Du siehst schlecht aus, ich dreh' um

Neben der Spur

Das hat ja so kommen müssen: Face ID ist erst der Anfang, bald geht ohne das eigene Gesicht nichts mehr am Computer

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Keine Ahnung, ob sich noch jemand and Magic Leap erinnert, das ja angeblich bald das irre tolle Ding werden soll. Virtual Reality und so. Dann passiert erst einmal gar nichts, seit Jahren, und jetzt sollen weitere sechs Milliarden USD Finanzspritze in das Produkt gesteckt werden. Release Date ist zusammen mit dem Flughafen BER Sankt Nimmerleinstag. Wir freuen uns darauf.

In der Zwischenzeit hat Apple vergangene Woche mit dem neuesten überteuerten iPhone auch eine Technologie vorgestellt, die dieses Edelteil entsperren soll. Und zwar nur und ausschließlich mit dem eigenen Gesicht. Da kann man noch so viele Witze darüber reißen, aber das ist schon sehr cool, wenn man sein Telefon einfach anschaut ... und schon telefoniert es, zeigt einem Dinge und bezahlt sogar. Das kannte man bisher nur von seinen Eltern.

Face ID macht es sicher nicht jedem einfach. Wer will schon von einem Nutzgegenstand gescannt und dann wiedererkannt werden. Allerdings hat es die Firma allen ein wenig leichter gemacht, über den ersten notwendigen Schritt zu kommen: Ein altbekanntes Icon soll Sympathiewerte aufbauen und ein Lächeln auf das Gesicht zaubern, wenn man sich digitalisieren lässt. Und schon steht dem Freischalten des eigenen Telefons nichts mehr im Wege.

Hoffen wir einfach, dass es auch dabei bleibt, denn Gesichtserkennung könnte ja auch, wenn man Professor Michal Kosinski glaubt, dazu führen, dass die eigene politische Gesinnung, die sexuelle Orientierung und sogar der IQ mittels eines KI-Algorithmus erkannt werden könnten.

Wahrscheinlich Blödsinn.

Auf jeden Fall möchte ich ungern in Zukunft von meinem Smartphone morgens mit den Worten: "Na, Du alter Nazi, wieder scharf auf Frauen heute Morgen? Egal, blöd f.... ja gut" begrüsst werden. Das geht dann doch zu weit.

Allerdings kann es soweit kommen, dass ein Sprachsteuerungssystem wie Siri schon bald britische Kriegsschiffe steuern könnte. Gut, das klingt erst einmal beeindruckend. Wir hoffen, dass das System eine höhere Erkennungsquote als heutige Stimmenfänger von Apple und Microsoft. Sonst steuern Flugzeugträger noch einmal den falschen Hafen an, so wie neulich.

Was man ja dann hoffentlich nicht zu sehen bekommt, das sind Gesichtserkennungsfeatures bei Flugzeugträgern und Schlachtschiffen. Denn alles was ein leicht seekranker Kapitän mitten im Gefecht nicht hören will, ist: "Mann, Du siehst echt übel aus, komm, wir drehen mal lieber um." Und das Schiff dreht einfach bei und verduftet. Da müsste dann doch noch einmal über KI, zivilen Ungehorsam und zu gute Gesichtserkennung nachgedacht werden.