Barcelona und Cambrils trauern - "ohne Angst"!

Ada Colau, die Bürgermeisterin von Barcelona, gibt der Trauer der Menschen Ausdruck. Screenshot von YouTube-Video

Geplant war von den Attentätern auch ein großer Bombenanschlag in Katalonien

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Das Bild des Tages nach dem Terror in Barcelona und Cambrils ist eine weinende Bürgermeisterin Barcelonas, die so der Trauer der gesamten Bevölkerung Ausdruck verleiht. Ada Colau konnte beim Besuch des Anschlagsorts im Zentrum ihrer Stadt ihre Tränen nach den mörderischen Vorgängen am Donnerstag nicht zurückhalten. (Auto-Anschlag im Zentrum Barcelonas)

Im Zentrum der katalanischen Metropole wurden am Donnerstagnachmittag 13 Menschen mit einem Lieferwagen ermordet. Am Abend versuchte eine weitere Zelle weiter südlich in Cambrils Terror zu verbreiten.

Zahllose Menschen hatten sich am Mittag auf der "Plaza de Catalunya" zu einer Schweigeminute versammelt, darunter befand sich neben dem spanischen Staats- und Regierungschef auch die gesamte Spitze der katalanischen Regierung. Gekommen waren auch einige derer, die am Vortag leichter verletzt worden waren, als der Lieferwagen im Zickzackkurs in die Fußgängerzone einbrach und 13 Menschen ermordet und mehr als 100 verletzt hat. Die Zahl der Toten kann noch steigen, da 16 Menschen schwer verletzt wurden.

Colau hatte aber schon im Vorfeld per Twitter zur Besonnenheit aufgerufen: "Barcelona, Stadt des Friedens. Der Terror wird nicht erreichen, das wir aufhören, das zu sein, was wir sind: Eine weltoffene, mutige und solidarische Stadt." Die Bevölkerung hatte schon am Morgen die zentralen "Ramblas" wieder belebt und sich nach der Schweigeminute am Mittag eindeutig an die gewandt, die Angst und Terror verbreiten wollen: "No tenim por" (Wir haben keine Angst) oder "No tinc por" (Ich habe keine Angst) skandieren die Menschen in der Fußgängerzone immer wieder spontan. Die Bürgermeisterin hatte schon zuvor stolz auf ihre Stadt und sich überzeugt gezeigt, dass man sich nicht von "diesen Feiglingen" terrorisieren lassen werde.

Klar ist aber, dass die spanische Regierung mit den Anschlägen vorgeführt wurde. Die hatte sich angesichts von ähnlichen islamistischen Anschlägen in Frankreich, Belgien, Großbritannien und Deutschland bisher damit gebrüstet, dass es gelungen sei, Attacken im eigenen Land durch Verhaftungen zu verhindern. Die Konservativen haben damit so getan, als hätten sie aus den schwersten Anschlägen in der neueren spanischen Geschichte gelernt, als 2004 Islamisten im Namen von Al-Qaeda zur Stoßzeit in Madrid mit Bomben in vier Vorortzügen 191 Menschen ermordeten.

Die Anschläge in Barcelona und Cambrils haben nun aber gezeigt, dass davon keine Rede sein kann und solche Anschläge ohnehin mit polizeilichen Mitteln nicht zu verhindern sind. Der Bevölkerung wurde - wieder einmal - vorgegaukelt, dass man den Terrorismus polizeilich ausmerzen könne. Tatsächlich konnten sich aber unter den Augen von Geheimdiensten, Guardia Civil und Polizeieinheiten offensichtlich neue gefährliche Zellen bilden, die offenbar auch gut koordiniert agieren konnten und ihre Mordabsichten öffentlich verkünden konnten.

"Ungläubige töten, um nur Moslems übrig zu lassen"

Zu denken gibt, dass Moussa Oukabir Soprano, der vermutlich noch flüchtige mutmaßliche 17-jährige Fahrer des Lieferwagens, nie Geheimnisse aus seinen Plänen gemacht hatte. Er wird derzeit mit drei weiteren Jugendlichen zwischen 17 und 24 Jahren gesucht, berichtet die gut informierte La Vanguardia und veröffentlicht Bilder von ihnen.

Darunter ist eben auch Moussa Oukabir Soprano, der mit dem Pass seines Bruders - der sich gestellt hat - den Lieferwagen für die Todesfahrt angemietet haben soll. Öffentlich gab er vor fast zwei Jahren auf einer Plattform im Internet bekannt, man solle "Ungläubige töten, um nur Moslems übrig zu lassen, die der Religion folgen". Das war seine Antwort auf die Frage, was er am ersten Tag als König tun würde. Auf die Frage, in welchem Staat er nie leben würde, antworte er: "Im Vatikan". Offensichtlich blieb das bei Sicherheitskräften unbeachtet. Die verfolgten lieber Menschen, die sogar zu hohen Haftstrafen für satirische Twitter-Äußerungen über die Franco-Diktatur verurteilt wurden oder man knastete Puppenspieler ein (Spanien immer repressiver).

Es war offensichtlich vor allem Glück, dass es am Donnerstag in Katalonien nicht noch deutlich schlimmer gekommen ist. Denn geplant hatten die Terroristen eine weitaus größere Tragödie. Geplant war nach Ansicht der Ermittler auch ein großer Bombenanschlag. Entweder sollte der Lieferwagen nach der Todesfahrt im Zentrum Barcelonas in der Folge noch als Bombe gezündet werden oder der zweite Lieferwagen an anderer Stelle als Auto-Bombe eingesetzt werden. Den hatten die Attentäter ebenfalls angemietet, er ist aber schon am Donnerstag unbenutzt gefunden worden.