Wie schaffen es die Superreichen immer reicher zu werden?

Das neoliberale Heilsversprechen funktioniert nicht, aber es scheint alternativlos zu sein

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Früher hatten die Superreichen, die Adelshäuser und Adeligen, mehr Ruhe und wurden nicht dauernd durchleuchtet. Zwar lehnten sich die Armen und Bauern gelegentlich auf, aber im Grunde war die Kluft zwischen den Reichen und Armen schlicht gegeben, so dass die Reichen ihren Wohlstand und ihre Macht ungeniert und voll Stolz zur Schau stellten. Das wird, wenn man nicht Trump heißt, heute mitunter etwas zurückhaltender gemacht, schließlich stehen die Reichen in demokratischen Gesellschaften unter Beobachtung und unter dem Anspruch, die Ungerechtigkeit der Kluft zwischen Arm und Reich und die fehlende soziale Mobilität legitimieren zu müssen.

Aber seit den Zeiten der Chicago Boys haben vor allem mit Ronald Reagan und Margret Thatcher als Türöffner die neoliberalen Steuersenker das Sagen. Seitdem wird zwar weiterhin versprochen, dass weniger Steuern für die Reichen irgendwie auch den Wohlstand der Ärmeren vergrößern würde, aber das hat sich längst als Fake News offenbart. Erstaunlich ist immer wieder, dass dennoch die Politik fast überall unverdrossen weiter fortgesetzt wird und die Menschen an den Wahlurnen es nicht wagen, es einmal wieder anders zu versuchen.

Eine neue Untersuchung des Ökonomen Edward Wolff auf der Grundlage der Daten des Survey of Consumer Finances (SCF) vom Federal Reserve Board of Washington von 1962 bis 2016 macht deutlich, dass in den USA - wie anderswo, muss man hinzufügen - in den letzten Jahrzehnten die Kluft zwischen den Superreichen, dem neuen Geldadel, und den übrigen Menschen, nicht nur den Armen, immer weiter aufgegangen ist. Jetzt besitzt das reichste 1 Prozent 40 Prozent des Vermögens, die "unteren" 90 Prozent können etwas mehr als 20 Prozent verbuchen. Seit 2013, also nach der Finanzkrise und unter Präsident Barack Obama wuchs der Anteil des reichsten 1 Prozent am Gesamtvermögen um weitere 3 Prozentpunkte. Während das Vermögen der "unteren" 90 Prozent geringer wurde, besitzt das reichste Prozent der Bevölkerung jetzt mehr als diese 90 Prozent zusammengerechnet.

Die Zahlen sind schon erstaunlich. Der Median des Wohlstands stürzte zwischen 2007 bis 2010 um 44 Prozent ab. Zwar hat sich der Median seitdem wieder erholt, aber 2016 lag er noch 34 Prozent tiefer als beim Höhepunkt 2007 vor der Finanzkrise. Nach dem Gini-Koeffizienten, dem Maß der Vermögensungleichheit, stieg die Ungleichheit ab 2007 beträchtlich bis 2010, dann ging es erst einmal nur mäßig weiter auseinander. Allerdings haben die Superreichen ihren Vorteil weiter ausgebaut, während die Verschuldung der Mittelklasse ab 2013 wieder anstieg.

Es stieg nicht nur die Vermögensungleichheit, viel stärker stieg die Einkommensungleichheit in den letzten Jahrzehnten. Das heißt, dass die, die bereits wohlhabend sind, wohlhabender werden. Es "explodierte" auch die Zahl der Millionäre und Multimillionäre, nach einem kurzen Rückgang weiter nach 2013, wobei vor allem die Superreichen mehr wurden. Nun könnte man meinen, dass dann, wenn die Zahl der Reichen und Superreichen zunimmt, die soziale Mobilität funktionieren müsse, wodurch die berühmten Tellerwäscher eine berechtigte Chance hätten, durch Leistung und Glück zum Millionär zu werden. Aber der Anstieg am oberen Ende kann den Abstieg oder die Stagnation am unteren eben keineswegs ausgleichen. Zudem verschiebt sich der Wohlstand weiter von den Jungen zu den Alten, also zu denjenigen, die schon reich sind.

Die Steuerreform des Milliardärs Donald Trump wird den Trend weiter verstärken. Die Reichen müssen deutlich weniger zahlen, während die Steuerbelastung der ärmeren Haushalte ab einem Jahreseinkommen bis zu 75.000 US-Dollar langfristig nach kleineren Reduzierungen steigen wird. Der "kleine Mann" hat also erwartbar schlechte Karten, wenn er Rechtspopulisten und -nationalisten wie Trump wählt.