Kampf der Milliardäre: Oprah Winfrey wird als demokratische Alternative zu Trump gehandelt

Oprah Winfrey in Madame Tussauds Orlando. Bild: Jared/CC BY-2.0

Nach einer Umfrage würde jetzt die Medienprominente Winfrey Donald Trump schlagen. Trübe Aussichten für die amerikanische Demokratie

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Politiker sind in den USA ziemlich unbeliebt. Dem Kongress wird kaum Vertrauen entgegengebracht, das haben die Amerikaner eher gegenüber dem Militär, obgleich das in den letzten Jahrzehnten eigentlich keinen Krieg mehr seit dem Zweiten Weltkrieg (Ausnahme: der Kalte Krieg) gewonnen hat und die USA selbst auch nicht verteidigen musste. Während dem Militär in einer Gallup-Umfrage im Juni 2017 noch 72 Prozent vertrauten, stieg das Vertrauen in den Kongress mit dem Amtsantritt von Donald Trump zwar gegenüber 2016 um 3 Punkte auf 12 Prozent, der Präsidentschaft wird stärker vertraut, Trump brachte das aber von 36 auf 32 Prozent runter.

Obgleich das Vertrauen in die Medien schwindet - und das schon länger, scheinen die Amerikaner aber dennoch eine Neigung zu Medien- oder Filmprominenten zu haben. Den Start machte Schauspieler Ronald Reagan, der den USA und dem Rest des Westens den Neoliberalismus hinterließ. Bestätigt hat das die Wahl von Arnold Schwarzenegger immerhin zum Gouverneur in Kalifornien. Barack Obama war - auch im Vergleich zu George W. Bush - außergewöhnlich medienaffin in seinem Auftreten. Aber mit Donald Trump zog ein durch die Medien bekannter und verschriener Bauunternehmer ins höchste Amt ein, der auch gerne mal in Filmen und im Fernsehen aufgetreten ist und mit seiner Castingshow The Apprentice noch an Bekanntheit zulegte. Trump, der sich selbst als Genie sieht, hat bewiesen, dass man mit Prominenz und einem medienaffinen Verhalten, das er weiter praktiziert, bis zum höchsten politischen Amt in den USA bringen kann.

Gerade kam nach einer kämpferischen Rede zur Stärkung der Frauen bei den Golden-Globe-Preisverleihungen die Spekulation oder der Wunsch auf, die vielseits beliebte ehemalige Talkshow-Moderatorin Oprah Winfrey gegen Trump antreten zu lassen. Sie selbst äußerte sich nicht dazu, aber offenbar sehen manche aus dem demokratischen Lager in der Medienprominenten eine Chance, Trump zu besiegen und eine Frau zur Präsidentin zu küren, nachdem Hillary Clinton gescheitert war. Fortgesetzt und verstärkt wird schon durch die Diskussion die "Promisierung der Politik", die letztlich nur dem Prinzip der überall im Internet praktizierten Aufmerksamkeitsökonomie entspricht, in der Konkurrenz um Prominenz, der akkumulierten Aufmerksamkeit, entfesselt wurde. Dabei ist es ziemlich egal, wie die Prominenz erreicht wird.

Allerdings waren bei den letzten Präsidentschaftswahlen beide Kandidaten ziemlich unbeliebt. Es ging weniger darum, den Besten zu wählen, als das kleinere Übel. Das hat sich allerdings als ziemlich großes erwiesen, zumindest nach Ansicht der Amerikaner. Nach der letzten Gallup-Umfrage finden gerade einmal 37 Prozent Trumps Leistung als Präsident gut, während mit 58 Prozent mehr als die Hälfte gegenteiliger Meinung ist.

Oprah Winfrey ist nicht durch Skandale prominent geworden. Das alleine dürfte schon bei vielen für sie und gegen Trump sprechen, zumal es um Ausbildung oder politische Erfahrung ja offensichtlich nicht mehr geht. Ihr Plus dürfte auch sein, dass sie nicht der politischen Kaste angehört, was auch der Vorteil von Trump gegenüber Clinton war. Dass sie selbst Milliardärin ist und wie Trump dem reichen und gut vernetzten 1-Prozent angehört, dürfte die Menschen nicht stören, es würde auch dem amerikanischen Wahlkampf entsprechen, wenn Milliardäre gegeneinander antreten.

Tatsächlich würde nach einer Umfrage von Rasmussen - das bei Trump beliebte Meinungsforschungsinstitut, weil er hier in der Regel und auch gerade mit 44 Prozent höhere Popularitätswerte als bei anderen Umfragen erzielte - die schwarze, aus einer armen Familie stammende und den Demokraten zugeneigte Moderatorin, die Obama unterstützte, gewinnen, wenn heute Präsidentschaftswahlen wären, die aber erst 2020 stattfinden werden. 48 Prozent würden für Winfrey stimmen und nur 38 Prozent für Trump. 14 Prozent sind unentschieden. Vor allem bei den demokratischen Wählern käme Winfrey gut an.

Das muss Trumps Narzissmus treffen, sollte man meinen, von einer schwarzen Frau ausgebootet werden zu können. Erwartbar erklärte er, er würde Winfrey schlagen, sollte sie gegen ihn antreten, aber er hofft wohl, dass sie es nicht machen wird: "Yeah, I'll beat Oprah. Oprah would be a lot of fun. I know her very well. I like Oprah. I don't think she's going to run." Schon in der Wortwahl macht Trump klar, dass für ihn die Präsidentschaftswahl ähnlich wie eine Castingshow funktioniert.

Man darf erwarten, dass ein Wahlkampf zwischen zwei Milliardären und Medienprominenten die amerikanische Gesellschaft weiter verändern und die Lager der höchst ungesunden Zwei-Parteien-Demokratie zuspitzen wird, möglicherweise könnte dann aber auch jemand aus dem rechten oder linken Lager kommt wie bei der letzten Wahl Bernie Sanders Chancen erhalten. Auch wenn Winfrey nicht antritt, wird sich nun jeder Kandidat, der Hoffnungen hegt, an der Latte der Prominenz messen müssen. Man kann erwarten, dass der Trump- und Ophra-Effekt auch zunehmend in anderen Ländern durchschlagen und die Politik prägen wird.