Kommentar: Der farbige Wackeldackel und Bilder im Fabriktheater – der Fotografie-Monatsrückblick
Einmal im Monat lässt unser Autor Andreas Kesberger die Foto-Nachrichten der vergangenen Wochen Revue passieren. Dieses Mal: Pixel-Shift bei Pentax und ein Werkschaubesuch in Berlin.
- Andreas Kesberger
Gerade nochmal aufgewacht. Eine Zeit lang sah es ja so aus, als ob nur Panasonic noch neue Kameras auf den Markt bringen will. Wer 100 Jahre alt wird, der ist halt für das Unterhaltungsprogramm zuständig. Auch wenn vor 100 Jahren noch niemand an Kameras gedacht hat, sondern mehr an Lampenstecker. Aber die haben ja auch was mit Licht zu tun. Doch dann haben die anderen Hersteller im Februar – was ist der Monat auch immer so kurz – doch noch rechtzeitig ihre Pressemitteilungen verschickt. Das müssen wir hier nicht diskutieren, dafür gibt es andere Foren. Aber drei Aspekte sollen hier dann doch eine Rolle spielen, weil sie vielleicht dereinst den Kameramarkt verändern. Und dann wird man sich mal dran erinnern, dass das im Februar 2018 angefangen hat. Und deshalb sollten wir dann doch noch mal auf die neue Pentax K1 Mark II gucken.
Olympus-Manager haben schon lange laut darüber nachgedacht, dass Pixelshift irgendwie irgendwo irgendwann so schnell gehen wird, damit man ihn auch aus der Hand nutzen kann. Während der ein oder andere Kamerabesitzer anderer Marken schon froh wäre, wenn es auf dem Stativ funktionieren würde, haben sie es bei Pentax einfach gemacht.
Ob es klappt, wird man in der Praxis sehen. Aber dass das ein Weg sein kann, um das mäßige Farbensehen heutiger Digitalkameras zu steigern, liegt auf der zitternden Hand. Denn die soll ja hier zusammen mit dem Stabi alles zu besserer Qualität wackeln. So weit, dass je zittriger, desto schönere Farben, hmh, so weit brauchen wir noch nicht zu gehen... Aber vielleicht schaltet Pentax ja bald Werbung im ZDF-Vorabendprogramm. Zielgruppe und so. Für richtige Langzeit- und Panoramaaufnahmen lässt sich sich die Bewegung vielleicht auch noch mit dem Lifta synchronisieren. Aber spannend wird das auch ohne Geläster.
Auf dem Weg zum Global Shutter
Technisch war diesen Monat vielleicht noch viel zukunftsträchtiger, dass Sony den Prototyp eines Sensors vorgestellt hat, der alle Pixel gleichzeitig auslesen kann. Da bräuchten wir dann wirklich keine Verschlüsse mehr, und Kameratester können endlich aufhören, dauernd Propeller mit elektronischen Verschlüssen zu fotografieren, um Rolling-Shutter-Effekte nachzuweisen. Damit auf den Modellflugplätzen wieder Ruhe einkehrt. Und im Mittel- und Großformat würde keiner mehr den Copalverschlüssen nachweinen. Bei derzeit 1,46 Megapixeln wird das aber noch etwas dauern mit dem Mittelformat. Aber wenn es denn mal soweit ist, dann könnte eine andere Pentax-Idee aus diesem kalten Februar spannend werden.
Wer seine alte Pentax K-1 einschickt, bekommt sie real zur K-1 Mark II upgegradet zurück. Kostet auch nur 500 Euro und bedeutet wirklich den Austausch der Hauptplatine. Bisher waren Upgrade- und Trade-in-Programme stets damit gekoppelt, dass man danach eine ganz neue Kamera in der Hand hielt und nicht die, mit der man letztes Jahr noch durch die Alpen gekraxelt ist. Was ja irgendwie schade war. Man kann Kratzer schließlich lieben lernen.
Die Kratzer bleiben, künftig kommt noch ein "Logo Sticker" fürs Upgrade auf dem Kameraboden dazu, wenn wir das Geld nicht doch lieber in eine neue Optik investieren. Nicht ganz so schade war es bei den bisherigen Pseudo-Updates, stets einen neuen Verschluss zu haben, bevor der alte zusammenbricht. Aber den brauchen wir dank Sony ja bald nicht mehr. Dann wäre es ja nur konsequent, irgendwann auch mal den Sensor auszutauschen. Und schon wird der Kauf einer Leica SL wieder attraktiver. Von wegen Anschaffung fürs Leben und so. Aber da fällt uns wieder die alte Ricoh-Schnapsidee ein, den Sensor gleich zusammen mit dem Objektiv auszutauschen. Hat irgendwie auch nicht so geklappt.
Zeigt her Eure Bilder!
Eigentlich sollte es hier gar nicht so viel um Kameras gehen. Das erhitzt die Kommentargemüter gleich wieder so. Muss gar nicht sein. Ist ja schnell wieder ein neuer Monat. Bilder sind doch spannender als Verschlüsse. Also war ich am Sonntag auf einer Werkschau in Berlin im Fabriktheater Moabit. „That's my work“ – keine Riesenmesse, sondern ein Get-together zum Bildergucken, organisiert von Alexander Platz. Für den Namen kann er nix. Aber dafür, dass das geklappt hat und 300 Leute gekommen sind, um über Fotos zu reden und nicht – oder kaum – über Technik, dafür kann er sehr viel. Schummrig war es, heimelig und spannend. Und die Besucher rückten beim Diskussionsnachmittag im Theatercafé ganz nah ran, weil keiner daran gedacht hat, dass so viele kommen, dass es eine große Lautsprecheranlage braucht.
Ist irgendwie ein beruhigendes Gefühl, dass noch viel mehr Menschen auch ohne Handy fotografieren. Man muss sie vielleicht nur mal öfter zusammenbringen. Vor allem auch mal offline. Also geht raus und zeigt Euch Eure Bilder! Egal wie zittrig die Hand beim Fotografieren war. (msi)