"FBI-Einbrecher" John Raines gestorben

US-Bürgerrechtler brachen 1971 durch Zivilcourage die Macht der Geheimdienste

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Der US-amerikanische Friedens-Aktivist John Raines ist im Alter von 84 Jahren gestorben. Raines gehörte zu einer geheimen Gruppe um den Kernphysiker Prof. William Davidon, der den Kriegskurs Washingtons öffentlich kritisierte und daraufhin Zersetzungsmaßnahmen des FBI gegen die Friedensbewegung spürte. Die Verschwörer nutzten 1971 den "Kampf des Jahrhunderts" zwischen den legendären Boxern Muhammad Ali und Joe Frazier als Ablenkung für einen Einbruch in ein FBI-Gebäude in Philadelphia (Vier Jahrzehnte vor Snowden: "The Citizens Commission to Investigate the FBI").

Die erbeuteten Dokumente bewiesen, dass das FBI damals systematisch die Bürgerrechtsorganisationen ausspionierte und infiltrierte, um diese von innen zu zersetzen. Mit seinem geheimen Counter Intelligence Program (COINTELPRO) wollte der rechtsgerichtete FBI-Chef Hoover eine Stimmung erzeugen, bei der seine Gegner "hinter jedem Briefkasten" das FBI befürchten sollten. Die der Washington Post zugespielten Enthüllungen führten zum ersten ernstzunehmenden Untersuchungsausschuss über die Praktiken der US-Geheimdienste durch Senator Frank Church.

Zu den Folgen u.a. des Church-Ausschusses gehörte neben Einschnitten bei den Geheimdiensten auch der Freedom of Information-Act, der die US-Sicherheitsbehörden langfristig zur Freigabe ihrer Akten zwingt.

Zu welchen Täuschungen gegenüber der Öffentlichkeit die kriegslüsternden US-Geheimen fähig waren, kann man dieser Tage in gerade freigegebenen JFK-Dokumenten nachlesen. So beweist ein nun verfügbares CIA-Dokument vom März 1962 einen (bereits seit 2001 bekannten) Plan der CIA, sowjetische Kampfflugzeuge zu organisieren, um diese zur Vortäuschung eines Angriffs auf US-Einrichtungen zu nutzen:

There is a possibility that such aircraft could be used in a deception operation designed to confuse enemy planes in the air, to launch a surprise attack against enemy installations or in a provocation operation in which Soviet aircraft would appear to attack US or friendly installations in order to provide an excuse for US intervention. (Klartextfassung von Sputnik)

Hierbei handelt es sich um eine Variante der unter der Codebezeichnung NORTHWOODS geplanten False-Flag-Operationen, die dem US-Militär Vorwände für andernfalls unpopuläre und völkerrechtswidrige Kriege liefern sollten (Der General mit dem Knall - Teil 4).

Sowjetische Flugzeuge, die man für solch eine Kriegslist hätte verwenden können, besorgte in den 1980er Jahren u.a. auch Deutschland. So wurde dieser Tage bekannt, dass der südafrikanische Staatschef Peter Botha mit Helmut Kohl geheimdienstlich abgedeckte Waffengeschäfte aushandelte, bei denen Südafrika gegen deutsche Rüstungstechnologie wie U-Boote u.a. geborgene sowjetische Hubschrauber und Flugzeuge aus dem Angola-Konflikt lieferte (Deckname Tamburin).