US-Regierung legt Plan für verbindliche Auto-zu-Auto-Kommunikation auf Eis

Unter Obama wollte das US-Verkehrsministerium eine Pflicht durchsetzen, wonach Kfz über ein Funkmodul Daten untereinander hätten austauschen sollen. Die Trump-Regierung soll die Initiative nun vorläufig zu den Akten gelegt haben.

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Autobahn A14

(Bild: dpa, Jan Woitas/Archiv)

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In den USA wird es vorerst nichts mit einer Norm für die Auto-zu-Auto-Kommunikation, von der sich Experten ein deutliches Minus bei tödlichen Unfällen erhofften. Die US-Regierung hat unter Präsident Donald Trump eine Initiative des Verkehrsministeriums aus den Zeiten Barack Obamas heimlich, still und leise auf Eis gelegt. Dies berichtet die Nachrichtenagentur AP unter Berufung auf namentlich nicht genannte Vertreter der Autoindustrie. Das Weiße Haus wollte sich dazu nicht äußern, der Vorschlag für den Aufbau einer Infrastruktur für die "Vehicle-to-Vehicle"-Kommunikation (V2V) findet sich aber nicht mehr auf dem aktuellen Haushaltsplan der US-Regierungszentrale.

Eigentlich sollten Neuwagen künftig mit einem Funkmodul ausgestattet werden, mit dem sie sich identifizieren und mit anderen Fahrzeugen Daten austauschen könnten. Vorgesehen war, dass die Systeme weit über bestehende Kollisionswarner und Abstandsanzeiger hinausgehen. Sie sollten dank einer hohen Reichweite und integrierter Alarmfunktionen helfen, Auffahrunfälle oder Zusammenstöße bei Spurwechseln weitflächig zu vermeiden und Autoströme besser zu steuern. Die beim Verkehrsressort angesiedelte National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) erklärte, dass man noch immer die über 460 eingegangenen Stellungnahmen zu einem ersten Vorschlag aus 2014 auswerte. Offenbar passt das Vorhaben nicht mehr zum Entbürokratisierungskurs Trumps und wird daher auf die lange Bank geschoben.

Dem Vernehmen nach wandten sich auch Kabelnetzbetreiber und Telekommunikationsfirmen gegen den Plan: Die Regierung hatte – genauso wie die EU – das 5,9-GHz-Frequenzband für die "Car-to-Car-Communication" reserviert, das die Branche lieber für breitbandiges mobiles Internet nutzen will. Den Mobilfunkern stieß zudem übel auf, dass die Autoindustrie vorrangig das Spektrum hätte nutzen können. Die EU-Kommission hat voriges Jahr eine Strategie für "kooperative intelligente Transportsysteme" auf den Weg gebracht. Bis 2019 sollen demnach auf dem alten Kontinent die Grundlagen stehen, damit vernetzte Autos untereinander und mit der Verkehrsinfrastruktur kommunizieren können. Diese zweite Komponente der "Vehicle-to-Infrastructure"-Kommunikation war der US-Regierung von Anfang an zu teuer erschienen.

Update 03.11.2017: Das US-Verkehrsministerium und die Behörde für Verkehrssicherheit auf den Highways (NHTSA) haben den AP-Bericht gegenüber US-Medien zurückgewiesen. "Das Verkehrsministerium und die NHTSA haben noch keine endgültige Entscheidung über den Regelungsvorschlag für eine V2V-Pflicht getroffen", heißt es in einer Stellungnahme der Verkehrsbehörde. "Alle Berichte, die das Gegenteil behaupten, sind falsch." Das Ministerium halte daran fest, das fragliche Funkspektrum für lebensrettende Techniken einzusetzen. (axk)