Die saudische Allianz muslimischer Staaten gegen Terrorismus und den Iran

Screenshot aus einem IMCTC-Video

Saudi-Arabien, das die muslimische Welt führen will, setzt sich an die Spitze der Islamischen Antiterrorismus-Allianz von 41 Ländern und will mit der Auslöschung des Terrorismus das "wahre Wesen des Islam" verbreiten

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Auf die Jagd auf Terroristen kann man sich gut verständigen. Zumal, wenn man nicht so genau sagt, um wen es sich handelt. Ausgerechnet Saudi-Arabien führt eine Allianz von 41 islamischen Staaten an, deren Ziel es sein soll, den Terrorismus auszulöschen militärisch, ideologisch, finanziell und medial.

Dabei fördert Saudi-Arabien den islamischen Fundamentalismus, auf dem sunnitische Terroristen wie al-Qaida oder der Islamische Staat aufbauen. Die Korruption in vielen autoritär geführten islamischen Ländern ist zudem ein Grund für die Existenz islamistischer Terroristen. Und weil die islamischen Regionalmächte Iran und Saudi-Arabien über Kreuz liegen, finden sich weitere Terroristen auf der jeweils anderen Seite.

Gefördert werden sollen die "islamischen Prinzipien der Toleranz und des Mitleids" in dem Land, das Menschen auspeitscht, Hände abhackt und kreuzigt und einen gnadenlosen Krieg gegen Muslime im Jemen führt, der auf Zivilisten keinerlei Rücksicht nimmt. Aber man will "das Narrativ der gewalttätigen extremistischen Ideologie dadurch bekämpfen, indem das wahre Wesen des Islam vorgestellt wird und ideologische, psychologische und soziale Reformen unterstützt werden". Da aus Saudi-Arabien weltweit missioniert wird und eben auch radikale Salafisten im Ausland gefördert werden, dürfte das wahre Wesen des Islam im Wahhabismus zu finden sein.

Am Sonntag fand das erste Treffen der Islamischen Antiterrorismus-Allianz (IMCTC) in Riad statt. Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman will damit auch eine Dominanz Saudi-Arabiens als muslimische Führungsmacht demonstrieren, ausgeschlossen bleiben der Iran, mit dem Saudi-Arabien als Regionalmacht konkurriert und Stellvertreterkriege führt, sowie die mit dem Iran verbundenen Länder Irak und Syrien. Auch Katar, das sich noch nicht saudischen Forderungen unterworfen hat, ist nicht Teil der Allianz. Angekündigt hatte Mohammed bin Salman die Gründung der Allianz 2015.

Die anwesenden Verteidigungsminister bezeugten Saudi-Arabien in der Abschlusserklärung Dank für die Bemühungen zur Bildung der Allianz. Zum Generalsekretär wurde der saudische Generalleutnant Abdul Elah bin Othman Al-Saleh ernannt, der Sitz der Allianz befindet sich in Riad, Oberkommandierender ist der pakistische Ex-General Raheel Sharif. Der Terrorismus stelle ein "konstantes und zunehmendes Problem" auch für die internationale Stabilität dar, weil er die Grenzen überschreitet. Der Terrorismus sei zudem besonders in der islamischen Welt tödlicher geworden. Man sei entschlossen, gemeinsam und mit "kollektiven Aktionen" gegen den Terrorismus zu kämpfen und denjenigen "ein Ende zu bereiten, die Konflikte und Sektiererei schüren und Chaos, Streit und Unruhe in ihren Ländern verbreiten".

Äußerst vage Terrorismusdefinition

Der Generalsekretär der von Saudi-Arabien finanzierten und gesteuerten Islamischen Weltliga, Sheikh Dr. Mohammed Al-Issa, gab sogar eine Definition, was man in der Allianz unter Terrorismus verstehen will. Dabei handele es sich um "eine organisierte Aktion, die Furcht, Angst und Eigentumszerstörung verbreitet und von Organisationen und Gruppen mit einem ideologischen Hintergrund ausgeführt wird".

Recht viel nichtssagender kann man es nicht, die "Definition" hat aber den Vorteil, letztlich auf alle Organisationen und Gruppen angewendet werden zu können, die man als Gegner betrachtet. Wichtiger als die militärische Konfrontation sei aber die intellektuelle. So gebe es die in Sozialen Netzwerken Unterstellungen und Verdächtigungen, dass der Terrorismus "das unbewusste religiöse Gefühl und die Konzepte der Scharia und ihrer allgemeinen Regeln ausbeutet". Das will man im wahhabitischen, islamisch-fundamentalistischen Saudi-Arabien nicht hören.

Saudi-Arabien hatte vor zwei Jahren mit einem Militärbündnis den Krieg gegen die Huthi-Rebellen und Teile des Militärs, das dem ehemaligen Präsidenten Ali Abdullah Saleh treu blieb, eröffnet, just als das Atom-Abkommen mit dem Iran abgeschlossen wurde, das bekanntlich Donald Trump im Schulterschluss mit Saudi-Arabien aufheben oder beenden möchte (Warum Krieg gegen den Jemen jetzt?). Um sich als regionale Führungsmacht auch militärisch zu etabliere, was nicht nur von Trump, sondern auch von der Nato unterstützt wird, und die Getreuen auf seine Seite zu bringen, veranstaltete Saudi-Arabien im Frühjahr des letzten Jahres die angeblich "größte Militärübung der Welt" - darunter geht es nicht.

Mit dem Raad Al-Shamal-Manöver (Donner des Nordens) mit Boden-, Luft- und Seestreitkräften im Nordosten des Landes sollte die "klare Botschaft" ausgesendet werden, dass Saudi-Arabien mit seinen sunnitischen Alliierten - der damals beschlossenen und jetzt besiegelten "Antiterrorismus-Koalition" - gemeinsam für Frieden und Stabilität eintreten. Die Demonstration der militärischen Geschlossenheit der 5 Länder des Golf-Kooperationsrats sowie von Tschad, Sudan, Ägypten, Afghan8stan, Jordanien, Malaysia, Marokko, Pakistan, Senegal, Somalia, Tunesien und kleineren Länder wie Mauritius machte auch eine größere Unabhängigkeit Saudi-Arabiens und die Bereitschaft klar, nach dem Jemen militärisch auch in anderen Ländern intervenieren zu können und zu wollen.

Die Allianz richtet sich vornehmlich gegen den Iran, dem vorgeworfen wird, mit den Huthis Terroristen im Jemen und mit den Hisbollah Terroristen in Syrien und dem Libanon zu unterstützen. Sorge hat man in Riad wie auch in den USA und in Israel, dass es der iranischen Allianz, die mit Russland verbunden ist, in der Post-IS-Zeit gelingen könnte, ein durchgehendes Gebiet von Iran über Irak und Syrien bis in den Libanon hinein zu errichten. Einzelne Staaten haben unterschiedliche "Terroristen" im Blick. Die Delegation des saudisch kontrollierten Jemen fordert den Kampf gegen den Iran, al-Qaida und den IS, die Türkei sucht hingegen hier Unterstützung für den Kampf gegen separatistische Kurden.