Nordkorea gibt sich verhandlungs- und abrüstungsbereit

Gute Stimmung soll in Pjöngjang geherrscht haben.

Kim Jong-un spielt den Ball auf die Seite von Trump, der aber mit dem deeskalierenden Spielzug überfordert zu sein scheint

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Die USA haben neue Sanktionen gegen Nordkorea wegen des angeblichen Gebrauchs von chemischen Waffen verhängt. Gemeint ist der tödliche Anschlag im Februar des letzten Jahres mit einem Nervengift auf Jong-Nam, den Halbbruder von Kim Jong-un. Die Sanktionen sind eher symbolisch, sollen aber wohl deutlich machen, dass das Weiße Haus den Druck auf Nordkorea weiter erhöht.

In den USA berichten die Mitarbeiter von 38 North, die aus der Ferne die Vorgänge in Nordkorea beobachten und immer mal wieder verdächtige Aktivitäten im Hinblick auf das Atomwaffenprogramm melden, sie hätten auf Satellitendaten im Februar Aktivitäten in einem 5-MW-Reaktor in Yongbyon entdeckt. Auf den Bildern sei über einige Tage hinweg eine Wasserdampfwolke zu sehen gewesen, wie sie normalerweise bei einem Betrieb des Reaktors entsteht. Allerdings konnte kein Ablassen von Kühlwasser in den nahegelegenen Fluss entdeckt werden.

Das, so sinnieren die Autoren, könne darauf hinweisen, dass die Wolke nichts mit dem Reaktor zu tun hat - oder dass, was wahrscheinlicher sei, die Abwasserrohre verlängert worden seien. Darauf deute die Eisschmelze auf den Fluss hin: "Wenn der Reaktor wieder in Betrieb ist, was die Hinweise nahelegen, dann bedeutet das, dass Nordkorea die Produktion von Plutonium wahrscheinlich für sein Atomwaffenprogramm wieder aufgenommen hat." Überdies sei dort ein neues militärisches Zeltlager eingerichtet worden.

Nordkorea auf Schmusekurs

Die USA und Südkorea werden trotz des vor den olympischen Winterspielen begonnenen Versöhnungskurses von Nord- und Südkorea die jährlichen großen Militärübungen Key Resolve und Foal Eagle im April beginnen, hatte vor einer Woche ein Sicherheitsberater des südkoreanischen Präsidenten angekündigt. An den Militärübungen nehmen bis zu 300.000 südkoreanische Soldaten und mehr als 15.000 amerikanische teil. Sie beginnen normalerweise Ende Februar oder Anfang März, wurden aber wegen der Winterspiele auf Wunsch von Südkorea verschoben und sollen nach dem Ende der Paralympischen Spiele beginnen.

Nordkorea hatte mit diffusen Gegenmaßnahmen gedroht, falls die USA die Militärübungen durchführen. Diese würden die Versöhnung gefährden. Allerdings scheint Kim Jong-un derzeit darauf bedacht zu sein, die Verständigung mit Südkorea voranzubringen, was auch einen Keil zwischen Südkorea und den USA treiben könnte. Der könnte auch durch die Auferlegung von Zöllen verschärft werden, die Trump auch gegen Südkorea richten will. Kim Jong-un äußerte jetzt gar Verständnis dafür, dass die Militärübungen nicht weiter verschoben werden können.

Bei den zweitägigen Gesprächen zwischen Südkorea und Nordkorea, bei denen sich auch Kim Jong-un mit den Gesandten des südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In offenbar in guter Stimmung getroffen und mit einigen diniert hat, scheint es zu produktiven Gesprächen einer weiteren Annäherung gekommen zu sein. Nordkorea scheint nun auf Deeskalation zu setzen. Kim bot Gespräche mit den USA an, um über eine Normalisierung der Beziehungen, aber auch über den Abbau der Atomwaffen zu reden. Nordkorea habe das Angebot gemacht, so die südkoreanische Delegation, während der Gespräche keine Atomwaffen- und Raketentests durchzuführen. In Südkorea wird nun gerätselt, wie ernsthaft das Angebot verstanden werden soll.