Renault: Ghosn bleibt vier weitere Jahre Chef

Renault-Chef Carlos Ghosn soll für eine weitere Amtszeit an der Spitze des französischen Autoherstellers bleiben. Der Verwaltungsrat gab am Donnerstagabend grünes Licht, den Vertrag mit dem 63-Jährigen für vier Jahre zu verlängern

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Carlos Ghosn

(Bild: Renault)

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  • dpa

Carlos Ghosn bleibt Amt, bekommt zukünftig aber 30 Prozent weniger Geld als bisher.

(Bild: Renault)

Carlos Ghosn soll für eine weitere Amtszeit an der Spitze von Renault bleiben. Der Verwaltungsrat gab am Donnerstagabend grünes Licht, den Vertrag mit dem 63-Jährigen für vier Jahre zu verlängern. Darüber soll nun die Hauptversammlung der Anteilseigner im Juni entscheiden. Ghosn habe zudem entschieden, Thierry Bolloré zur neuen Nummer zwei des Konzerns zu ernennen, teilte der Verwaltungsrat weiter mit. Am Freitag (16. Februar 2018) stellt der Konzern seine Jahreszahlen für 2017 vor. Bolloré war im Vorstand bislang für Wettbewerbsfragen zuständig und wird nun stellvertretender Generaldirektor – ein Posten, den es derzeit nicht gibt. Das Pariser Wirtschaftsministerium hatte auf die Positionierung eines möglichen Nachfolgers Ghosns gedrängt. Der französische Staat hält 15 Prozent an Renault.

Nach Angaben von Wirtschaftsminister Bruno Le Maire stimmte Ghosn zu, sein Gehalt um 30 Prozent zu verringern. Deshalb habe der Staat im Verwaltungsrat für die Entlohnung des Renault-Chefs gestimmt, sagte Le Maire der französischen Nachrichtenagentur AFP. Die Höhe von Ghosns Gehalts hatte in der Vergangenheit für Auseinandersetzungen mit dem französischen Staat gesorgt. Der heutige Präsident Emmanuel Macron hatte Renault im Jahr 2016 in seiner damaligen Funktion als Wirtschaftsminister bei diesem Thema unter Druck gesetzt, woraufhin Ghosn Zugeständnisse machte. Nach dem Willen des Verwaltungsrats sollen die kommenden vier Jahre unter anderem genutzt werden, die Nachfolgeplanung an der Renault-Spitze voranzutreiben. Außerdem solle in dieser Zeit dafür gesorgt werden, dass die maßgeblich von Ghosn geprägte Allianz mit den japanischen Autoherstellern Nissan und Mitsubishi dauerhaft Bestand hat.

Der in Brasilien geborene Manager hatte 1999 von Renault kommend die Spitze von Nissan übernommen, um den verschuldeten Konzern aus der Krise zu führen. 2005 hatte Ghosn auch die Spitze von Renault übernommen. Die Franzosen sind mit Nissan durch Überkreuz-Beteiligungen verbunden. Renault, Nissan und Mitsubishi verkauften im vergangenen Jahr zusammen 10,6 Millionen Autos und leichte Nutzfahrzeuge weltweit. Bei Nissan gab Ghosn den Posten des Vorstandschefs im Frühjahr 2017 ab, blieb aber Präsident. Zudem führt er die Allianz.

Renault hat im vergangenen Jahr von der brummenden europäischen Autokonjunktur profitiert. Dank kräftig gestiegener Verkäufe kletterte der Umsatz um knapp 15 Prozent auf 58,8 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Firmensitz in Boulogne-Billancourt mitteilte. Auch ohne die seit Anfang Januar 2017 einbezogene russische Tochter Avtovaz wäre der Erlös um über 9 Prozent gestiegen, hieß es. Unter dem Strich sprang der auf die Aktionäre entfallende Gewinn um die Hälfte auf 5,1 Milliarden Euro, weil Renault zudem etwas profitabler arbeitete und die Beteiligung an Nissan deutlich mehr Gewinn abwarf. Für das laufende Jahr rechnet Renault-Chef Carlos Ghosn mit weiter steigenden Umsätzen. (mfz)