Donald Trump allein Zuhaus?

Scharenweise verlassen Trumps Unternehmerkollegen die Beratungsgremien, weil Trump sich nicht eindeutig gegen Rassismus und Nationialismus positioniert

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Da hat der Unternehmer und Baumogul Donald Trump wohl falsch gelegen, als er die Verurteilung der rechtsextremen Gewalt in Charlottesville wieder revidierte und beiden Seiten die Schuld an der Gewalt zuschob. Tatsächlich waren auch Demonstranten gegen die Rechten auf Krawall aus, schwer ist wie immer genau festzustellen, von wem aus die Gewalt ausgegangen ist.

Das wollte Trump ausgleichend, um seine rechte und nationalistische Anhängerschaft nicht zu verlieren, sagen, was aber daneben ging, weil er Teile der Rechtsextremen dann doch als rechtschaffen bezeichnete, möglicherweise nach eindringlichem Rat seines Beraters Bannon. Anhänger der Alt-right bis zum Ku Klux Klan jubelten. Den tödlichen Anschlag mit einem Auto durch einen jungen Rechtsextremen verurteilte Trump zwar, aber er zog es vor, lieber von einem Mörder als von einem Terroristen zu sprechen.

Ob die Reaktion der Medien auf Trumps teilweise Rechtfertigung der rechtsnationalistischen Bewegung, zu der auch Nazis, Ku-Klux-Klan und viele Antisemiten gehören, übertrieben war oder ist, ist Ansichtssache. Aber nach all den Skandalen und Problemen des irrlichternden Narzissten Trump scheint er nun den Rückhalt auch bei den Konservativen und den Unternehmern endgültig zu verlieren. Das könnte der Anfang seines Niedergangs sein.

Reihenweise verlassen Unternehmer und Gewerkschafter die Beratungsgremien des Präsidenten. Trump, konfrontiert damit, immer isolierter zu werden, versuchte, das Beste daraus zu machen. Er sagte denen, die ihn verließen, ein trotziges Dankeschön und löste die schon aufgelösten Beratergremien auf - über einen Tweet.

Schon zuvor hatte ihn auch Rupert Murdoch, dem Foxnews und das Wall Street Journal gehören, die bislang wie manche rechten Medien wie Breitbartnews hinter ihm standen, aufgefordert, Stephen Bannon als Berater rauszuschmeißen. Auch wenn Bannon, der einen auch rassistischen und antisemitischen Rechtspopulismus vertritt und gegen Globalisierung und alles ist, was liberal oder gar links ist, im Weißen Haus mehr an den Rand gerückt ist, wagt Trump es nicht, sich von ihm zu trennen. Er sei ein "guter Freund" und kein "Rassist".

Das Strategie- und Politikforum, in dem Finanz- und Unternehmenschefs sitzen, steht vor der Auflösung. Auch bei den Industriellen scheint es zu bröckeln, der Merck-Chef Kenneth Frazier ist schon zurückgetreten, auch die CEOs von Under Armour, Intel, 3M, General Electric und Campbell zogen sich zurück. Auch bei den Bankern ist Rückzug angesagt. Man sucht die Nähe zu Trump zu vermeiden.

Isolierung könnte zur Radikalisierung führen

Allerdings könnte die Isolierung Trumps auch zu seiner weiteren Radikalisierung beitragen. Er hatte sich schon von Beginn an zwar als erfolgreicher Unternehmer, aber auch als Anti-Establishment-Politiker dargestellt. Wenn nun die noch verbliebenen Netzwerke zu den Kreisen der Unternehmer, Banker und Medien erodieren, könnte er sich erst recht berufen und provoziert fühlen, für das "Volk" und gegen "Washington" zu agieren, was dem Skript Bannons und der Rechtsextremisten entgegenkäme. Auch wenn er nur noch eine Minderheit vertritt, könnte diese sich weiter radikalisieren und die Konflikte in der Gesellschaft zuspitzen, wenn der Präsident der rechten Minderheit angeblich unterdrückt wird.

Nach Umfragen steht letztlich noch ein Drittel der Amerikaner hinter Trump. Selbst bei Rasmussen sind es nur noch 40 Prozent, 25 Prozent sind starke Trump-Befürworter, 48 Prozent lehnen ihn stark ab. Das zerbricht eine Gesellschaft und fördert die Gewalt. Auch bei den Republikanern bricht die Zustimmung ein.