Cuba Secreto

USA geben Dokumente zur Geheimdiplomatie zwischen Havanna und Washington aus 57 Jahren frei

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Zum dritten Jahrestag des Treffens vom 17.12.2014 zwischen den damaligen Präsidenten Barrack Obama und Raul Castro, wurden nun der Öffentlichkeit bislang vorenthaltene Dokumente über fünf Jahrzehnte Geheimdiplomatie zwischen den USA und Kuba zugänglich gemacht.

In einem als „Top Secret“ klassifizierten internen Memorandum vom 04.03.1963 bekundete Präsident John F. Kennedy, dass er nicht mit der Position einverstanden sei, für Fidel Castro unakzeptable Bedingungen zu stellen wie ein Beharren auf einer Spaltung des sino-sowjetischen Blocks. Castro nutzte nach der Ermordung Kennedys die ABC-Reporterin Lisa Howard, um Nachfolger Lyndon B. Johnson über die Geheimverhandlungen ins Bild zu setzen. So bedauerte Castro die Strategie der Republikaner, Kuba als Waffe gegen die Demokraten einzusetzen und bot Johnson an, insoweit politisch gebotene kriegerische Rhetorik zu ignorieren, wenn Johnson ihn von deren Harmlosigkeit vorab informiere.

Etliche Botschaften von Castro an Kennedy, Johnson und Nixon lassen seinen Willen zu einer friedlichen Koexistenz und Normalisierung der Beziehungen erkennen. Zum freigegebenen Material gehört auch eine geheime Einschätzung der CIA über Castros Politik von 1975 und sowie Pläne des Weißen Hauses zur Normalisierung der Beziehungen von 1977. Als geheimer Unterhändler fungierte u.a. der Coca Cola-Boss J. Paul Austin, der in den 1970ern den Ausbau seines weltweiten Getränke-Imperiums als Tarnung für Reisen im Auftrag Präsident Jimmy Carters nutzte.

Das Tauwetter verschlechterte sich jedoch während der Ära der Republikaner, die im Ost-West-Konflikt das Kriegsbeil wieder ausgruben. Reagan sandte als Verhandlungsführer ausgerechnet den ultrarechten Ex-CIA-Vizedirektor General Vernon Walters, der von Anbeginn der CIA blutige Staatsstreiche rund um den Globus orchestrierte und rechtsgerichtete Dikaturen installierte. Walters störte sich an der kubanischen Unterstützung von Kräften in Mittelamerika und Äthiopien, die etwa Walters CIA-gestützte Todesschwadronen bekämpften. General Walters empfahl, einen ggf. erforderlichen Krieg gegen Kuba möglichst in einer frühen Phase der Reagan-Administration zu platzieren, am besten, wenn die Sowjetunion mit ihren Problemen in Afghanistan oder Polen verstrickt sei.

Die Protektion des einstigen CIA-Direktors George H. W. Bush ermutigte auch die Exilkubaner zu Eigenmächtigkeiten. 1996 verletzten die „Brüder des Widerstands“ kubanischen Luftraum mit zwei Cessnas, die daraufhin von kubanische Luftwaffe abgeschossen wurden.

Das Dossier an aktuellen Freigaben enthält auch ein Schreiben Obamas vom 14.12.2016 zum zweiten Jahrestag der Wiederherstellung diplomatischer Beziehungen.