Ab 2018 will METI International Botschaften an Aliens ins All schicken

Antennen des Radioteleskops Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA). Bild: ESO/José Francisco Salgado /CC BY-SA-4.0

Bislang suchen und senden die Menschen noch vergeblich, Astronomen haben ausgerechnet, warum Antworten noch eine Zeitlang auf sich warten lassen könnten

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Der Streit ist schon alt, ob man an mögliche andere intelligente Lebewesen im All Botschaften schicken oder sich darauf beschränken soll, das Weltall abzuhören, um Zeichen für die Existenz von Aliens zu entdecken. Zwar mehren sich in den letzten Jahren die Hinweise auf Exo-Planeten, die vielleicht die erforderlichen Bedingungen für die Entwicklung von Leben aufweisen, aber bislang sind die Menschen noch alleine geblieben, wenn man kein UFO-Anhänger ist.

Natürlich könnte es theoretisch auch so sein, dass die Suche nach extraterrestrischer Intelligenz (SETI) etwa mit dem Arecibo-Radioteleskop deshalb bislang erfolglos war, weil die Aliens es vorziehen, nicht entdeckt zu werden und ihre Signale entsprechend abschirmen. Zumindest argumentieren diejenigen, die das Aussenden von Botschaften in das Weltall kritisieren, wie dies das vom Astronomen Alexander L. Zaitsev initiierte Projekt METI (Messaging to Extraterrestrial Intelligence = Versenden von Botschaften an außerirdische Intelligenzen) propagiert und betreibt, dass damit Außerirdische erst auf die Erde aufmerksam gemacht werden. Und man könne nicht wissen, ob sie den Menschen freundlich gesinnt seien. 1999 erfolgte der erste Cosmic Call von der Gruppe um Zaitsev mit dem Evpatoria-Radioteleskop.

Begonnen wurde die aktive Suche von Francis Drake, der 1974 über das Arecibo-Teleskop ein starkes Radiosignal aussendete. Zuvor hatten bereits 1972 die Raumsonden Pioneer 10 und Pioneer 11 mit Gold beschichtete Plaketen mit in das Weltall genommen. Darauf zu sehen sind eine Frau und ein Mann, beide nackt wie im Paradies, zum Gruß - oder zur Drohung? - darf aber nur der Mann seine Hand erheben. 1977 wurden die beiden Raumsonden Voyager 1 und Voyager 2 mit den berühmten von Carl Sagan und seinem Team entworfenen Datenplaneten, auf denen sich Botschaften an Extraterrestrische und Informationen über die Menschen befanden, auf ihre Mission geschickt. Seit Zaitsevs erster kosmischer Flaschenpost gab es zahlreiche weitere Sendungen, im Prinzip kann jeder Hobby-Radioastronom seine Botschaften losschicken, auch wenn die Signale schwächer sind. Im Grunde sind solche Botschaften Selfies, also Gesten, die sagen: Schaut mal, hier ist jemand.

Vorbild für die Skepsis sind die Menschen selbst, die etwa bei Eroberungen oder der Unterwerfung anderer Länder oder Kontinente die dort lebenden Menschen ausrotteten und mit großer Brutalität vorgingen. Warum sollten Aliens anders sein, wenn ihnen die Erde gefallen sollte und sie die Möglichkeiten hätten, diese mit ihren vielleicht überlegenen Waffen wie die Conquistadores mit Schusswaffen, Pferden und Rüstungen einzunehmen und die Menschen zu vernichten oder zu versklaven? Die Frage dahinter ist immer auch, wer für die Menschheit sprechen darf oder soll bzw. wer beschließt mit welchem Konsens, welche Botschaften an etwaige intelligente Extraterrestrische versendet werden sollen.

Douglas Vakoch, der Präsident von METI International, wo man sich neben SETI mit dem Versenden von kosmischen Botschaften beschäftigt, ist nicht in Sorge. Nur weil den Leuten, da es keine Erfahrungen gibt, zuerst schreckliche Bilder von Kontakten mit Aliens einfallen, heiße das ja nicht, dass sie realistisch seien, sagte er Daniel Oberhaus von C|Net. Ab nächstem Jahr will die Organisation mit dem Versenden von kosmischen Botschaften beginnen. Ansonsten überlegt man, wie man am besten auf einen ersten Kontakt reagieren sollte.

Man will sich aber unterscheiden von den bisherigen Versuchen, eine Botschaft so zu formulieren, dass sie Aliens auch verstehen können. So hat man auf Bilder oder Musik, auf physikalische Formeln, oder auf Mathematik gesetzt. Dabei will zwar Vakoch auch bleiben, aber für ihn ist es nicht wichtig, möglichst viel über die Erde, die Menschen oder die Wissenschaft zu kommunizieren, man wolle nur Weniges ganz deutlich sagen: "Bei unseren ersten Botschaften konzentrieren wir uns auf die Grundzüge der Mathematik und der Physik." Die Botschaften sollen an nahegelegene Sterne gerichtet werden, vornehmlich an jene, um die Planeten in der Entfernung kreisen, die Leben ermöglicht.

Ein Problem ist allerdings auch, dass die Versender von Botschaften kaum die Empfänger von etwaigen Antworten sein werden. Die könnten möglicherweise Generationen später erst erfolgen. Vakoch ist noch bescheidener: "Viele unserer schwersten Probleme auf der Erde verdanken sich der Ausrichtung auf unmittelbare Belohnung. Wenn künftige Generationen von SETI-Forschern nach Antworten auf die heutigen Aussendungen suchen und sich so in einem wissenschaftlichen Projekt über viele Generationen engagieren, ist allein schon die weitere Suche ein Erfolg an sich, egal ob sie Leben da draußen finden oder nicht."

In 1500 Jahren kann vielleicht mit einer Antwort gerechnet werden

Astronomen haben mal versucht auszurechnen, wann wir darauf hoffen könnten, dass eine von Menschen in den Weltraum geschickte Botschaft zu einer Antwort führt. Das Problem dabei ist, dass die auch nur dann erfasst werden wird, wenn sie gezielt oder zufällig dorthin gesendet wird, wo nach Botschaften oder überraschenden Signalen gesucht wird. Sie gehen vom Fermi-Paradox aus, also warum die Menschheit noch nicht in Kontakt mit extraterrestrischer Intelligenz getreten ist, obgleich es doch ungezählte Planeten in anderen Sonnensystemen geben sollte, auf denen es Leben geben sollte.

Das Paradox unterstellt, dass es kontraintuitiv sei, noch keine Botschaft empfangen zu haben. Es gibt allerdings keinen wirklichen Maßstab dafür, wie oft Leben wo entstanden sein könnte. Die Drake-Gleichung, mit der die Wahrscheinlichkeit angegeben werden könnte, ist aufgrund fehlender Parameter noch nicht berechenbar.

Die Wissenschaftler haben einmal berechnet, wie weit menschliche Botschaften im Hinblick auf die nähere Umgebung und bestimmte Planeten schon gekommen sein könnten. Nach ihrem Ergebnis seien noch nicht genügend Sterne und Planeten erreicht worden, um schon eine Antwort erwarten zu können. Das Fermi-Paradox wäre danach nicht unerwartet. Bislang sei weniger als 1 Prozent der Galaxie erreicht worden. Man könne nicht erwarten, eine Antwort zu erhalten, bis etwa die Hälfte der Sterne und Planeten erreicht wurden. Das kann also noch dauern. Nach den Wissenschaftlern könne man erst in 1500 Jahren damit rechnen. Das sei aber nicht weiter schockierend, schließlich könne die Menschheit dann sehr wohl während der Lebenszeit unserer Art kontaktiert werden.