In Schleswig-Holstein festgenommener Syrer soll IS-Mitglied sein

Bild: Sunil060902. Lizenz: CC BY-SA 3.0

Mittlerweile sechs Verdächtige im Londoner U-Bahn-Bomben-Fall

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Bei dem am Dienstag von Spezialkräften der Polizei in Büchen im Kreis Herzogtum Lauenburg festgenommenen Terrorverdächtigen Majed A. handelt es sich den Kieler Nachrichten zufolge um ein 24 Jahre altes Mitglied des Islamischen Staats (IS), den die Organisation 2015 nach Europa entsandte. Dabei beruft sich die Zeitung auf Erkenntnisse der Anklagebehörde und der Bundesanwaltschaft.

Ob Majed A., der jetzt in Untersuchungshaft sitzt, konkrete Anschlagspläne in Deutschland hatte, ist unklar. Im Haftbefehl vom 13. September werden ihm neben Mitgliedschaften in mehreren terroristischen Vereinigungen auch Verstöße gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz vorgeworfen. Danach soll er 2013 mit einer AK-47 erst für die (inzwischen in Fatah asch-Scham umbenannte) syrische al-Qaida-Filiale al-Nusra-Front aktiv gewesen sein; danach für die Dschihadistengruppe Ahrar asch-Scham und schließlich für das Terrorkalifat, für das er ab Ende gegen kurdische Milizen im Nordwesten Syriens kämpfte. Im Sommer 2015 soll ihm der IS dann den Auftrag gegeben haben, nach Europa zu reisen.

London: Verdächtiger wurde in "Deradikalisierungsmaßnahme" geschickt

Im Fall des am 15. September in Londoner U-Bahn durchgeführten Bombenanschlags, dessen Urheberschaft die IS-Propagandaagentur Amaq über eine angeschlossene Einheit für den IS beansprucht, ist gestern ein weiterer Verdächtiger festgenommen worden: Einer Twitter-Information der Polizei zufolge handelt es sich um einen 17-Jährigen aus dem im Südlondoner Stadtteil Thornton Heath.

Vorher waren am Mittwoch ein 30- und ein 48-Jähriger, am Dienstag ein 25-Jähriger im walisischen Newport und am Samstag ein 21-Jähriger Syrer im Westlondoner Stadtteil Hounslow und ein 18-jähriger Iraker, der sich von Dover aus nach Frankreich absetzen wollte, festgenommen worden. Den 21-Jährigen und den 48-Jährigen hat man inzwischen wieder freigelassen.

Den 18-Jährigen hatten die Behörden der BBC zufolge vor der Tat an ein Anti-Extremismus-Programm verwiesen - offenbar ohne Erfolg. Was der konkrete Grund für die vergebliche Deradikalisierungsbemühung war, ist unklar. Andere britische Medien gehen davon aus, dass es sich bei dem von der BBC nicht namentlich genannten Anti-Extremismus-Programm um "Prevent" handelt - ein Projekt, in dem Polizisten und Sozialpädagogen zusammenarbeiten. Der Fall verstärkt Zweifel an der Wirksamkeit solcher Programme, deren französische Variante die Washington Post im Februar als "totales Fiasko" einstufte.

Bei dem Anschlag in Parsons Green erlitten gut zwei Dutzend Menschen Brandverletzungen, die in Krankenhäusern behandelt werden mussten. Dass es in dem mit Pendlern und Schülern vollgestopften Zug keine Toten gab, lag nur daran, dass die Hauptladung des selbstgebastelte Sprengsatzes, den einer der Täter in einer Lidl-Plastiktüte deponiert hatte, nicht wie geplant explodierte.

IS-Terror

Andere Anschläge, zu denen sich der IS in den letzten Monaten bekannte, fanden am 17. August in Barcelona und Cambrils (vgl. Wenn Autos zu Waffen werden), am 28. Juli in einer Hamburger Edeka-Filiale (vgl. Nach dem Hamburger Edeka-Anschlag: Suche nach Erklärungen und Verantwortlichen), am 7. Juni in Teheran (vgl. IS bekennt sich zu den Anschlägen in Teheran), am 3. Juni an der London Bridge (vgl. Erneuter Anschlag in London vor der Wahl), am 22. Mai vor einem Teenagerkonzert in Manchester (vgl. Anschlag in Manchester: Mindestens 22 Tote), am 20. April in Paris (vgl. Der Islamische Staat erklärt sich für den Anschlag in Paris verantwortlich), am 7. April in Stockholm (vgl. Anschlag in Stockholm), am 3. April in St. Petersburg (vgl. Terroranschlag in St. Petersburg) und am 22. März 2017 in Westminster statt (vgl. Westminster: Terroranschlag in Londons Regierungsviertel).

Darüber hinaus ist die Terrorgruppe auch für zahlreiche Anschläge in den Jahren davor (vgl. Dschihadisten im Strom der Flüchtlinge) und für zigtausende Tote durch Kampfhandlungen und Exekutionen in Syrien, im Irak, in Libyen, in Nigeria, in Kamerun, im Niger, in Afghanistan und auf den Philippinen verantwortlich.