Strompreis: Offene und verdeckte Kosten

Eine Studie beziffert die Kosten der staatlichen Förderung der konventionellen Erzeuger und die der Folgeschäden von Kohle- und Atomkraftwerken

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft hat im Auftrag von Greenpeace Energy eine Studie über die Kosten der Stromerzeugung vorgelegt. Hintergrund war der Gedanke, wie es in der Einleitung der Studien-Kurzfassung heißt, dass zwar einerseits die Kosten der erneuerbaren Energieträger transparent in den Rechnungen der Privatkunden und anderer "nicht-privilegierter Verbraucher" aufgeführt werden, die Kosten von Kohle und Atom sich aber der Wahrnehmung weitgehend entzogen sind.

Das Ergebnis ist erhellend. Nicht 29,18 Cent wie derzeit im Durchschnitt, sondern 40 Cent müsste die Kilowattstunde Strom kosten. 1,4 Cent machen die verschiedenen staatlichen Zuwendungen und Vergünstigungen aus, die Kraftwerkbetreiber erhalten, und weitere 9,4 Cent die sogenannten externen Kosten. (Zum Vergleich: Derzeit liegt die EEG-Umlage bei 6,88 Cent pro Kilowattstunde.)

Hinter Letzterem verbergen sich vor allem Umwelt- und Klimaschäden, die sogenannten Ewigkeitskosten des Bergbaus (Sicherung alter Schächte, Abpumpen von Grundwasser etc.) sind noch nicht einmal eingerechnet. Die Berechnung der externen Kosten geht dabei auf das Umweltbundesamt zurück und wurde von den Autoren nur auf den Strompreis umgelegt.

Dabei wurde wie im Falle der EEG- Umlage nicht der gesamte Verbrauch von knapp 550 Milliarden Kilowattstunden mit der fiktiven Abgabe für die konventionellen Kraftwerke belegt, sondern nur die etwas über 300 Milliarden Kilowattstunden, die Privathaushalte, kleine Gewerbetreibende und andere "Nicht-Privilegierte" verbrauchen.

Interessant ist auch ein Blick auf die Steuervorteile und Subventionen der einzelnen Energieträger. Bei der Steinkohle summieren sie sich im Laufe der Jahrzehnte auf 337 Milliarden Euro. Die Atomkraft kommt auf 237 Milliarden Euro. Im Vergleich dazu kommt der Ausgleichsfonds für die erneuerbaren Energieträger, der durch die EEG-Umlage auf den Strompreis, den die "Nicht-Privilegierten" zu zahlen haben, ausgeglichen wird, bisher auf rund 100 Milliarden Euro.

Aber letzteres ist vor allem eine Folge der Altanlagen. Vor allem Betreiber alter Solaranlagen können noch bis ins nächste Jahrzehnt hinein mit hohen Einspeisevergütungen rechnen. Für neue Anlagen fallen diese deutlich niedriger aus und werden in den nächsten Jahren weiter sinken, weil auch die Anlagenkosten weiter abnehmen.

Die Autoren haben für ihre Studie auch ausgerechnet, zu welchen gesellschaftlichen Kosten, sie nennen es Vollkosten, heute mit jeweils neuen Anlagen Strom produziert werden kann, und das auf die Anlagentypen aufgeschlüsselt: Windstrom kostet 4,1 bis 8,5 Cent pro Kilowattstunde, Solarstrom 7 bis 12,7, Erdgas 11,3 bis 14,3, Braunkohle 13,7 bis 18,3, Steinkohle 16,5 bis 18,9 und Atomkraft 18,7 bis 47,3 Cent pro Kilowattstunde.

Diese "Vollkosten" setzen sich zum einen aus der Einspeisevergütung bei den Erneuerbaren und dem Börsenstrompreise bei den Konventionellen sowie im Falle der Letzteren noch aus der verdeckten staatlichen Förderung und den externen Kosten zusammen.

Mit anderen Worten: Wenn alle Subventionen und von der Gesellschaft zu tragenden Folgeschäden berücksichtigt werden, ist schon heute der Bau von Solar- und Windkraftanlagen, ergänzt durch einige Gaskraftwerke zur Absicherung der Versorgungssicherheit, die kostengünstigste Variante der Stromversorgung.

Das gilt vermutlich auch dann noch, wenn in einigen Jahren einerseits die Anlagenpreise für Wind- und Solarenergie weiter abgesunken sind, aber andererseits noch einige Cent auf die Kosten für Speichertechnologie drauf geschlagen werden muss. Diese wird nötig werden, wenn künftig die Stromproduktion vollständig von den Erneuerbaren abgedeckt werden soll.