So sieht die Zukunft aus?

Neben der Spur

In meiner Kindheit sah die Zukunft nach Unterwasserstädten und fliegenden Autos aus. Ich finde, das mit den Zukunftsvisionen hat sich sich etwas nivelliert

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Ach, was war das schön, wenn man diesen komischen Bildband vom Bertelsmann Buchclub mit dem einfallsreichen Titel "Zukunft" aus dem Regal zog und aufgeregt darin schmökerte ... also eigentlich mit zappelnden Füßchen von Bildstrecke zu Bildstrecke blätterte. Da konnte man dolle Unterwasserstädte sehen, die es heute auch bei optimalem Stand der Technik nicht bis zum Baubescheid bringen würden (die Umwelt, die Kosten, der Flughafen Berlin und so!). Oder es gab fliegende, selbstfahrende Autos zu sehen, an denen Apple immer noch herumschraubt.

Das wird wohl nie Gegenwart werden.

Wie gut, dass es bereits jetzt neue Zukunftsvisionen gibt, die sich allerdings schon im Versuchsstadium befinden und deshalb eher eine Chance besitzen, bald verwirklicht zu werden. Da wäre zum Beispiel ein Wearable, das ich mir um die Finger binden soll. Und schon entsteht wie durch Magie ein virtuelles Keyboard, mittels dem ich auch durch geschicktes auf der Tischplatte Trommeln einen längeren Text schreiben können soll. Oder ich fingere im öffentlichen Verkehr sitzend in der Luft herum und fülle so die Steuererklärung auf meinem Mobile aus. Was ein bisschen wie ein verunglücktes Sexspielzeug für Alleinstehende aussieht, ist natürlich nur der Anfang für eine goldige Zukunft der Controller.

Nun nimmt ja niemand solche Erstversuche wie Oculus Riet wirklich ernst. Deshalb können wir uns vorstellen, dass wir schon bald in einer Art von Ganzkörperanzug stecken, oder eine 16er Sensorschraube im Schädel eingebohrt haben, damit wir unsere Computer direkt und unvermittelt bedienen können. So geht das.

Und dann brauen wir Bier auf dem Mars. Ja, das werden wir. Und wenn man sich jetzt fragen möchte: "Gibt es denn nichts Wichtigeres auf dem Mars zu tun, wenn wir denn dann schon einmal dort landen", dann muss man vermutlich sagen: nein. Das Letzte, das wir uns über Funk anhören wollen, sind ja schließlich Astronauten, die mit einem: "Es gibt kein Bier auf dem Maaaaars" über den staubigen, roten Planeten stolpert.

"Maß auf am Mars" soll schon bald in greifbare Nähe rücken, denn eine amerikanische Brauerei (die meiner Meinung nach bisher eher unterirdisch schlechtes Zeug braut) hat angefangen, Weltraumexperimente zur Herstellung von Hopfensud in Gärung vorzubereiten. Für mich persönlich eigentlich eher ein Grund, um die NASA endgültig abzuwickeln. Aber bitte, immerhin eine Zukunftsvision, die sich schon sehr konkret anfühlt und natürlich nicht so cool wie selbstfahrende Autos mit Wohnzimmer-Ambiente ist, aber immerhin.

Bis es soweit ist und wir in Ganzkörperanzügen ein Bier auf anderen Planeten trinken, sollte allerdings noch an der einen oder anderen Technik gearbeitet werden, die uns jetzt schon die Zukunft verspricht. Es kann ja zum Beispiel nicht sein, dass ein kleiner Junge das iPhone X seiner Mama durch einen bloßen Blick auf den Screen knacken kann. Da müssen wir, glaube ich, noch einmal ran. Vielleicht kann jemand in der Zwischenzeit dem Rotzlöffel einen Bildband vom Buchclub in die Hand drücken.