Alaaaf, Helauuuuu, Brille runter!

Neben der Spur

Karneval, Fastnacht, Fasching, und wir verkleiden uns mit VR-Brillen, die keiner mehr als solche erkennt

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Erinnert sich (TUSCH) noch jemand an die Google Glass? Ja? Wolle mer se reinlasse? Ja, gerne, nur leider ist sie schon vor Markteintritt so richtig auf den Allerwertesten gefallen. Das war nicht ohne Komik. Als sozial nicht durchsetzbar galt sie, weil man heimlich gefilmt werden konnte und der Content auch noch nicht so überzeugte. Oder vielleicht doch, weil man damit mehr wie ein fehlgestanzter Borg aussah. Mit diesem komischen Glasteil über dem rechten Auge und der Kameralinse, neben der bei Videoaufnahme ein Lichtlein aufging. Am Gestell, nicht uns.

Ja, vermutlich war das das Problem mit dem Ding, es machte einfach beim Tragen nicht schöner. Nun wissen wir auch nicht, warum Kopfhörer schöner machen sollen, die stecken wir uns ja auch über unsere Vulkanierohren. Oder Brillen generell. So dolle sind zwei kleine Fensterscheiben mit einer Alu-Karosserie auf der Nase nun auch nicht. Aber bitte, wenn es denn sein muss und sozial erträglicher ist, dann kann man das jetzt bald haben.

Intel bringt Smart Glases auf den Markt, die ganz normal aussehen sollen. Jedenfalls für den Brillengeschmack eines Nerds. Am schwarzen Gestell hängt keine Kamera herum, und ein Glasviereck wie bei der Google Glass sucht man hier auch. Vaunt, so heißt die Entwicklung, soll Mitte 2018 für Developer verfügbar sein, wiegt auf der Nase schlappe 50 Gramm und projiziert das Computerbild an den unteren - inneren - Rand der Gläser, was einen unauffällig nach unten schauen lassen wird, wenn man die eingebauten Informationen sehen will. Richtet man seinen Blick wieder nach oben und vorne, sieht man nichts vom Cyborggedöhns.

Chic.

Also, chic, wenn man auf Brillen mit schwarzen Rändern steht. Aber das schreit ja geradezu nach einer zweiten Generation, die dann auch in Jobs-randlos und Ghandi-Nickelbrillenformat zu haben sein wird. Oder man kann sich eine Faschingsbrille damit bauen lassen, die den Rechner dann direkt unter der Clownmaske auf den Kopf platziert. Kann warm werden unter der Haube, aber fällt dann schon nicht mehr auf.

Kölleeeeeee!

Die Entwicklung wird sicher auch die chinesische Polizei freuen, die heute ja schon etwas sperrige und auffällige Brillen nutzt, die auf ein Gesichtserkennungsprogramm zugreifen und damit allerlei Schabernack anrichten können. Ob ein chinesischer Polizist dabei an sich unauffällig ist und deshalb auch unauffällige Cyberbrillen brauchen kann, lassen wir da mal dahingestellt. Vielleicht eher die Zivilpolizei. Nicht nur in China. Das kann ja heiter werden.