Bayer und Monsanto planen Monster-Hochzeit

Die Natur braucht 30.000 Jahre um eine neue Spezies zu schaffen, aber wir rotten pro Tag global 150 Tier- und Pflanzenarten aus. Ein Kommentar

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Inzwischen ist jede dritte Tier-, Pflanzen-und Pilzart vom Aussterben bedroht. Dabei wissen wir: Ohne Tiere und ohne Pflanzen keine Menschen. Wir alle stehen auf den Schultern unserer älteren Geschwister im Tier- und Pflanzenreich. Mit dem dramatischen Artensterben sind wir die erste Generation, die Gott voll ins Handwerk pfuscht.

Und nun kommt die Meldung, dass die EU die geplante Fusion des Chemiekonzerns Bayer mit der US-Saatgutfirma Monsanto genehmigt. Nur die USA müssen jetzt noch der geplanten Monster-Hochzeit zustimmen.

Das bedeutet: Künftig werden vier Agrarchemie-Riesen den Lebensmittelmarkt der ganzen Welt beherrschen. Baysanto mit 22.5 Milliarden Euro Jahresumsatz, Sygenta mit 14 Milliarden, Dow Dupont mit 13 und BASF mit knapp sechs Milliarden Euro.

Diese vier Großen haben damit die Verantwortung für die Lebensmittel, für die Mittel zum Leben, fast der ganzen Welt. Sie besitzen das Quasi-Monopol für das, was noch von wem und wie angebaut werden kann. Die vier Riesen hätten damit die Bauern in noch größere Abhängigkeit als bisher gebracht - mit dramatischen Folgen für unsere Gesundheit, für die Artenvielfalt, für den Klimawandel und durch Monokulturen.

Der Klimawandel ist schließlich auch eine Folge der immer mehr industrialisierten Landwirtschaft. Doch Bayer-Chef Werner Baumann findet diese Entwicklung ganz toll, es klingt bei ihm, so der "Spiegel", als wolle Bayer nicht Monsanto, sondern Misereor kaufen. Der Deal, so Baumann, sei gut für die Welternährung, gut für die Bauern und für die Konsumenten.

Baumann übersieht dabei auch die Ursachen für das schlechte Image, das Monsanto weltweit genießt: Die Gesundheitsgefahren, die vom Monsanto-Produkt Glyphosat ausgehen, die Klagen tausender Krebspatienten in den USA gegen Monsanto, weil sie Glyphosat für ihre Erkrankung verantwortlich machen, oder die Entschädigungsforderungen tausender Bauern, die Monsanto für ihre Ernteverluste verklagen. In Brasilien klagt der mächtige Verband der Sojabauern gegen Monsanto, weil Glyphosat nicht funktioniere wie versprochen. Im Europaparlament bekamen Monsanto-Vertreter Hausverbot.

Monsanto bestreitet alle Vorwürfe und Bayer verdrängt sie. Es geht schließlich um Quasi-Monopole wie bei Amazon, Google. Facebook und Apple. Wohin das führen kann, erlebt die Welt zurzeit gerade mit dem Aufruhr gegen Facebook. Die geplante Mega-Fusion macht die Lebensmittelerzeugung anfällig und erschwert alternative Ernährungssysteme wie die ökologische Landwirtschaft.

Diese Entwicklung können nur noch aufgeklärte Verbraucher stoppen. Nur eine radikale Wende zur Biolandwirtschaft könnte die Arten-Vielfalt und wohl auch die Zukunft der Landwirtschaft noch retten. Wir brauchen eine Landwirtschaft, die Klima, Boden, Tiere und Wasser schützt. Dabei müssen wir lokal säen, wenn wir global denken.

Immerhin: 2017 stellten jeden Tag fünf deutsche Bauern eine Landwirtschaftsfläche von 500 Hektar auf Bio um. Jetzt wirtschaften elf Prozent der Landwirte ökologisch. Die neue Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner will, dass bis 2030 in Deutschland 20% der landwirtschaftlichen Fläche biologisch bewirtschaftet werden. Und der Vorsitzende der Biolandwirte, Felix Prinz zu Löwenstein, ist sich sicher: "Wir werden dieses Ziel früher erreichen." Die Nachfrage nach Bioprodukten entwickelt sich dynamisch. 2017 erreichte der Bio-Markt in Deutschland erstmals einen Umsatz von über zehn Milliarden Euro.

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