Todesstrafe: Oklahoma will die Todesspritze durch Stickstoff ersetzen

Exekutionsraum von Oklahoma. Bild: Oklahoma Department of Corrections

Da in den USA die Mittel für die Giftspritze ausgegangen sind, greift man auf alte Mittel zurück oder sucht nach neuen, um die wachsende Zahl der Todeskandidaten aus dem Leben zu schaffen

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Stickoxid (NO2) in der Außenluft führt, wie ein neuer, vom Umweltbundesamt (UBA) beauftragter Bericht des Helmholtz Zentrum München und der IVU Umwelt GmbH zeigt, zu "erheblichen Gesundheitsstörungen". Für das Jahr 2014 geht das UBA nicht nur von 6000 vorzeitigen Todesfällen durch Stickstoffbelastung aus, die etwa durch Dieselmotoren entsteht, sie hat auch "Krankheiten wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Schlaganfall, der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) und Asthma" zur Folge. Die Folgen sind demnach schwerwiegend. So seien "acht Prozent der bestehenden Diabetes mellitus-Erkrankungen in Deutschland im Jahr 2014 auf Stickstoffdioxid in der Außenluft zurückzuführen". Das würde etwa 437.000 Krankheitsfällen entsprechen.

Die Menschen vergiften sich gewissermaßen selbst. Zwar nehmen die Stickstoff-Konzentrationen in den letzten Jahren ab, aber ein Vergleich der durch den Verkehr verursachten Spitzenbelastungen an verkehrsreichen Straßen ("Hot Spots") gegenüber Regionen, die lediglich eine Hintergrundbelastung aufweisen, zeigt nach dem Bericht, dass die Krankheitslast an den Hot Spots um bis zu 50 Prozent erhöht ist.

Erschießungskommandos oder Opioide

Was eine Gesellschaft durch das Mitwirken vieler Akteure systemisch als tödliche Nebenwirkung erzeugt, könnte nun in den USA zu einem Mittel werden, um die Todesstrafe weiter vollziehen zu können. Die Bundesstaaten in den USA, in denen die Todesstrafe verhängt und mittels Giftspritze vollzogen wird, sind seit 2011 in höchsten Nöten, weil sie ihr Gift nicht mehr aus Europa beziehen können. Die EU hat den Export von Mitteln für Exekutionen verboten, zunächst das Barbiturat Thiopental, danach Pentobarbital.

Als 2011 das wichtige Bestandteil der Todescocktails versiegte, wurden die Gifte in den USA von Apotheken gemixt und neue Kombinationen mit Midazolam ausprobiert oder man setzte statt auf den Cocktail mit drei Substanzen nur auf von Apotheken hergestelltes Thiopental oder auch Pentobarbital, teils mit schrecklichen Folgen für die Sterbenden, die einen langen Todeskampf erleiden mussten. Das Benzodiapezin Midazolam wird mit einem starken Schmerzmittel wie Hydromorphon und abschließend mit Kaliumchlorid, das zum Herzstillstand führt, gegeben. Auch das Narkotikum Etomidat wurde bereits 2017 verwendet. Das Problem führte zu einem Rückgang der Exekutionen. Mit der Todesspritze wurden 2017 23 Menschen hingerichtet. 2011 waren es noch 43, 2010 46 und 2009 sogar 52.

Man dachte über Alternativen nach, beispielsweise über Erschießungskommandos, in Utah wäre das inzwischen möglich. Oder der elektrische Stuhl könnte wiederbelebt werden. Angesichts der in den USA herrschenden "Opioid-Epidemie", aufgrund derer Tausende von Amerikanern jährlich an einer Überdosis sterben, kann nun in einigten Bundesstaaten auch das Opioid Fentanyl in einem Mix-Cocktail verwendet werden (Opioid soll in das Giftcocktail der Todesspritze).