Opec hält an Förderkürzung weitere neun Monate fest

Der Ölpreis hat sich zuletzt weiter erhöht und die Tendenz will das Ölkartell konsolidieren, was angesichts des Fracking-Booms in Nordamerika kaum umsetzbar sein wird

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Nachdem die bisherigen Versuche der Opec und von zehn weiteren Ölförderstaaten zunächst weitgehend gescheitert waren, um über eine zaghafte Produktionssenkung den Ölpreis deutlich zu erhöhen, konnte in den letzten Monaten doch eine Aufwärtsentwicklung festgestellt werden. Vor der neuen Entscheidung der Erdölexportierenden Länder und zehn Ländern, die sich vor einem Jahr der Förderkürzung angeschlossen hatten, war schon vor Donnerstag auf einen höheren Ölpreis spekuliert worden. Deshalb stieg der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent auf über 63 US-Dollar und für ein Barrel der US-Sorte WTI musste mehr als 57 Dollar gezahlt werden.

Wie verschiedene Medien berichten, hat es bei den Beratungen auf dem Opec-Treffen in Wien eine Entscheidung gegeben, die Förderkürzung um 1,8 Millionen Barrel pro Tag um weitere neun Monate zu verlängern. An dem Abkommen beteiligt sich erneut auch Russland, denn ohne die russische Mitwirkung hätte das Abkommen keinerlei Erfolgschance gehabt. Verhandelt wird nun auch, wie man Nigeria und Libyen in die Vereinbarung integrieren kann. Beide Staaten haben ihre Produktion in den vergangenen Monaten gesteigert und sind bislang nicht Teil der Abmachungen.

Dass der Ölpreis die letzten zwei Monate deutlicher gestiegen ist, hat mit diversen Problemen zu tun, die mit der Opec nichts zu tun haben. Da waren Probleme an der großen Keystone-Pipeline, die kanadische Ölfelder mit den Raffinerien in den USA verbindet, wegen eines Lecks musste die Durchleitungskapazität deutlich verringert werden. Dann ist auch die Lage im Irak ein Faktor, warum der Preis gestiegen ist. Der Konflikt um ein unabhängiges Kurdistan mit eigenen Öllieferungen blockiert Exporte aus Kurdistan. Dazu kommt der Stellvertreterkrieg, den sich Saudi-Arabien und Iran im Jemen leisten.

Getrieben hat den Ölpreis auch, dass die Lagerbestände in den USA zunächst deutlich gesunken sind. Die Bestände sinken seit April deutlich in den USA. Das wird als deutlicher Indikator gesehen, dass das weltweite Überangebot an Rohöl zurückgeht, was den Ölpreis in den letzten Monaten getrieben hat. Allerdings war erwartet worden, dass die Pipeline-Probleme in Kanada zu weiter fallenden Lagerbeständen führen würde, was nicht passiert ist. Zuletzt stiegen die Bestände wieder um 1,8 Millionen Barrel an.

Das Problem für die Opec bleibt, dass der steigende Preis das Fracking in Nordamerika weiter antreibt. Allein in den USA wurde die Produktion wieder enorm ausgeweitet. Inzwischen werden in den USA fast 9,7 Millionen Barrel täglich gefördert. Und das Land ist nicht mehr weit davon entfernt, Saudi-Arabien vom zweiten Platz der Ölförderer zu verdrängen. Seit Juli 2016 hat die Ölproduktion in den USA allein um 1,3 Millionen Barrel täglich zugelegt und die Förderkürzung der Opec und zehn weiterer Länder fast allein ausgeglichen.

Mit jedem Dollar, um den der Ölpreis steigt, werden die Fracker rentabler und verstärkt zurück auf den Markt drängen. Die Zahl der Bohrlöcher steigt weiter. Nach neuesten Daten der Ölausrüsterfirma Baker Hughes ist die Zahl der aktiven Bohrlöcher im vergangen Jahr um 330 in den USA und in Kanada um 41 gewachsen. Es ist also klar, dass das Überangebot kaum oder gar nicht abgebaut wurde und die Opec letztlich nur den Frackern zuarbeitet. In der Phase extrem tiefer Preise, hatten diese zudem Kosten reduziert und die Ausbeute in den Fracking-Bohrungen erhöht.

An der Einschätzung, dass die Fracker mittelfristig über die Opec siegen werden, hat sich nichts geändert. Letztlich war die Förderkürzung ein Eingeständnis, dass Saudi-Arabien den Krieg gegen die Fracker aufgeben musste, bevor denen die Puste ausging.

Tatsächlich aber ging Saudi-Arabien das Geld aus. Die stark gefallenen Ölpreise hatten dem Wüstenstaat im Jahr 2015 ein Haushaltsdefizit von 100 Milliarden Dollar beschert. Das waren 21% seiner jährlichen Wirtschaftsleistung. Und damit ist auch klar, dass sich die Opec-Träume von deutlich steigenden Ölpreisen kurz bis mittelfristig jedenfalls nicht erfüllen werden, weil das Ölkartell die Rechnung ohne den Wirt in Nordamerika macht.