Im Weltall nichts Neues

Projektierte Manned Orbital Station der Army (1960). Bild: US Army

Von Todessternen und Todessputniks

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In den 1950er Jahren hatten die Supermächte visionäre Vorstellungen, wie man den Weltraum militärisch nutzen könnte. Etwa der ultrarechte General Lyman Louis Lemnitzer träumte von orbitalen Kommandoleitständen und Abschussvorrichtungen für Atomsprengköpfe (Der General mit dem Knall). Diesen im wahrsten Sinne des Wortes „hochfliegenden“ Plänen machte 1963 der von Kennedy vorangetriebene Weltraumvertrag ein Ende, der den Weltraum zu demilitarisierten Zone erklärte.

Das Abkommen hinderte die USA allerdings nicht, heimlich Militärastronauten auszubilden; die Sowjetunion schoß 1974 sogar ein Raumschiff mit einer Bordkanone in den Orbit. Unter Hardliner Reagan projektierten die USA das SDI-Programm, das sowjetische Atomraketen zu neutralisieren versprach. Bevor die Militärs ihren technisch unausgereiften Krieg der Sterne am lebenden Objekt testen konnten, endete der Kalte Krieg vorzeitig friedlich.

Da der War on Terror für die Rüstungsindustrie offenbar nicht genug Anreize zur Innovation setzte, kehrten die USA vor ein paar Jahren wieder zum bewährten Feindbild zurück (USA und Russland im nuklearen Rüstungswettlauf). Kürzlich verkündete der Air Force Chief of Staff Gen. David Goldfein, dass man die „Space Superiority“ anstrebe, wie man es bereits im Luftraum realisiert habe (USA bereiten sich auf Weltraumkrieg vor). Zumindest aktuell beschränken sich die US-Amerikaner darauf, ihre Altwagen ins All zu schießen.

Letzte Woche nun zog der Megasuperschurke Vladimir Putin eine TV-Show ab und stellte einen atomgetriebenen Flugkörper vor, der mit Mach 20 unverwundbar sei. Anders als ballistische Sprengköpfe soll die neue Wunderwaffe seitlich steuerbar sein und gefährliche Räume umfliegen können. Der Super-Sputik werde einschlagen wie ein Meteorit und befände sich bereits in Serienproduktion. Ob Putins neues Spielzeug verlässlicher zerstört als die zuvor gepriesene Sarmat-Rakete, beurteilt man im Westen skeptisch, Experten bezweifeln die technische Machbarkeit. Der Zeitpunkt der Präsentation des neuen Waffensystems dürfte mit dem nahenden Wahltermin zusammenhängen.

Die transatlantisch stets verlässliche Springerpresse tadelte den eigenwilligen aktuellen US-Präsidenten Donald Trump für dessen Zurückhaltung gegenüber Putins Provokation. Von zünftigen US-Präsidenten darf man schließlich Säbelrasseln erwarten. Trump hingegen zieht es vor, den Planeten lieber klimatisch als militärisch zu ruinieren.