Das einsame Raumschiff Erde

Eine Aufnahme des Nasa-Satelliten OSIRIS-REx macht im Blick zurück aus 5 Millionen km wieder einmal die prekäre Existenz des Lebens deutlich

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Die Suche nach extraterrestrischem Leben hat auch einen verzweifelten Charakter. Zwar hat die Menschheit lange Zeit ganz gut damit gelebt, auf einem auserwählten Ort zu leben und keine kosmischen Nachbarn zu haben. Der Anthropo- und Geozentrismus hat sich natürlich auch in den Religionen wie dem Christentum ausgedrückt, schließlich ist Jesus als Erlöser nur auf die Erde zu seinen Gläubigen gekommen, von anderen intelligenten Wesen als den irdischen Menschen, die Heiden waren sowieso ausgeschlossen, war nicht die Rede, sieht man von Engeln, Teufeln und anderen zweifelhaften Existenzen einmal ab.

Die katholische Kirche rang sich schon mal durch, die Möglichkeit anderer Planeten einzuräumen, die von menschenähnlichen Lebewesen bewohnt sein könnten, um zu sagen, dass Christus halt stellvertretend für alle nur auf die Erde gekommen sei. Eigentlich hätte er sich ja auch vervielfältigen können. Der Sohn Gottes muss ja für alle im Kosmos verantwortlich sein, mit dem auserwählten Volk ist man vorsichtig geworden, ausgeschlossen werden die Ungläubigen aber weiterhin. Inklusion ist nicht religiöse Herzensangelegenheit. Schwierigkeiten macht freilich, dass intelligente Lebewesen auf anderen Planeten zur Zeit des Besuchs von Christus noch nicht oder nicht mehr gelebt haben - und wie sollen sie "frohe Botschaft" überhaupt vernommen haben.

Man kann jedenfalls davon ausgehen, dass beginnend mit der Aufklärung, also auch der Vertreibung der Gespenster, Engel und Teufel, und dem Fortschritt der Wissenschaft die Vermutung bekräftigt wurde, dass es unwahrscheinlich wäre, wenn angesichts des gewaltigen Universums einzig die Erde von Leben und auch von intelligentem Leben bewohnt wäre. Noch aber gibt es nur die Hoffnung oder die Vermutung, dass irgendwo auf Planeten im Weltall nicht nur Leben, sondern intelligente Lebewesen zu finden seien. Beweise dafür, dass es auch nur extraterrestrisches Leben gibt, sind nicht vorhanden, was allerdings nicht viel sagt, weil letztlich nur unser Sonnensystem punktuell nach Spuren von Leben abgesucht wurde.

Während die Menschen bzw. die jeweiligen Gruppen sich als Krone der Schöpfung und die anderen als Konkurrenten betrachteten und sowieso im Anthropo- und Geozentrismus befangen waren, scheinen wir uns zwischen Angst vor Aliens und einer Sehnsucht zu bewegen, nicht ganz allein in unserer Blase des Raumschiffs Erde zu sein, vielleicht aber nur auch die Möglichkeit zu sehen, auf andere Planeten auswandern zu können, um nicht realisieren zu müssen, dass es nur die eine Erde gibt, die wir durch Ausbeutung für das weitere Gattungsleben zu ruinieren scheinen, weil uns keine andere Lebens- und Wirtschaftsform einfällt.

Und wenn dann Satelliten wie OSIRIS-REx (Origins, Spectral Interpretation, Resource Identification, and Security-Regolith Explorer) ins nahe Weltall ausgeschickt werden, um, wie in diesem Fall, einen Asteroiden zu untersuchen, ob er vielleicht organische Verbindungen oder andere molekulare Vorläufer zum Leben besitzt, dann bringen sie nicht nur Bilder von lebensabweisenden Steine- oder Wüstenwelten mit sich, sondern werfen mitunter einen Blick zurück auf die Erde, der seit der Mondmissionen zwar nicht mehr neu ist, aber doch wieder die Einsamkeit und vielleicht Einzigartigkeit von Mutter Erde oder dem Raumschiff Erde eindringlich offenbart, das einsam und verletzlich durch das Dunkel des Alls treibt.

Das Bild von der Erde und ihrem weit entfernten Mond wurde von der OSIRIS-Rex-Kamera am 2. Oktober 2017 gemacht. Die Sonde war zu diesem Zeitpunkt bereits 5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, 13 Mal die Strecke zwischen Erde und Mond. Eigentlich besteht die Aufnahme aus drei kombinierten und farbkorrigierten Bildern. Zudem wurde der Mond heller gemacht, damit er sich besser erkennen lässt.

Erde und Mond schweben in diesem Bild im schwarzen Nichts. Das hat damit zu tun, dass die Aufnahme auf die von der Sonne beschienene Erdseite erfolgte, das Licht der Sterne ist zu schwach, um noch gesehen zu werden. Natürlich könnte man auch den Spieß umdrehen. Eine Aufnahme des Weltraum-Teleskops Hubble, die im Rahmen des Projekts Hubble Ultra Deep Field (UVUDF) gemacht wurde, etwa zeigt ein strahlend leuchtendes, scheinbar mit Galaxien dicht gepacktes Universum.

Bild: NASA, ESA, H. Teplitz and M. Rafelski (IPAC/Caltech), A. Koekemoer (STScI), R. Windhorst (Arizona State University), and Z. Levay (STScI)