Umfrage: Mehrheit der Deutschen ist für ein bedingungsloses Grundeinkommen

9 Prozent würden nicht mehr weiterarbeiten, aber 28 Prozent gehen davon aus, dass die anderen Menschen dann ihren Job an den Nagel hängen würden

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Von manchen wird das bedingungslose Grundeinkommen als Möglichkeit gesehen, die soziale Ordnung der Ungleichheit durch Vermeidung von Konflikten zu bewahren. Das Grundeinkommen gilt manchen auch als Möglichkeit, die in der Zukunft durch Automatisierung erwartete Arbeitslosigkeit für die Betroffenen etwas erträglicher zu machen. Wieder andere sagen, die Gesellschaft sei so reich, dass sie es sich leisten könne, für jeden ein Minimalleben zu finanzieren, ohne demütigende Behördenprozeduren durchleiden zu müssen.

Wie ein solches bedingungsloses Grundeinkommen finanziert werden und was es einschließen soll, ist nicht so klar. Klar ist nach einer repräsentativen Umfrage von Splendid Research unter 1024 Deutschen zwischen 18 und 69 Jahren, also im arbeitsfähigen Alter, dass sich eine knappe Mehrheit von 58 Prozent dafür ausspricht.

Der Anteil schwankt jedoch: Wenn die Vorteile überwiegen, sind 64 Prozent dafür, überwiegen die Nachteile sind es immer noch 46 Prozent. Berücksichtigen müsste man aber auch die, die sagen, sie sehen das Grundeinkommen teils sinnvoll und teils nicht. Das sind immerhin auch mehr als 25 Prozent, so dass die entschiedenen Gegner eine klare Minderheit bilden, selbst dann, wenn ihnen der Mindestlohn mit eher negativen Folgen vorgestellt wurden. Auch dann lehnen ihn nur 25 Prozent ab.

Wenn 67 Prozent mit dem Konzept des bedingungslosen Grundeinkommens vertraut sind, könnte man vermuten, dass die meisten, die es kennen, auch dafür sind. Im Hintergrund dürfte stehen, dass es viele auch als ein Mittel betrachten, die Kluft zwischen Arm und Reich ein wenig zu schmälern. 86 Prozent finden nämlich, dass sie immer größer wird, nur 3 Prozent sagen "eher nicht". Ähnlich viele stimmen den Aussagen zu, dass die Kinderarmut in den letzten Jahren "stark zugenommen" und die Altersarmut "drastisch gestiegen" sei.

Eigentlich erstaunlich, dass die Parteien so wenig Mut haben, dies durch höhere Steuern auf Reiche und Gutverdienende anzugehen oder zu überlegen, wie eine Gesellschaft, inklusive der Wirtschaft, nicht nur durch Umverteilung gerechter gestaltet werden könnte. Selbst die Linken haben sich im Lauf der Jahre schon gemäßigt. Andererseits muss das Konstatieren, dass die Schere immer weiter aufgeht, auch nicht direkt mit dem konkreten Wunsch nach Veränderung einhergehen, sondern vielleicht eher mit der individuellen Hoffnung, doch eine Möglichkeit des Aufstiegs finden zu können.