"God Bless you all"

Queen Elizabeth II mit Ronaldd Reagan im Jahr 1983, in dem die Rede vorbereitet wurde. Bild: DoD

Rede der Queen für den Fall eines 3. Weltkriegs von 1983

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Am 11. November jährte sich das Ende der fatalen NATO-Übung "Able Archer 83" zum 34. Mal (Der letzte Tag). Damals waren die Supermächtigen an Kriegstechnologie ungleich stärker als an Völkerverständigung interessiert. Die historische Aufarbeitung des einst hochgeheimen Dramas ist allerdings nach wie vor unbefriedigend. So wurde die Krise lange als Propaganda abgetan oder dann zumindest ein Spin gesetzt, der den Westen in einem positiven Licht erscheinen lassen soll.

In diversen Dokus des ZDF wird seit Jahren die infame Lüge nacherzählt, US-Präsident Ronald Reagan sei von einem Doppelagenten über die russische Nervosität gewarnt worden und habe sich deshalb im Ton gemäßigt. Nachdem vor zwei Jahren die USA die geheimsten ihrer Geheimakten zu diesem Thema freigaben, ist nunmehr unbestreitbar, wie knapp die Menschheit an einer atomaren Katastrophe vorbeigeschrammt war (Um Haaresbreite). Obwohl Reagan offenkundig erst nachträglich Wind von der Krise bekam und diesen in selbigen schlug, hält das ZDF sein transatlantisches Narrativ tapfer durch und verklärt damit ausgerechnet den wahnsinnigen Kriegstreiber zum verantwortungsvollen Friedensheld.

Die Briten sind mit Freigaben von Geheimakten nicht ganz so großzügig. Dies dürfte nicht zuletzt damit zusammenhängen, dass Margaret Thatcher ihre Erkenntnisse über die sowjetische Kriegsangst in Absprache mit den USA vor den NATO-Partnern geheim hielt, etwa um die Stationierung der Pershing II in Deutschland nicht zu gefährden.

Allerdings kann man heute immerhin die Rede der Queen nachlesen, die man für den Fall eines Dritten Weltkriegs vorbereitet hatte. Der von den Strategen der damals reichsten Frau der Welt in den Mund gelegte Text beschwor den Zuammenhalt der Familie, rief mit warmen Worten zur gegenseitigen Hilfe auf und endete mit "God Bless you all". Wie weit die Solidarität der Queen mit ihren normalsterblichen Untertanen tatsächlich reicht, läßt sich dieser Tage aus den Paradise Papers ersehen.

Noch in den 1980er Jahren wurden zur Verharmlosung des Atomkriegs Zivilschutzanleitungen propagiert, die eine Überlebenschance suggerieren sollten. Diese inspirierten britische Comiczeichner und Filmemacher zu dem beklemmenden Kinofilm When the Wind blows.