Mach was draus

Neben der Spur

Am besten ist digitale Technik immer noch dann, wenn sie fast wie ein Unfall aussieht

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Alles ist möglich mit digitalem Zeuchs. Fast alles zumindest, zum Beispiel kann mein Computer mir immer noch kein Bier aus dem Kühlschrank holen. Zum einen, weil er nur ein Standgehäuse und keine Füßchen hat, zum anderen, weil ihn mein digital aufgemotzter Kühlschrank vermutlich gar nicht die Türe öffnen lassen würde ... ach halt, mein Computer hat ja bisher auch keine Hände. Dumm gelaufen, keine Hände, kein Bier, so einfach ist das im Moment.

Aber das muss nicht immer so bleiben. Zum Beispiel kann dieses Moto X Handy zusammen mit einem Installiert-Share Printer schon fast wieder so cool aussehen wie die Polaroid Kamera von Tante Ortrud, mit der sie sie uns in den späten 70ern schier in den Wahnsinn getrieben hat. Für schlappe 199 USD kann man das Teil sogar mit dem altbekannten Regenbogen vorbestellen, damit aus den Selfies wieder so richtig schöne Polaroids werden, die dann am Kühlschrank ausbleichen und meinen Computer, sollte er denn dann wirklich einmal mittels selbstgeschraubten Rollen bis vor seine Türe kommen, in den Wahnsinn treiben.

Bei aller Liebe für Retro-Design hat man aber trotzdem das Gefühl, dass das alles mehr wie ein Unfall aussieht. Die Polaroids waren viel zu schnell ausgebleicht und sind eigentlich heute nur noch in Gebrauch, wenn Andreas Mühe ein Shooting vorbereitet. Ansonsten will man doch gar nichts davon an seinem Kühlschrank hängen haben. Nicht einmal, wenn Bier im Gerät (Kühlschrank) sein sollte.

Eher ein Designunfall ... wenn auch irgendwie ein charmanter.

So in etwa, wie man sich zuerst einmal in Ruhe fragen möchte, was einem an dieser Erfindung nicht passt. Natürlich (!) in den USA haben Ärzte jetzt ein Medikament zur Verfügung, das dem Doktor meldet, sobald der Patient die Pillen geschluckt hat. Digital.

Gut, man will gar nicht wissen, ob sich russische Hacker so auch Zugriff zu einer US-amerikanischen Milz verschaffen könnten, aber die Technik an sich in faszinierend. Wenn das Schule macht, bekommen die Weight Watchers ein Alarm-Mail, sobald unerlaubt Schokolade in meinem Bauch verschwindet (das heißt: sie verschwindet dort ja gar nicht, sie bleibt ja als Fettring an mir weiterhin vorhanden ...). Und ich will auch gar nicht wissen, ob mein Doktor mitbekommen würde, wenn ich die Pillen statt mir einfach meinem Hund ins Essen mische, aber von Prinzip her eine total unbrauchbare und trotzdem hoch faszinierende Erfindung.

Ich frage mich, wann es dann aber soweit ist, dass Computer wieder Computer nachmachen und so irgendwie mehr bei ihren Leisten herumschustern. Also: Mein Mac ahmt perfekt einen Mac nach, der einen Windows Laptop mit C64-Simulation auf einem simulierten ATARI ST nachstellt. Oder so. Das wäre philosophisch schön und mindestens so unsinnig wie eine Photodruckervariante von Tante Ortrud und Tabletten, die eh nur petzen und nicht heilen.