Spanische Polizisten: "Hitler war ein guter Mann"

Bild: Krokodyl/CC BY-3.0

Madrider Polizisten wünschen ihrer Bürgermeisterin den langsamen Tod und meinen, die "Schornsteine" sollten wieder rauchen

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Was so zum Teil in spanischen Polizeikreisen gedacht wird, hat die Zeitung eldiario.es nun der breiten Öffentlichkeit unter die Nase gerieben. Sie hat Nachrichten veröffentlicht, die sich Polizisten in Madrid per WhatsApp zugeschickt haben.

Viele der Nachrichten richten sich explizit gegen die "rote" Bürgermeisterin Manuela Carmena, die mit der linken Bürgerkandidatur "Ahora Madrid" (Jetzt Madrid) vor zweieinhalb Jahren die Wahlen gewonnen hat. Dass eine von der Linkspartei Podemos (Wir können es) gestützte Kandidatur die spanische Hauptstadt regiert, geht einigen Ordnungshütern offensichtlich massiv gegen den Strich. Einige Ordnungshüter gehen so weit und wünschen der "großen roten Scheiß-Hurentochter" einen "langsamen Tod". Die "alte Hure soll endlich verrecken", schreibt ein anderer.

Bedauert wird, dass die frühere Anwältin beim Anschlag auf das Anwaltsbüro im Januar vor 40 Jahren überlebt hat. Ein Anlass, an dem der Ton so richtig hochgekocht ist, war, dass Carmena das brutale Vorgehen von Polizei und paramilitärischerGuardia Civil beim Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien am 1. Oktober als "schlimmen Fehler" bezeichnet hatte, was sie "sehr traurig" mache. "Es ist ein Horror, dass sie nicht im Büro war, als ihre Kollegen in Atocha ermordet wurden", schreibt ein Polizist.

Gemeint ist das Massaker an linken Anwälten in Madrid am 24. Januar 1977. Gehandelt wird der Anschlag als "spätfranquistischer Terrorismus", von rechtsradikalen Anhängern der Diktatur verübt (Franco war am 20. November 1975 gestorben). Fünf Anwälte wurden dabei ermordet und vier Personen schwer verletzt. "Mich traf es nicht, weil ich ein Treffen an einen anderen Ort verlegt hatte", erklärte die Bürgermeisterin.

"Töten ist unser Motto"

Dass man eine rechtsradikale, neofaschistische und nazistische Gesinnung hat, daraus machen die Schreiber keinerlei Hehl. "Faschismus sei Freude", schreibt einer. Und tatsächlich ist es auch keine kleine Gruppe. Derzeit umfasst sie einen Kreis von 115 Beamten. Und da kann man dann auch lesen, dass "Hitler ein guter Mann" gewesen sei, mit dem "die Schornsteine wieder rauchen würden", heißt es in einer der widerlichen Nachrichten. "Dieser Mann wusste, wie man es machen muss." Ein anderer Beamter stimmt zu und meint, man sollte "alle islamischen Länder auslöschen".

Einwanderer werden als "dreckige Neger und Hurensöhne" bezeichnet. "Mit Franco gäbe es das nicht", wird angefügt. Und als ein Teilnehmer Einwände erhebt, wird auch er bedroht. Während das "eine, große und freie Spanien" beschworen wird, wird geantwortet: "Die Gefahr seid ihr Roten und deshalb muss aufgeräumt werden." Als der eine Beamte sich weiter beschwert, wird erklärt. "Wir sind Richter, wir üben das Recht aus."Was damit gemeint ist, daran wird ebenfalls kein Zweifel gelassen. "Wir sind auf der Straße, wo wir sein müssen: Töten ist unser Motto."

Und wie das ablaufen soll, da haben die, die ja das Gesetz schützen sollen, viel Phantasie. Man könne Leuten leere Patronenhülsen ins Genick schlagen oder sie mit Genickschlägen umbringen. "Abwerfen ins Meer, als Fischfutter", wird unter anderem auch vorgeschlagen. Es entsteht auch eine Debatte, ob man die Gegner steinigen sollte, doch ein anderer Polizist möchte lieber auf die alte Methode zurückgreifen, die schon zur Vernichtung von Juden eingesetzt wurde. "Ich würde den Gashahn öffnen, um sie zu entlausen", schreibt er.

Über den Hass gegen Linke hinaus haben die Rassisten und Faschisten in Uniform aber auch Probleme mit Journalisten, die der rechtsradikalen korrupten spanischen Regierung eher kritisch gegenüberstehen. Den privaten Fernsehkanal "La Sexta" sollte man in die Luft jagen, mit allen Journalisten drin, schreibt einer. Schön wäre, wenn dabei die bekannte Journalisten Ana Pastor draufgehen würde und sich Podemos-Chef Pablo Iglesias oder der Sprecher der Republikanischen Linken Kataloniens (ERC) Gabriel Rufián auch im Gebäude befinden würden.

Polizeigewerkschaften kritisieren den Polizisten, der die Chats öffentlich gemacht und Anzeige erstattet hat

Keiner der Schreiber wollte gegenüber eldiario.es Rede und Antwort stehen. Die Zeitung kennt ja die Telefonnummern. Angesprochen auf ihre Kommentare wurde aber von einem "witzigen Chat" gesprochen. Der Teilnehmer der Gruppe, der die Vorgänge auch polizeiintern angezeigt hatte, ohne dass das zu Ermittlungen geführt hätte, hat zwischenzeitlich auch eine 50-seitige Anzeige erstattet und dort zahllose Hass-Beiträge dokumentiert. Er erhält längst Todesdrohungen, weil er Mitglied der Arbeiterkommissionen (CCOO) ist. "Achtung, mit mir wirst du nicht in die Frührente kommen, denn ich kenne schlechte Leute, sehr schlechte", die für wenig Geld alles regeln. "Wird wie ein Unfall" aussehen, wird gedroht.

Nach den Veröffentlichungen hat sich nun aber ein Richter gefunden, der ermittelt. Er hat angeordnet, die Schreiber zu ermitteln. Anzeigen haben inzwischen auch einige Journalisten gestellt.

Peinlich ist das Verhalten der Polizeigewerkschaften, die sich nicht über den faschistischen und rassistischen Inhalt oder die Morddrohungen aufregen, sondern sich sogar hinter die Schreiber stellen. Eine Vereinigung nennt es eine "Schande", dass der Inhalt einer "privaten Gruppe" geleakt worden sei. Es sei eine "perverse Medienshow mit Hass" meint die UPM. Man wisse, dass der, der die Sachen veröffentlicht hat, "CCOO-Vertreter" ist. Die absurde Schutzbehauptung ist, der habe im Chat provoziert, um diese "aus dem Zusammenhang gerissenen Mitteilungen" zu bekommen. "Schwarze Schafe gäbe es überall", schreibt die UPM, ohne sich von den Schreibern und dem Inhalt ihrer Mitteilungen zu distanzieren.

Vom Inhalt der Chat-Mitteilungen distanziert sich wachsweich die CPPM. Doch auch die kritisiert vor allem den, der die Sache offen gemacht hat. Er beschädige, ohne den Kontext zu kennen, das Image der Beamten mit "wenigen Kommentaren". Die CSIF äußert sich ganz ähnlich und führt für solche Äußerungen sogar die "Meinungsfreiheit" für die Schreiber an. "Veröffentlichungen seien nicht die Art, um seine Ablehnung mit Vorstellungen und Meinungen auszudrücken", meinte die CSIF.

Die APMU spricht ebenfalls von "Gedanken im privaten Umfeld im Rahmen der Meinungsfreiheit" und führt an, dass durch die Veröffentlichung das "Recht auf eine Intimsphäre" der Schreiber verletzt worden sei. Nur die CCOO, minoritär bei der Polizei, stellt sich hinter den Beamten. "Drohungen und die Verherrlichung des Nazismus sind Delikte und müssen deshalb angezeigt werden", schreibt die Gewerkschaft. Sie meint, die Bevölkerung könne zwischen einer Minderheit mit "faschistischem Verhalten" und der "demokratischen Mehrheit" der Polizisten unterscheiden.