USA und China: Der unausweichliche kriegerische Konflikt?

Chinesische Parade. Bild: Pentagon/ gemeinfrei

US-amerikanische Vordenker und der Think-Tank RAND wägen das Pro und das Contra, sowie das Wie und Wann eines Krieges zwischen China und den USA ab

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Möglicherweise haben wir Frankensteins Monster entfesselt

Ex-Präsident Richard Nixon rückblickend über seine Annäherungspolitik an China

Was macht man denn jetzt mit einem aufstrebenden Riesenreich, wo andauernd die Ketten klirren und krachen, an die der Koloss bislang gefesselt war? China baut künstliche Inseln im Südchinesischen Meer und erklärt dieses Gewässer kurzerhand zu seiner eigenen Hoheitszone.

Donald Trump reagiert, wie man es vom Twittergott gewohnt ist: Bevor er selber Südkorea und China besucht, schickt er schon mal drei Flugzeugträger als milliardenteure Herolde vorweg an die Küsten der koreanischen Halbinsel. Müssen wir uns jetzt warm anziehen?

Altgediente Offiziere aus der Bundeswehr winken lachend ab: eine reine "Show of force" sei das, nichts als Theater für die Presse. Militärstrategisch ohne jeden Nährwert. Nun ja. Es ist schon seltsam, was sich da neulich in der Straße von Malakka zutrug. Ein US-amerikanisches Kriegsschiff war mitten in der Nacht bei spiegelglatter See und exzellenter Sicht mit einem Tanker havariert. Das US-Schiff soll mit Autopilot gesteuert worden sein.

Möglicherweise, so vermuten Journalisten, sei das Versagen der automatischen Steuerung auf ein Störmanöver einer anderen Militärmacht zurückzuführen. Ein Denkzettel möglicherweise. Das US-Militär hielt sich auffällig bedeckt und legte seine Schiffe in dieser Region einstweilen vor Anker. Und jetzt die drei Flugzeugträger, um die peinliche Malakka-Episode möglichst schnell vergessen zu machen.

Geostrategen und Historiker in Washington stellen sich schon ernsthaft die Frage, ob ein heißer Krieg zwischen den USA und China nicht doch eines unglückseligen Tages ausbrechen könnte. Und das möglicherweise gegen den Willen beider Kontrahenten, durch einen dummen Zufall.

Kräftemessen zwischen den USA und China

Einmal befanden sich die USA und die Volksrepublik China bereits in einem heißen Krieg, nämlich als Stellvertreterkrieger auf der koreanischen Halbinsel. Dabei kamen 940.000 Soldaten und etwa drei Millionen Zivilisten ums Leben. US-Streitkräfte verübten Massaker unter der Zivilbevölkerung, die bis heute nicht vergessen, geschweige denn aufgearbeitet sind. Donald Trumps Machtdemonstration mit den Flugzeugträgern bewirkt deswegen sehr ungute Gefühle bei der koreanischen Bevölkerung.

1996 kam es dann noch einmal zu einem Kräftemessen zwischen den USA und China. Die Volksrepublik China betrachtet Taiwan als seine abtrünnige Provinz. Um die Bevölkerung von der eigenständigen Republik Taiwan nachdrücklich an den Besitzanspruch von Festlandchina zu erinnern, führte die Volksrepublik China einige "Tests" mit Raketen durch, die gegen Taiwan gerichtet waren.

Der damalige US-Präsident Clinton konzentrierte eine in der Nachkriegsgeschichte beispiellose Anzahl von Kriegsschiffen vor Chinas Küsten, und die Volksrepublik China zog ihre Raketen ganz schnell zurück. Diese demütigende Erfahrung führte bis heute zu einem sehr defensivem Auftreten der Volksrepublik.

Karten neu gemischt

Doch die Karten sind inzwischen vollkommen anders gemischt. China ist bereits jetzt nach der Berechnung des Internationalen Währungsfonds die Nummer eins als Wirtschaftsmacht. Doch auch militärisch hat die Volksrepublik China enorm aufgeholt.

Die Militärausgaben Chinas machten im Jahre 2008 gerade einmal ein knappes Achtel der Ausgaben der USA für Militär aus (84,4 Milliarden Dollar gegenüber 607 Milliarden). Heute beträgt das Verhältnis bereits weniger als eins zu drei (215,7 Milliarden Dollar zu 611,2 Milliarden). Damit hat sich China deutlich von der Masse der Mit-Herausforderer wie z.B. Russland oder Saudi-Arabien abgesetzt.

In militärischer Kampfmontur mit neuem Selbstbewusstsein nimmt Chinas neuer starker Mann Xi Jinping in Beijing die Militärparade ab.

Diese Veränderungen im Kräfteverhältnis spiegeln sich auch in den diversen Diskussionen in der militär-industriellen Elite der USA. Im Jahre 2006 kehrt Christopher J. Pehrson in einem Artikel im Auftrag des Army War College noch eine gewisse wohlwollende Herablassung gegenüber China hervor.

Ja, diese Chinesen haben sich innerhalb der amerikanischen Weltordnung bislang recht artig verhalten, aber da muss man natürlich aufpassen, was dahinter steckt, denn der frühere starke Mann Chinas, Deng Hsiao Ping, hatte die Taktik der kleinen Leute (er wies selber gerade mal eine Körpergröße von 1.50 Meter auf) in vielsagende Worte gekleidet:

Beobachte still, sichere unsere Position; geh mit Affären ganz leise um; verstecke unsere Fähigkeiten und warte unsere Zeit ab; bewähre Dich darin, Dich selbst klein erscheinen zu lassen; beanspruche niemals die Führung; leiste Deine Beiträge.

Deng Hsiao Ping

Und so bastelte sich China in aller Stille eine Kette von Perlen (string of pearls) zusammen, meint Pherson, indem überall auf der Welt chinesische Basen aufgebaut werden. Wenn sich China nicht als verantwortungsbewusster Teilhaber (responsible stakeholder) der Pax Americana auszeichne, "dann könnten sich die USA darauf verlegen, China mit Aktionen von unvorteilhafter Wirtschaftspolitik bis zu offenen Aufforderungen nach sozialer und politischer Veränderung unter Druck zu setzen. Wenn China widerspenstig bleibt oder eine Politik verkündet, die den Interessen der USA zuwiderläuft, dann wird das ein klares Warnsignal einer anstehenden wirtschaftlichen, diplomatischen oder sogar einer militärischen Konfrontation zwischen den USA und China sein".