Hochrisikofaktor: Schlechte Ernährung

Nach einer weltweiten Studie steigt die Lebenserwartung weltweit, aber die Kluft zwischen Ländern kann mehr als 30 Jahre betragen

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Nach der von der Bill & Melinda Gates Foundation finanzierten Studie Global Burden of Disease (GBD) des Institute of Health Metrics and Evaluation at the University of Washington, die in der Zeitschrift The Lancet erschienen ist und global von jedem Land Daten auswertet, ist der Tod von 18,8 Prozent der weltweiten Sterbefälle mit falscher Ernährung verbunden. Die Menschen sterben frühzeitig, weil sie zu wenig Vollkorn, Früchte, Nüsse, Samen und Fischöle und zu viel Salz zu sich nehmen. Die Studie kann dabei wie immer nur Korrelationen feststellen, aber keine Kausalitäten erfassen.

Nach dem Rauchen ist danach falsche oder einseitige Ernährung die zweithöchste Todesursache, wenn es um Risiken durch Verhalten oder Umweltbedingungen geht. Andere Risikofaktoren wie hoher Blutzucker, hoher Blutdruck, zu viel Cholesterin oder Übergewicht können mit der Ernährung verbunden sein. Nach der Studie ist das Problem keineswegs nur mit der Epidemie der Fettleibigkeit verbunden, sondern schon mit der Art der Ernährung, also auch mit dem, was den Menschen von der Lebensmittelindustrie aufgedrängt wird. Es werden zu wenige Früchte gegessen, so die Studienautoren gegenüber dem Guardian. Das Problem sei auch nicht, zu viel rotes Fleisch zu essen, sondern eher, zu wenig Vollkorn zu sich zu nehmen. Herzerkrankungen sind weiterhin Todesursache Nummer 1.

Regierungen, die sich um das Wohl der Bürger sorgen, müssten eigentlich versuchen, nicht nur Drogen zu verbieten oder Tabak bzw. Alkohol zu besteuern, sondern auch Einfluss darauf zu nehmen, welche Lebensmittel hergestellt, angeboten und konsumiert werden. Zaghaft gibt es Versuche, etwa gegen besonders viel Zucker enthaltende Getränke vorzugehen, aber jeder Eingriff in die Freiheit der falschen, weil lebenszeitmindernden Ernährung ist prinzipiell verpönt. Das mussten die Grünen vor der letzten Bundestagswahl erfahren, als sie es gewagt hatten, von einem vegetarischen Tag in Kantinen zu sprechen.

Es gibt aber auch Fortschritte bei der Reduzierung von Krankheitsrisiken, vor allem bei den Infektionskrankheiten. Zudem sinkt die Kindersterblichkeit und steigt die Lebenserwartung weltweit weiter, wenn auch mit geradezu grotesken Unterschieden. Die Lebenserwartungskluft kann 30 Jahre betragen. In Japan, wo es die höchste Lebenserwartung gibt, liegt sie für Frauen und Männer bei fast 84 Jahren, in der Zentralafrikanischen Republik bei 50 Jahren. Es kommt nur darauf an, wo jemand zufällig geboren wird. Das kann nicht gut enden, wenn sich nicht schnell etwas ändert. Manche haben das Schicksal selbst in die Hände genommen und wandern dorthin aus, wo sie schlicht länger leben werden.

Armut scheint alleine aber auch nicht Ursache zu sein. So gibt es Länder wie Äthiopien, Nepal, Portugal oder Peru, wo die Lebenserwartung höher gestiegen ist, als man angesichts des Entwicklungsgrads erwarten würde. Warum das so ist, muss erst untersucht werden.

Was zuzunehmen scheint, sind psychische Störungen. 1,1 Milliarden Menschen leiden darunter, dazu wird auch die Abhängigkeit von Drogen und Medikamenten gezählt. Schwere Depressionen sollen bereits zu den 10 verbreitetesten Krankheiten weltweit gehören. Weniger werden zwar die Todesfälle, die durch Suizid oder Gewalt verursacht werden, aber die Todesfälle durch Schusswaffen steigen an. Seit 2006 ist die Zahl der Todesfälle durch Konflikte und Terrorismus um 143 Prozent gestiegen, überwiegend im Nahen Osten und in Nordafrika.