin 310.000 ausländische Studenten (Tendenz stark zunehmend) im Land der Mitte ausbilden lassen.

Ist China überhaupt noch ein Schwellenland?

Da fragt man sich, ob China überhaupt noch ein Schwellenland genannt werden kann. Jedenfalls wird die Volksrepublik in wenigen Jahren technologisch voll zu den Industriestaaten aufgeschlossen haben, und die Wette gilt, dass der erste Mensch auf dem Mars einen chinesischen Pass haben wird.

Angesichts all dessen kommen die Angriffe aus dem Weißen Haus, zudem in einer Zeit, in der Washington die Kooperation mit Beijing zur Lösung der Krise auf der koreanischen Halbinsel suchen sollte, als sehr gestrig vor.

Trump sollte vielleicht lieber noch einmal nachdenken, wie ihm der Kommentator der chinesischen Global Times rät, und dabei vielleicht auch den Hinweis des britischen Guardian bedenken, der vor einer Weltwirtschaftskrise warnt, ausgelöst durch das Platzen der chinesischen Kreditblase in Folge eines chinesisch-US-amerikanischen Handelskrieges.