Google sperrt Aktion Arschloch, Facebook zensiert Arsch huh-Anzeige

Bedrohliche Musikaktion führt zu Zensur

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Das am 01.10.2017 in Kraft tretende Netzwerk-Gängelungsgesetz von Noch-Justizminister Heiko Maas wirft seine Schatten voraus. So löschten voreilige Zensoren ausgerechnet die Google-Seite eines Initiators der Aktion Arschloch, deren Google-Seite widerum als Nebeneffekt zumindest gesperrt wurde.

Bei der Aktion handelte es sich um eine Initiative von Privatleuten, die 2015 mit Flashmobs durch öffentliches Rudelsingen des Arschloch-Lieds der Ärzte ein deutliches Zeichen gegen rechte Hetze gegen Flüchtlinge setzten. Die charmante Idee wurde ein durchschlagender Erfolg, der den zwei Jahrzehnte alten Ärzte-Song an Platz 1 der Deutschen Charts katapultierte. Die Ärzte wiederum spendeten die zusätzlichen Tantiemen zu entsprechenden Zwecken.

Der Grund für die überraschende Löschung sollen laut Google "Verhaltensweisen, durch die andere Personen bedroht, belästigt oder gemobbt werden" sein. Nun ist das von den Ärzten bewusst prokant verwendete A-Wort ja durchaus unfein, aber im Verhältnis zu dem, was die von den Ärzten kritisierten Herschaften so absondern, nun einmal gerade zu wohlerzogen.

Verständnis für gepeinigte Nazis mag zwar so mancher US-Präsident aufbringen, in Deutschland sind mimosenhafte Nazis seit 1945 eher ein neues Phänomen. Der nächste Schritt wäre dann, wenn der zum Google-Konzern Alphabet gehörende Dienst YouTube ebenfalls seine Verpflichtung zu guten Manieren entdeckt und entsprechende Videos mit den Aktion Arschloch-Flashmobs löscht. Oder Google-Suchen ...

Ähnlich erging es auch der Kölner Künstler-Initiative „Arsch huh“. So war für Facebook "Arsch" für eine Anzeige nicht fein genug, mit der ein Konzert beworben werden sollte. Die Arsch huh-Facebookseite ist nicht betroffen.

(Disclosure: Der Autor hat die Initatoren der Aktion Arschloch 2015 anwaltlich vertreten.)