Spanische Faschisten im Jagdfieber

In Valencia attackierten sie eine Demonstration zur Verteidigung des Rechts auf Selbstbestimmung

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Die Bilder aus der spanischen Region Valencia sind grässlich. Sie zeigen, welche Wirkung die nationalistische spanische Mobilmachung gegen die katalanischen Unabhängigkeitsbestrebungen zeitigt. Am Montag haben Rechtsradikale – meist mit den Stangen ihrer spanischen Fahnen - eine Demonstration angegriffen, die sich mit dem katalanischen Prozess solidarisiert hat.

Demonstrationen für das Selbstbestimmungsrecht finden jedes Jahr am "Tag Valencias" teil, in dem praktisch die gleiche Sprache wie in Katalonien gesprochen wird und sich viele als Katalanen sehen.


Angegriffen wurden von Faschisten, die aus ihrer Gesinnung keinen Hehl machten und immer wieder den Hitlergruß zeigten und Fahnen schwenkten, auf denen auch faschistische Symbole prangten, nicht nur Demonstrationsteilnehmer, sondern auch Einwanderer und Vertreter der Presse.

Es traf auch einen Fotografen der großen spanischen Tageszeitung El País, die wahrlich nicht zu den Befürwortern der katalanischen Unabhängigkeit zählt, die vermutlich am Abend ausgerufen wird. Das greift auch die Zeitung auf, wenngleich sie das als Gegner der Unabhängigkeit sehr tief zu hängen versucht. Die Ultras hatten versucht, dem Fotografen die Kamera zu stehlen. In diesem Fall griff die Nationalpolizei ein, die sich sonst sehr zurückhielt. Dabei war die Gegendemonstration der Ultrarechten nicht erlaubt.

Doch auch spanische Medien merken an, dass das nicht neu ist, denn in Valencia genössen "Ultrarechte Straffreiheit" und kultivierten ihre Radikalisierung vor allem über den Fussball, beklagt die Zeitung Público.

Einer der, die von den Rechtsextremen verprügelt wurden, war Vicente D. Gegenüber eldiario.es spricht er von einer "Jagd der Rechtsextremen". Die hätten sich längst auf dem Platz befunden, wo sich die Demonstration versammeln sollte. Das hatte die Polizei zugelassen. Dort hätten die Faschisten immer wieder diejenigen angegriffen, die vermutlich an der genehmigten Demonstration teilnehmen wollten. Die Polizei sei viel zu schwach gewesen und hätte schon deshalb kaum etwas ausrichten können. "Was mich wütend macht, ist, dass von Auseinandersetzungen gesprochen wird", kritisiert er spanische Medien, "dabei waren es Angriffe, eine Jagd der Rechtsextremen."

Die Linksparteien in Valencia, die die sozialistische Regierung stützen, fordern politische Konsequenzen und den Rücktritt des Vertreters des Zentralstaats in Valencia, der für die Planung des Polizeieinsatzes verantwortlich war und eine "illegale Gegendemonstration zugelassen hat", erklärte Podemos (Wir können es).

Inzwischen ist auch klar, dass es zu solchen Vorgängen schon am Vortag in Barcelona bei der Großdemonstration gegen die Unabhängigkeit kam. Auch dort, aus ganz Spanien angereist, waren viele Neonazi-Gruppen unterwegs, die den Hitlergruß zeigten. Ausnahmen waren das nicht, wie auch die britische Dailymail festgestellt hat. Pressevertreter wurden behindert und zum Teil angegriffen, Regionalpolizisten und Feuerwehrleute massiv beschimpft.

Die Ultrarechte fühlt sich von der Zentralregierung in Madrid angestachelt. Der Sprecher der regierenden spanischen Volkspartei (PP) hatte am Montag vor den Vorgängen in Valencia weiter Öl ins Feuer gegossen und von "Putschisten" in Katalonien gesprochen, mit denen es nichts zu verhandeln gäbe. Mit Bezug auf den ehemaligen katalanischen Regierungschef Companys warnte er, dass Regierungschef Carles Puigdemont "wie dieser enden" könne. Er hatte vor 83 Jahren die Unabhängigkeit ausgerufen. Der frühere Chef der linksnationalistischen ERC ging nach dem Putsch der Franquisten und dem Ende des Bürgerkriegs nach Frankreich, wurde dort nach der Besetzung durch Nazi-Deutschland von der Gestapo verhaftet, an Spanien ausgeliefert, schwer gefoltert und schließlich erschossen.