Abstimmung: Kein Palmöl mehr in Biodiesel?

Am Mittwoch (17. Januar 2018) wollen die Abgeordneten im EU-Parlament unter anderem über ihre Position zur neuen Erneuerbare-Energien-Richtlinie abstimmen, die bis zum Jahr 2030 gelten soll. Viele Parlamentarier wollen Palmöl aus Biokraftstoffen verbannen

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Ölpalmen
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  • dpa

Am Mittwoch (17. Januar 2018) wollen die Abgeordneten im EU-Parlament unter anderem über ihre Position zur neuen Erneuerbare-Energien-Richtlinie abstimmen, die bis zum Jahr 2030 gelten soll. Viele Parlamentarier wollen Palmöl aus Biokraftstoffen verbannen – eine Mehrheit zeichnete sich schon vor der Abstimmung ab. Mit dem Votum ist das letzte Wort aber noch nicht gesprochen: Bevor der Palmöl-Bann Gesetz würde, muss sich das Parlament mit den Mitgliedsstaaten einigen.

Bislang wird etwa ein Drittel des in der EU verbrauchten, konventionellen Biodiesels aus importiertem Palmöl gewonnen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Nicht-Regierungsorganisation Transport & Environment. Auto- und Lkw-Fahrer sind demnach die größten Palmöl-Verbraucher in der EU. Kraftstoff auf Palmöl-Basis sorge dabei für dreimal so hohe Treibhausgas-Emissionen wie fossile Brennstoffe.

Immer schneller verdrängen Ölpalmen den ursprünglichen, artenreichen Wald. Das Bild wurde 2013 in der Republik Guinea, Westafrika aufgenommen.

(Bild: Florian Pillau)

In Südostasien wird die Debatte mit großem Interesse verfolgt. Die beiden größten Palmöl-Hersteller der Welt sind Indonesien und Malaysia. Von den jährlich mehr als 60 Millionen Tonnen Pflanzenöl werden dort mehr als 80 Prozent produziert. Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor also – wobei nach Ansicht von Kritikern internationale Konzerne den Markt bestimmen, während die örtliche Bevölkerung kaum profitiere. In Indonesien bedecken Palmöl-Plantagen 15 Millionen Hektar des Staatsgebiets. Die Ölpalmen wachsen auf riesigen Plantagen, streng geometrisch. Es sind Gewächse der Superlative: bis zu 30 Meter hoch, mit sieben Meter langen Blättern und Tausenden Früchten. Vor allem aber: Sie benötigen viel weniger Platz als andere. Auf einem Hektar Anbaufläche lassen sich 3,3 Tonnen Palmöl pro Jahr gewinnen. Bei Raps, Kokospalme und Sonnenblumen sind es nur 0,7. Auf Borneo, das sich Indonesien und Malaysia (mit Brunei) teilen, und auf der Nachbarinsel Sumatra wurden im vergangenen Jahrzehnt über sechs Millionen Hektar Regenwald abgeholzt.

In den Ländern hängen viele Arbeitsplätze an der Herstellung von Palmöl. Allein in Indonesien sind es mehr als drei Millionen. Präsident Joko Widodo und Malaysias Premierminister Najib Razak warnten in einer gemeinsamen Erklärung kürzlich davor, dass bei einer Umsetzung der „unfairen Praktiken“ der EU Millionen Menschen in ihrem Leben beeinträchtigt würden.

In Malaysia wurden für eine Petition an die EU soeben die Unterschriften von mehr als 600.000 Kleinbauern gesammelt. In manchen Zeitungen ist schon von einem „Palmöl-Krieg“ mit den Europäern die Rede. Plantagen-Minister Datuk Seri Mah drohte bereits mit Gegenmaßnahmen. „Wenn diese Hasskampagnen gegen Palmöl weitergehen, können wir auch zurückschlagen“, sagte Mah. „Malaysia, Indonesien und Thailand sind alles große Käufer von Produkten der EU.“

EU-Parlamentarier sind trotzdem überzeugt davon, dass Palmöl in Tanks nichts verloren hat. Biodiesel auf Basis dieses Pflanzenöls könne schlicht nicht als nachhaltig bezeichnet werden, heißt es bei den europäischen Grünen. Es schade der Umwelt und helfe nicht dabei, die Ziele des Klimaabkommens von Paris zu erreichen. Der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese sagt: „Die ganze Biokraftstoff-Debatte ist vergiftet durch das Thema Palmöl.“ Auch deshalb befürworte seine Fraktion ein Verbot von Palmöl in Biodiesel. „Man muss Raubbau an der Natur nicht auch noch fördern“, meint er.

Nach einer Studie des Singapore Institute of International Affairs gehen von Indonesiens Palmöl-Exporten 17 Prozent in die EU. Malaysia liefert 13 Prozent seiner Ausfuhren nach Europa. Im Vergleich zu bevölkerungsreichen Ländern wie China, Indien oder Indonesien selbst – wo Palmöl hauptsächlich zum Kochen und Backen verwendet wird – ist der Verbrauch in der EU also eher gering. Und in Schokolade und Kosmetik darf das Öl auch in Europa vorerst weiter verwendet werden. Den Todesstoß kann die Europäische Union der Palmöl-Industrie also nicht versetzen – egal zu welchem Ergebnis die Debatte führt. Ungeklärt ist auch die Frage, womit der Palmölanteil im Biodiesel ersetzt werden soll. (mfz)